Und wieder einmal trifft ein Shitstorm aus den Sozialen Medien ein Unternehmen – in dem Fall den Wirt Ricky Steinberg vom Hofbräukeller in München. Er hat ein Verbot erteilt: Er möchte keine Studentenverbindung mehr in seinem Gasthof haben, denn einige der jungen Leute hätten sich in der Vergangenheit arg daneben benommen. Randale und die erste Strophe des Deutschlandlieds haben dazu geführt, dass das Verbot ausgesprochen wurde. Nun muss sich Ricky Steinberg allerdings mit seiner Reputation und einem geordneten Reputationsmanagement befassen.
Keine Studentenverbindung erlaubt!
Am Wiener Platz in München befindet sich der Hofbräukeller, der von Wirt Ricky Steinberg geführt wird. Er fürchtet derzeit um seine Reputation, weil ein Shitstorm gegen ihn losgetreten wurde. Der Grund: Ende Juni war eine Studentenverbindung Gast im Hofbräukeller. Zu später Stunde wurde dann die erste Strophe des Deutschlandliedes angestimmt. Mit einer solchen rechten Gesinnung möchte der Wirt allerdings nichts zu tun haben und hat die Verbindung aus seinem Lokal verbannt. Die Folge: Ab jetzt darf gar keine Studentenverbindung mehr den Hofbräukeller betreten, denn auch in der Vergangenheit gab es bereits Probleme mit den jungen Leuten, sagt er. Es sei bereits vorgekommen, dass Gruppen junger Leute randalierend durch den Biergarten gezogen seien und das Personal angepöbelt hätten. Der Wirt vom Hofbräukeller zog nun die Konsequenzen und sprach von einer restriktiven Reservierungspolitik. Dies schadete dem Lokal und seiner Reputation allerdings enorm, denn über die Sozialen Medien brach ein Shitstorm los – eine Hetzkampagne gegen den Hofbräukeller. Wobei an dieser Stelle anzumerken ist, dass viele der negativen und wütenden Kommentare offenbar von rechter Seite stammen: Studentenvereinigungen, die ganz klar rechts orientiert sind, äußern sich mit sehr deutlichen und verletzenden Worten. Allerdings dürfte dies auf den Gastwirt nicht unbedingt beeindruckend wirken und ihn in der Entscheidung stützen, seine Reservierungspolitik wieder zu ändern.
Shitstorm: Gutes Reputationsmanagement ist gefragt
Nach der Bekanntgabe der neuen Reservierungspolitik musste sich das Lokal binnen zweier Tage 2.900 Bewertungen gefallen lassen – alle sehr schlecht. Ein Shitstorm sondergleichen brach los und gerade Facebook bietet ja bekanntermaßen eine ideale Plattform dafür. Der Shitstorm wurde jedoch auch auf andere Soziale Medien und diverse Bewertungsportale im Internet ausgedehnt, sodass die Reputation des Lokals arg ins Wanken geriet.
Dabei haben die Gastwirte, die bereits seit zwanzig Jahren den Hofbräukeller führen, gar nichts gegen die Studentenverbindung an sich. Das Problem ist jedoch, dass bei Veranstaltungen mit diesen Vereinigungen, die älteren Herrschaften meist vor den jüngeren Leuten verschwinden – für diese in Kombination mit Alkohol scheinbar ein Freibrief, sich daneben zu benehmen. Das Verbot für Studentenvereinigungen war da nur die logische Konsequenz. Dass sich diese das nicht ungestraft gefallen lassen, war fast klar. So brach der beschriebene Shitstorm los, der natürlich kaum etwas mit sachlicher Kritik, sondern vielmehr mit Beschimpfungen und Hetze zu tun hat.
Allerdings gibt es auch Kommentare in den Sozialen Medien, die sich gegen die pauschalen Verurteilungen der User richten, denn nicht alle wollen über einen Kamm geschoren werden und etwa als Nazi-Verbindungen dastehen. Gleichzeitig erfährt der Gastwirt Unterstützung in Form von aufmunternden Kommentaren, denn sein Engagement gegen Rechts loben viele.
Das Reputationsmanagement umfasst nun eine gezielte Kommunikation mit Gästen und Usern im Netz, wobei es natürlich unmöglich ist, sämtliche Kommentare zu dementieren oder sich stetig zu den Vorwürfen zu äußern. Leider bringt bei einem Shitstorm die beste Kommunikationspolitik nichts, solange sich die Gemüter nicht beruhigt haben. Das wiederum kann nur die Zeit bringen, in der Familie Steinberg die Verluste wegen der Mindereinnahmen im Lokal hinnehmen muss.
Auch für die Zukunft ist das Reputationsmanagement des Lokals in der Art wichtig, dass hier Vereinigungen und Parteien jeder Art ihren Platz hätten – mit Ausnahme der extremen Rechten oder Linken. Denn genau dies ist ebenfalls Bestandteil des Shitstorms: Steinbergs bieten der AfD immer noch ein Podium, während die Studentenvereinigungen hier nicht mehr feiern dürfen.
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