Zahnarzt-Praxis wird mit Videobrillen zum Erlebnisort

0

Zahnarzt und Angst vor der Behandlung – das ist ein scheinbar untrennbares Team für viele Patienten. Zur Ablenkung sind in vielen Praxen große Bilder an der Decke über dem Behandlungsstuhl angebracht, doch wer lässt sich hiervon schon länger von den ungeliebten Geräuschen oder dem surrenden Gefühl des Bohrens ablenken? Um alles vergessen zu können, bedarf es schon etwas mehr! Eine Möglichkeit sind die Videobrillen, mit denen der Zahnarztstuhl zum Erlebnisort wird.

Die Idee und ihr Einsatz in der Praxis

Jetzt anklicken und lesen: "Praktische Hilfe im Dickicht des digitalen Gesundheitswesens"

 

Das Start-up HappyMed aus Wien hat sich zum Ziel gesetzt, den Besuch beim Zahnarzt zum Erlebnis werden zu lassen. Wie wäre es denn, sich einen Film ansehen zu können? Wobei der Patient dabei wahrscheinlich darauf hofft, dass die Behandlung nicht so schnell vorüber ist – sonst fehlt doch das Ende des Films!

HappyMed – repräsentiert durch die Gründer Florian Fischer und Philipp Albrecht – will dafür sorgen, dass die Menschen gern zum Zahnarzt gehen. Dort bekommen Sie Kopfhörer, Videobrillen und eine Fernbedienung. Mit Letzterer wird ein Mediacenter gesteuert – so bekommt der Begriff der Zahnarztsoftware eine ganz neue Bedeutung!

Die Lösung wird in der Praxis sogar schon eingesetzt, wobei es bislang vor allem die wirklich unangenehmen Behandlungen sind, die dadurch angenehmer gestaltet werden. Neben dem Einsatz der Videobrillen bei der Dialyse, bei Operationen und bei Chemotherapien werden die Brillen aber auch beim Blutspenden oder eben in Zahnarztpraxen verwendet.

Wie finanziert sich das alles?

HappyMed warb bei Investoren in Europa und in den USA für das Vorhaben und konnte damit die erste Finanzierungsrunde gewinnen. Die erste Produktgeneration wird bereits in der Praxis eingesetzt und kann auf einen großen Erfolg stolz sein. Nun steht die Entwicklung der zweiten Generation an und diese wird die Basis für den Markteintritt sein. Derzeit wird HappyMed schon mit einer siebenstelligen Summe bewertet, was durch die Produktion der zweiten Generation sicherlich übertroffen wird.

Für den Einsatz beim Zahnarzt wird auf hochwertige Produkte gesetzt. So kommen HappyMed mit Videobrillen von Carl Zeiss daher, dieses Unternehmen ist der wichtigste Hardware-Partner. Allerdings konnte sich Carl Zeiss bisher auf dem deutschen Markt noch nicht richtig durchsetzen. Virtual-Reality-Brillen namhafter Hersteller wie HTC oder Oculus VR bekommen hier mehr Aufmerksamkeit. Doch die Zusammenarbeit mit Carl Zeiss soll Vertrauen bei den Investoren erwecken, die die zweite Produktgeneration unterstützen sollen.

Zahnarztsoftware in neuer Ausrichtung

Natürlich wird in fast jeder Praxis eine Zahnarztsoftware eingesetzt, die bei Behandlung und Dokumentation hilft. Nun setzt HappyMed aber auf eine andere Art der Software, denn die Inhalte müssen für Videobrillen erst einmal bereitgestellt werden. Die Partner für diese Inhalte kommen aus den USA, aus Österreich und aus Deutschland. Es gibt Dokumentationen, die per Videobrille angesehen werden können, es gibt Filme und Serien, Videos für Kinder und Naturvideos. In der Praxis hat der Patient damit die Wahl zwischen verschiedenen Mediaangeboten, die seinen Interessen entsprechen. Hintergrund: Wenn etwas interessant ist, werden die Begleitumstände – hier der leidige Besuch mit Behandlung beim Zahnarzt – rascher nebensächlich.

HappyMed muss nun die Hardware entwickeln, gleichzeitig alle nötigen Inhalte zukaufen und bereitstellen.

Doch nicht nur beim Zahnarzt werden die neuen Videobrillen eingesetzt werden. Nach erfolgreicher Entwicklung und Erprobung in der Praxis soll die Technologie helfen, Menschen mit Phobien ihre Ängste überwinden zu lassen. Man denke hier etwa an die Flugangst: Wird ein spannender Film oder eine Dokumentation geschaut, kann glatt vergessen werden, dass sich der Flieger gerade mehrere Tausend Meter in der Luft befindet. Auch in anderen Bereichen soll die Technik zum Einsatz kommen. Wichtig ist für HappyMed aber, dass auf leistungsstarke Partner gesetzt wird, denn der Erfolg steht und fällt mit der Entwicklung, mit den bereitgestellten Inhalten sowie natürlich mit der Finanzierung. Diese muss auf soliden Füßen stehen, damit die Idee umsetzbar ist.


Bildnachweis: © freeimages.com – Nicholas Sales

Lassen Sie eine Antwort hier