Nachhaltigkeit in der Logistikimmobilienbranche: Trends und Entwicklungen

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Die Nachfrage nach nachhaltigen Logistikimmobilien ist ungebrochen. Doch wie äußert sich der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit in der Logistikimmobilienbranche? Wie erreichen Unternehmen das Ziel der Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit in der Logistikimmobilienbranche: Steigende Nachfrage zu verzeichnen

Die Nachfrage nach Logistikimmobilien ist größer denn je. Sie werden zum Umschlag oder für die Lagerung von Waren ebenso benötigt wie für die Kommissionierung und Verpackung. Unternehmen, die Logistikimmobilien mieten, suchen teilweise einzelne Lagerhallen, zum Teil aber auch ganze Grundstück – bebaut oder unbebaut – oder auch Anlagen mit Hallen und Bürogebäuden in geeigneter Größe. Lagerhallen können in verschiedenen Formen wie Flach-, Hochregal-, Etagen- oder Traglufthallen vorhanden sein. Welche Art von Halle gemietet wird, hängt stark vom jeweiligen Produkt und vom Geschäftsinhalt des betreffenden Unternehmens ab.

Green Deals durch die EU

Im Dezember 2019 hat die Europäische Kommission einen sogenannten „Green Deal“ für die EU verabschiedet. Außerdem gilt seit 2022 eine EU-Taxonomie für den gesamten Gebäudesektor. Diese beinhaltet eine Klassifizierung, nach der Immobilien in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit bewertet werden. Dabei gilt, dass nur die Immobilien nachhaltig sind, die

  • einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten
  • keinen erheblichen Schaden an anderen Umweltzielen anrichten

Es geht dabei nicht nur um den Klimaschutz, sondern auch um die Anpassung an den Klimawandel, um die nachhaltige Nutzung von Ressourcen (hier insbesondere von Wasser), um die Vermeidung von Abfall und Verschmutzungen sowie um den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Insgesamt soll damit ein ökologischer Fußabdruck von Logistikimmobilien so klein wie möglich ausfallen. Der Schutz der Ökosysteme sowie die Steigerung der Biodiversität – oder wenigstens deren Erhalt – stehen im Fokus aller Bemühungen und Vorgaben seitens der EU. Gleichzeitig liefert gerade die Logistikbranche sehr viel Spielraum, um dem Wunsch nach ökologischer Nachhaltigkeit zu entsprechen. Dabei sind auch vermeintliche Details wie die häufig auch zu Nachtzeiten nötige Beleuchtung relevant. All die scheinbaren Kleinigkeiten ergeben zusammen das große Ganze, welches einen Wandel herbeiführen kann.

Schon bei der Planung der Logistikimmobilien nachhaltig denken

Der Gedanke an die Nachhaltigkeit von Logistikimmobilien darf nicht erst aufkommen, wenn es um den Kauf oder die Miete eines bestimmten Objekts geht. Vielmehr muss schon bei der Planung darauf geachtet werden, dass die gewünschten Nachhaltigkeitsmaßnahmen möglich und umsetzbar sind. An dieser Stelle kommt der BREEAM-Standard ins Spiel (Building Research Establishment Environmental Assessment Method), der unter anderem auf die Vermeidung von Verschmutzungen des Bodens, der Luft und des Wassers im Zusammenhang mit der Nutzung der Immobilien abzielt. Ein herausragendes Beispiel dafür ist „P3 Echt in den Niederlanden“: Die Immobilie wurde 2021 fertiggestellt und misst rund 100.000 m². Sie wurde als „herausragend“ ausgezeichnet und gilt als eines der nachhaltigsten Logistikzentren der gesamten Niederlande.

So zieht die Nachhaltigkeit in die Welt der Logistikimmobilien ein

Bei Immobilien im Bestand können zwar nachträgliche Veränderungen viel in Richtung Nachhaltigkeit bewirken. Im Fokus steht aber immer zuerst ein nachhaltiger Bau von Logistikimmobilien. Schon bei der Planung muss versucht werden, die ökologischen Auswirkungen des betreffenden Gebäudes so gering wie möglich zu halten. Dies kann unter anderem durch Brownfield-Projekte, bei denen belastete Grundstücke oder Industriebrachen genutzt werden, zum Tragen kommen, oder durch Greenfield-Projekte, bei denen neue Gebäude auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“ entstehen, ohne dabei durch Flächenversiegelung und Verunreinigung den Aspekt der Nachhaltigkeit zunichtezumachen.

Trias Energetica Modell als Orientierung zur Nachhaltigkeit

Für dieses Modell werden drei Schlüsselprinzipien zugrunde gelegt. Sie alle sollen dazu beitragen, die verwendete Energie beim Planen neuer Logistikimmobilien sowie für deren spätere Nutzung zu reduzieren. Es geht um:

  1. Begrenzung des Energiebedarfs durch effiziente Nutzung
  2. Einsatz erneuerbarer Energiequellen
  3. saubere und effiziente Nutzung fossiler Brennstoffe

In jeder Phase eines Neubaus der Gewerbeimmobilie müssen in Bezug auf die Nachhaltigkeit bewusste Entscheidungen getroffen werden. Diese stellen die Ressourcen sowie deren Verbrauch in den Fokus und zielen darauf ab, Energieverbrauch und Abfallentstehung zu reduzieren. Auch bei der späteren Nutzung der Immobilie muss es möglich sein, den Ressourcenverbrauch genau im Auge und gegebenenfalls steuern zu können. Moderne App-Lösungen ermöglichen diese Übersicht in einem Dashboard.

Für den Bau einer Logistikimmobilie im Sinne der Nachhaltigkeit können beispielsweise recycelbare Baumaterialien verwendet werden, die von lokalen Bauunternehmen stammen. Dies ermöglicht das umweltschonende Bauen ebenso wie die Verringerung des CO2-Fußabdrucks. Zum Erhalt der Flora und Fauna sind Ausgleichsflächen nötig, die hochwertig begrünt und naturnah gestaltet werden. Hocheffiziente Wasseranlagen und LED-Beleuchtungen tun ein Übriges dafür, den Wasser- und Stromverbrauch bei der laufenden Nutzung der Immobilie zu senken.

Energie selbst herstellen und damit Nachhaltigkeit bei Logistikimmobilien sichern

Meist wird von Interessenten bei der Suche nach Logistikimmobilien ein Überblick über die Mietpreise der Region gewünscht. Doch diese sagen nichts über die Nachhaltigkeit aus, der die betreffende Immobilie folgt. Angesichts der Bedrohungen, die durch den Klimawandel erwachsen, sollten jedoch Nachhaltigkeitsaspekte mindestens ebenso wichtig wie die Preisgestaltung sein. Hierbei fällt unter anderem das Schlagwort der „grünen Energie“, also des Stroms aus eigener Herstellung.

Schon heute sind viele Logistikimmobilien Selbstversorger, was unter anderem an den zahlreich installierten Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern liegt. Klimaneutrale Lieferketten sind nur zu erreichen, wenn auch die Immobilien, die für den Umschlag oder die Lagerung der Produkte benutzt werden, „grün“ sind. Gerade die Dachflächen bieten hierbei wunderbare Möglichkeiten, denn sie sind oft einige Tausend Quadratmeter groß. Leistungsstarke Solaranlagen sind installierbar und liefern auf der einen Seite kostengünstigen Ökostrom, auf der anderen Seite tragen sie zur Senkung der CO2-Emissionen bei. Auch der Flächenverbrauch wird durch eine Nutzung von ohnehin vorhandenen Dachflächen reduziert. An dieser Stelle kommt das Konzept „Vehicle to Grid“ auf den Plan: Grüner Strom kann in die Ladeinfrastruktur für E-Lkw und E-Autos eingespeist werden. Im Grunde sind sämtliche Technologien dazu längst vorhanden und es braucht nur noch den Mut, diese anzuwenden. Langfristig gesehen werden sich Nachhaltigkeitsaspekte durchsetzen und durch Ressourcenschonung sowie optimal aufeinander abgestimmte Logistikprozesse dafür sorgen, dass Unternehmen leistungsstark und umweltfreundlich sind. Gleichzeitig können Budgetkapazitäten frei werden, die für andere Investitionen nutzbar sind.

Weitere Aspekte für nachhaltige Gebäude in der Logistikbranche

Unternehmen haben viele Möglichkeiten, mit denen sie Gebäude nachhaltig gestalten können:

  • auf hohen Wärmerückgewinnungsgrad der Lüftungsanlagen setzen
  • Einsatz von LEDs zur Beleuchtung
  • Optimierung der Gebäudeausrüstung
  • Vernetzung der Leittechnik

Wichtig ist, dass nicht zu kurzfristig gedacht wird, denn der gesamte Lebenszyklus sollte von Anfang an im Blick behalten werden. Wer ein Gewerbegrundstücke kaufen oder mieten möchte, sollte daher dem Aspekt der Nachhaltigkeit genügend Aufmerksamkeit schenken. Beim Bau gilt zum Beispiel, dass eine gut überlegte Materialwahl dazu beiträgt, über den ganzen Lebenszyklus hinweg rund 30 bis 50 Prozent der Emissionen im Vergleich zum konventionellen Bau aus Beton und Stahl zu sparen. Recyceltes Baumaterial kann die Lösung sein. Recycelter Stahl und Beton, dazu wiederaufbereiteter Kunststoff sowie die Verwendung von Holz als nachwachsendem Rohstoff überzeugt immer mehr Gebäudeplaner. Im Bereich der Energieversorgung sind es die regenerativen Energien, die den fossilen Energieträgern längst den Rang abgelaufen haben. Das Ziel für alle Logistikunternehmen muss in der Klimaneutralität liegen, was nicht nur der Nachhaltigkeit zugutekommt, sondern auch in Zeiten steigender Strompreise und einer angespannten Lage auf dem Energiemarkt für Entspannung sorgen kann. Vor allem die aktuellen und künftigen Nutzer der Logistikimmobilien sind hier gefragt. Das Umdenken ihrerseits wird als wichtiger angesehen als das Vorhaben vieler Planer und Architekten. Sie führen letzten Endes die Wünsche der Bauherren aus, doch Letztere müssen darauf bestehen, in eine gesunde Umwelt zu investieren.

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