Flüssigkeitskupplungen: Funktionsweise, Hersteller, Vergleich & Abgrenzung

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Flüssigkeitskupplungen: Funktionsweise, Hersteller, Vergleich & Abgrenzung

Flüssigkeitskupplungen sind wesentliche Komponenten in vielen industriellen und Fahrzeuganwendungen, die eine sanfte und effiziente Drehmomentübertragung ermöglichen. Diese Kupplungen nutzen eine Flüssigkeit, meist Öl, um kinetische Energie zwischen Antriebs- und Abtriebswelle zu übertragen. Der folgende Artikel beleuchtet die grundlegende Funktionsweise von Flüssigkeitskupplungen, grenzt sie von Reibungskupplungen ab und erklärt die speziellen Eigenschaften hydrodynamischer oder Strömungskupplungen. Durch die Betrachtung dieser Aspekte wird deutlich, warum Flüssigkeitskupplungen in Anwendungen mit hohen Lasten und Drehzahlen unverzichtbar sind und wie sie zu einer verlängerten Lebensdauer und reduzierten Wartungskosten beitragen.
Definition & FunktionsweiseReibungskupplungenHydrodynamische KupplungenHersteller

Definition und Funktionsweise

Flüssigkeitskupplungen, auch als hydraulische Kupplungen bekannt, sind eine Art von mechanischen Vorrichtungen, die Drehmoment übertragen und eine reibungslose Kraftübertragung zwischen Antrieb und Abtrieb ermöglichen. Diese Kupplungen nutzen eine Flüssigkeit, normalerweise Öl, um die Drehkraft von einem Rotor auf einen anderen zu übertragen.

Die grundlegende Funktionsweise einer Flüssigkeitskupplung kann wie folgt beschrieben werden:

  • Primärteil (Pumpenrad): Das Pumpenrad ist mit der Antriebswelle verbunden und dreht sich mit dieser. Durch die Drehung des Pumpenrads wird die Flüssigkeit im Inneren der Kupplung beschleunigt und in Bewegung gesetzt.
  • Sekundärteil (Turbinenrad): Das Turbinenrad ist mit der Abtriebswelle verbunden und befindet sich gegenüber dem Pumpenrad. Die von der Flüssigkeit erzeugte kinetische Energie wird auf das Turbinenrad übertragen, wodurch dieses in Bewegung versetzt wird und das Drehmoment weitergeleitet wird.
  • Arbeitsflüssigkeit: Die Flüssigkeit in der Kupplung dient als Übertragungsmedium für die kinetische Energie. Die Fliehkraft und die Bewegung der Flüssigkeit sorgen für die Energieübertragung zwischen den beiden Rädern.

Durch die Verwendung von Flüssigkeit anstelle einer direkten mechanischen Verbindung wird eine sanfte und stufenlose Übertragung des Drehmoments ermöglicht. Dies reduziert mechanischen Verschleiß und ermöglicht eine stoßfreie Kraftübertragung, was insbesondere in Anwendungen mit hohen Lasten und Drehzahlen von Vorteil ist.


Abgrenzung zu Reibungskupplungen

Während Flüssigkeitskupplungen eine flüssige Verbindung zur Kraftübertragung nutzen, basieren Reibungskupplungen auf dem Prinzip der mechanischen Reibung. Hier sind die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Kupplungstypen:

  • Übertragungsmedium

    • Flüssigkeitskupplungen: Nutzen eine Flüssigkeit (meist Öl) zur Übertragung von Drehmoment.
    • Reibungskupplungen: Verwenden mechanische Reibung zwischen festen Oberflächen zur Kraftübertragung.
  • Anlaufverhalten

    • Flüssigkeitskupplungen: Ermöglichen einen sanften und stufenlosen Anlauf, da die Flüssigkeit eine stoßfreie Kraftübertragung ermöglicht.
    • Reibungskupplungen: Haben oft einen abrupten Anlauf, da die Reibung zwischen den Kontaktflächen sofortiges Drehmoment überträgt.
  • Verschleiß

    • Flüssigkeitskupplungen: Weniger Verschleiß, da es keine direkten mechanischen Kontaktflächen gibt, die sich abnutzen.
    • Reibungskupplungen: Höherer Verschleiß durch die kontinuierliche Reibung zwischen den Kupplungsflächen.
  • Wartung

    • Flüssigkeitskupplungen: Erfordern regelmäßigen Austausch oder Nachfüllen der Flüssigkeit, sind aber insgesamt wartungsärmer.
    • Reibungskupplungen: Müssen häufiger gewartet werden, um verschlissene Reibbeläge zu ersetzen.
  • Einsatzbereiche

    • Flüssigkeitskupplungen: Häufig in Anwendungen mit hohen Drehzahlen und starken Lastwechseln wie in industriellen Maschinen und Fahrzeugen.
    • Reibungskupplungen: Verbreitet in alltäglichen Fahrzeugkupplungen und einfachen Maschinen, wo direkte und schnelle Kraftübertragung erforderlich ist.

Abgrenzung zur Hydrodynamischen bzw. Strömungskupplung

Die hydrodynamische oder Strömungskupplung ist eine spezielle Form der Flüssigkeitskupplung, die auf den Prinzipien der Hydrodynamik basiert. Diese Kupplungen finden Anwendung in Hochleistungsantrieben und zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, hohe Drehmomente sanft und effizient zu übertragen.

Aufbau und Funktion

Eine hydrodynamische Kupplung besteht aus drei Hauptkomponenten:

  • Pumpenrad: Dieses ist mit der Antriebswelle verbunden und beschleunigt die Arbeitsflüssigkeit durch Rotation.
  • Turbinenrad: Befindet sich gegenüber dem Pumpenrad und ist mit der Abtriebswelle verbunden. Es nimmt die kinetische Energie der strömenden Flüssigkeit auf und überträgt diese auf die Abtriebswelle.
  • Leitrad (optional): In einigen Konstruktionen gibt es ein festes Leitrad zwischen Pumpen- und Turbinenrad, das die Strömung der Flüssigkeit optimiert und die Effizienz der Kupplung erhöht.

Funktionsweise

Die Funktionsweise der hydrodynamischen Kupplung lässt sich wie folgt beschreiben:

  • Beschleunigung der Flüssigkeit: Das Pumpenrad, das sich mit der Antriebswelle dreht, beschleunigt die Flüssigkeit und setzt sie in Bewegung.
  • Energieübertragung: Die bewegte Flüssigkeit trifft auf das Turbinenrad und überträgt ihre kinetische Energie auf dieses, wodurch das Turbinenrad in Rotation versetzt wird.
  • Drehmomentübertragung: Das Turbinenrad überträgt das Drehmoment auf die Abtriebswelle, wodurch die Bewegung fortgesetzt wird.
  • Strömungsregelung: Durch die Form und Anordnung der Räder wird die Strömung der Flüssigkeit optimiert, um maximale Effizienz zu gewährleisten.

Vorteile und Anwendungen

Hydrodynamische Kupplungen bieten mehrere Vorteile:

  • Sanfte Kraftübertragung: Minimierung von mechanischen Stößen und Vibrationen.
  • Hohe Drehmomentübertragung: Geeignet für Anwendungen mit hohen Lasten und Drehzahlen.
  • Langlebigkeit: Reduzierter mechanischer Verschleiß und höhere Lebensdauer.
  • Überhitzungsschutz: Die Flüssigkeit kann Wärme effizient ableiten, was die Gefahr der Überhitzung verringert.

Diese Kupplungen werden häufig in schweren Maschinen, Marineanwendungen, Bahnfahrzeugen und industriellen Antrieben eingesetzt, wo hohe Leistungsanforderungen und Zuverlässigkeit essenziell sind.


Hersteller von Flüssigkeitskupplungen, Abgrenzung und vergleich

Hersteller von Flüssigkeitskupplungen, Alleinstellungsmerkmale
Hersteller Standort Gründungsjahr Umsatz in Mio Euro Spezialisierung Alleinstellungsmerkmal Produkte
CEJN Schweden 1955 120 Hochleistungs-Schnellkupplungen Hochdruck-Hydraulik- und Pneumatik-Schnellkupplungen Multi-X, X65
ATP Antriebstechnik Deutschland 1988 25 Antriebstechnik und Verbindungstechnik Spezielle Kupplungssysteme für Industrieanwendungen ATP-Therm, ATP-Flex
VULKAN Gruppe Deutschland 1889 200 Kupplungen und Antriebstechnik Marineanwendungen und industrielle Anwendungen VULKAN Kupplung, RATO S
Voith Turbo Deutschland 1867 4.200 Hydrodynamische Antriebstechnik Hydraulische Kupplungen für Industrie und Fahrzeuge Voith Hydrodynamische Kupplung, TurboFlex
Rexnord Corporation USA 1892 1.700 Mechanische und elektrische Antriebslösungen Innovative Kupplungsdesigns und Materialtechnologien Thomas Couplings, CENTAFLEX
KTR Systems Deutschland 1959 250 Kupplungs-, Brems- und Kühlsysteme KTR Kupplungen für verschiedene Industrien ROTEX, REVOLEX
Alfa Laval Schweden 1883 4.700 Wärmeübertragungs-, Trennungs- und Fluidhandhabung Führend bei Energieoptimierung und Umweltschutz Alfa Laval FLK, LKH
Quelle: Eigene Recherchen, eine Auswahl

Über den Autor

Ingo Lenzen studierte als IBM-Student an der BA Mannheim (heute Duale Hochschule BW) „Betriebswirtschaftslehre mit Fachrichtung Wirtschaftsinformatik“. Client-Server-Architekturen und DB-Programmierungen waren die Grundlage der folgenden Aufgaben. Er leitete mehrere Jahre als Systemanbieter die Sicherstellung der IT-Kommunikation und -Verarbeitung in einer großen Bank. Es folgte ein Wechsel ins Consulting, wo die Datenanalyse und -Qualitätsprüfung zunehmend Schwerpunkte der Tätigkeiten ausmachten. Heute begleitet Ingo Lenzen zahlreiche Stammdatenprojekte und führt Seminare und Workshops im Bereich der Datenanalyse durch. Ingo Lenzen ist Produktmanager und Teamleiter der Consulting-Abteilung der humanIT Software GmbH und Mitglied im Prüfungsausschuss der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (Mannheim).

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