„ Plastik im Hundefutter “: das jüngste Gerücht?

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„Urbane Mythen“ verbreiten sich heutzutage übers Internet schneller denn je. Auch Markenhersteller sind vor Gerüchten und „Cyber-Mobbing“ nicht sicher. Immer wieder hört und liest man von Lebensmittelskandalen, von Glasscherben in Konserven oder von Plastik im Hundefutter. Das jüngste Beispiel hat es sogar in die Abendnachrichten geschafft: Plastikteilchen in den Schokoriegeln eines weltbekannten Herstellers. Die Firma Mars hat nachdem eine Frau in Deutschland ein ca. 1cm großes Plastikstück in ihrem Schokoriegel gefunden hat, direkt reagiert und in 55 Ländern eine ganze Monatsproduktion (mit 27 Millionen pro Tag hergestellten Riegel) zurückgerufen. Auch 2012 gab es schon eine riesige Rückrufaktion von dem bekannten Markenhersteller Wagner, der nach dem Fund eines Metallstücks in einer Tiefkühlpizza, etwa neun Millionen Pizzen der Sorten „Die Backfrische“ und „Big Pizza“ zurückgerufen hat.

Plastik in RINTI, PLATINUM & Co.?

Natürlich bekommen solche Ereignisse – egal ob Wahrheit oder Gerücht – besonders viel Aufmerksamkeit, wenn es sich um Lebensmittel für Menschen handelt. Doch auch bei Hundefutter von RINTI, PLATINUM, Royal Canin und anderen schlagen die Wellen schnell mal hoch. Schließlich heißt es nicht umsonst, der Hund sei des Menschen bester Freund. Da regt sich natürlich sofort Besorgnis, wenn man hört, es sei Plastik im Hundefutter des geliebten Hausgenossen gefunden worden. Doch man muss nicht immer gleich alles glauben, was man so liest oder hört.

Frage: wie gut können Sie Fake-Fotos von echten Fotos unterscheiden?

Sicher ist Ihnen beim Durchstreifen des World Wide Web auch schon mal ein „Beweisfoto“ zu einem bestimmten Vorwurf untergekommen. Hier am Beispiel des Themas „Plastik im Hundefutter“ – oftmals konkret Marken wir Rinti, Platinum und anderen unterstellt – können Sie Ihr Urteilsvermögen und Ihre Beobachtungsgabe auf die Probe stellen. Welches Foto aus der nachfolgenden Reihe ist nachgestellt – also ein Fake?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

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Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

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Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Echte Fotos oder Fake-Fotos von Plastik in Platinum, Rinti und anderem Hundefutter?

Ein gutes Beispiel ist der vermeintliche „Skandal“ beim Hundefutterhersteller PLATINUM. Seit beinahe zehn Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, es gebe Plastik im Hundefutter von PLATINUM ebenso wie von anderen Herstellern. Tatsache ist, dass im Jahr 2007 auch bei PLATINUM ein Kunde ein Plastikteilchen im Hundefutter gefunden hat. Daraufhin informierte der Premiumhersteller unverzüglich seine Kunden und das entsprechende Hundefutter wurde problemlos ausgetauscht. Trotz der sehr schnellen Rückrufaktion, der öffentlichen Entschuldigung des Unternehmens sowie der umfassenden Fehlersuche und -behebung, muss PLATINUM seit 2007 immer wieder um seinen guten Ruf kämpfen. Warum ist das so?

Klatsch und Gerüchte entsprechen der menschlichen Natur. Das war schon immer so – auch schon im Analog-Zeitalter. Klatsch ist seit je eingesetzt worden, um selbst besser dazustehen und Verhalten anderer zu den eigenen Gunsten zu verändern. „Lästern“ hält soziale Gruppen zusammen, indem andere (vorzugsweise Stärkere) ausgegrenzt werden und diejenigen, die lästern und Gerüchte verbreiten, eine Art „Verbündete“ sind. Dieser „soziale Kitt“ ist eigentlich nichts Schlimmes. Doch im Internet-Zeitalter sind die Möglichkeiten, Gerüchte zu verbreiten, am Leben zu halten und jemandem damit ernsthaft zu schaden nahezu unendlich. Gleichzeitig  ist es beinahe unmöglich geworden, sich zu wehren und die Dinge wieder richtig zu stellen. Es heißt nicht ohne Grund „Das Internet vergisst nichts“. Deshalb wird PLATINUM auch nach zehn Jahren noch von herumgeisternden Forumsbeiträgen über Plastik im Hundefutter regelrecht verfolgt.

Natürlich ist das Internet eine tolle Erfindung und solche Angebote wie Nutzerforen oder Bewertungsplattformen sind eine großartige Sache. Gerade im Freizeitbereich gibt es zahllose Foren, in denen man sich schnell Rat, Hilfe und Empfehlungen holen kann. Jeder kann sich hier über alle möglichen Hobbys, Produkte und Services informieren – unter anderem über Hundefutter. Trotzdem sollte man Quellen kritisch prüfen und mit schnellen (Vor-)Urteilen lieber vorsichtig sein. So manches Hotel wurde schon schlecht gemacht, nur weil die Bewohner des Hotelzimmers im Urlaub schlechtes Wetter und dann auch entsprechend schlechte Laune hatten, die sich dann in einer negativen Bewertung niederschlägt. Und nicht nur Hundefutter ist „Geschmacksache“ – genau wie das Essen, das in einem Restaurant auf den Tisch kommt. In manchen Internet-Foren werden um Restaurantkritiken, das beste Hundefutter, den sympathischsten Fußballspieler etc. regelrechte „Glaubenskriege“ geführt – also sollte man übertrieben negative User-Beiträge im Web ebenso mit Vorsicht genießen wie manch‘ auffällige Lobenshymne.

„Metall in der Pizza“ und „Plastik im Hundefutter“ – wem nützen solche Aussagen?

Um sich vor einseitigen oder gar gefälschten Beiträgen zu schützen, braucht man kein Experte zu sein – oft genügt ein wenig gesunder Menschenverstand: Wer scheinbar unabhängige Bewertungen liest und sich über besonders negative oder besonders positive Urteile wundert, sollte einen kurzen Blick in die Posting-Historie des Forumsteilnehmers werfen. Teilnehmer, die noch nicht lange Mitglied sind und sich bisher nur wenig, dafür aber auffällig einseitig geäußert haben, sind meist eher kritisch zu bewerten. Auch sollte man sich immer die Frage stellen: wem nützt es? Wenn der Hersteller von Hundefutter A besonders oft im Zusammenhang mit der Thematik „Plastik im Hundefutter“ genannt wird, darf man sich durchaus die Frage stellen, wem eine schlechte Bewertung schadet und wem sie nützt – womöglich dem Hundefutter-Hersteller B? Oder hat sich nur ein Forumsteilnehmer geärgert, weil sein Nachbar sich ein teureres Hundefutter leistet als er selbst? Ein guter Grundsatz bei der Einschätzung von Gerüchten lautet: „Gerüchte sagen wohl mehr über den aus, der es verbreitet, als über denjenigen, über den es verbreitet wird.

Begriffe wie „Cyber-Mobbing“ oder „digitaler PR-Krieg“ beschreiben Phänomene, die sich leider ausbreiten. Der normale Internet-Nutzer ist es (noch) nicht gewohnt, auf diese Weise manipuliert zu werden und ist deshalb noch ungeübt im Umgang mit solchen Phänomenen. Auch Firmen lernen erst Schritt für Schritt, dass an der „digitalen Front“ mit derartigen, oft unfairen „Angriffen“ zu rechnen ist und wie man sich dagegen wehren kann.

Markenunternehmen sind bevorzugte Zielscheibe

Interessanterweise trifft es bei Cyber-Mobbing-Attacken so gut wie nie den unbekannten Billighersteller, sondern in aller Regel werden Marktführer oder Premium-Marken wie der bereits genannte Hundefutterhersteller PLATINUM an den Pranger gestellt. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Gerüchte sind die Waffe der Kleinen gegen den Großen: Wer „stark“ ist, den wagt man nicht, direkt anzugehen, also werden negative Geschichten verbreitet. Die Beispiele dafür sind zahlreich. Wer alt genug ist, erinnert sich bestimmt an den Dauerbrenner „McDonalds macht Hamburger aus Rattenfleisch“ – ein Klassiker der Gerüchteküche, den es schon gab, lange bevor das Internet die breite Masse erreichte.

Infografik: Vertrauen in Grossunternehmen. (#02)

Infografik: Vertrauen in Grossunternehmen. (#02)

Um bei dem Beispiel „Hundefutter“ zu bleiben: während Premium-Hersteller PLATINUM auch Jahre noch nachgesagt wird, er vertreibe Hundefutter mit Plastik-Teilchen, kämpfen Wettbewerber von PLATINUM mit anderen hartnäckigen Negativurteilen. Der weltweit bekannte Hundefutter-Produzent „Royal Canin“ beispielsweise wurde zum unfreiwilligen Sponsor ukrainischer Jagdhundeveranstaltungen. Bei diesen Veranstaltungen wurden tierquälerische Praktiken mit Bären dokumentiert. Trotz öffentlicher Entschuldigung seitens Royal Canin und sofortiger Anweisung an die ukrainische Niederlassung, derartige Aktivitäten zu unterbinden, gab es einen anhaltenden „Shitstorm“ in den sozialen Medien, der bis heute anhält, obwohl sich derartige Aktivitäten nicht wiederholt haben.

Gerüchte wie „Hamburger aus Rattenfleisch“ oder „Plastik im Hundefutter“ vor Gericht

Internet-User und Forums-Teilnehmer, die sich bei solchen Negativ-Kampagnen „dranhängen“ und selbst negative Aussagen über Produkte und Hersteller verbreiten, wissen oft nicht, welche juristischen Risiken sie damit eingehen. Wer sich nicht ausreichend differenziert äußert oder seine Behauptungen nicht belegen kann, der riskiert, wegen Rufmord, übler Nachrede oder gar Geschäftsschädigung zur Verantwortung gezogen zu werden. Was viele nicht ahnen: der § 186 BGB Üble Nachrede stellt nicht nur die Behauptung von Tatsachen, sondern auch deren Verbreitung unter Strafandrohung. Mit anderen Worten: um sich strafbar zu machen, braucht sich ein Hundehalter gar nicht selbst über „Plastik im Hundefutter“ zu äußern, es reicht unter Umständen schon, wenn er derartige Behauptungen Dritter weiter verbreitet, z.B. über Social Media. Sogar Branchenriesen wie Google sind nicht vor einer Verurteilung gefeit: 2012 haftete Google für einen Erfahrungsbericht auf Google Maps, der die Leistungen eines Schönheitschirurgen anonym verunglimpfte.

Infografik: Anzahl der Wettbewerbsdelikte in Deutschland. Fälle von bewusster Rufschädigung zählen dazu. (#01)

Infografik: Anzahl der Wettbewerbsdelikte in Deutschland. Fälle von bewusster Rufschädigung zählen dazu. (#01)

Auch die konkrete Nennung von Firmen- oder Markennamen kann schnell eine teure Angelegenheit werden, weil in diesen Fällen zusätzlich zur üblen Nachrede, Geschäfts- oder Rufschädigung eventuell noch markenrechtliche Tatbestände oder Urheberrechtsverletzungen hinzukommen können. Doch selbst wenn es zu keiner Verurteilung kommt, sollte sich jeder Forumsteilnehmer, Blogger oder Social-Media-Nutzer über die moralischen und ökonomischen Konsequenzen seiner Web-Beiträge im Klaren sein und sich selbstkritisch fragen, ob man Kritik nicht besser sachlich äußern sollte. Auch hier gilt die Aussage, die bereits zum Thema „digitale Gerüchteküche“ getroffen wurde: Gerüchte sagen meist mehr aus über den, der sie verbreitet, als über denjenigen, über den sie verbreitet werden.

Große Markenartikler tun in der Regel ihr Bestes, um zur Aufklärung beizutragen. Sie haben kein Interesse daran, ihren Ruf zu riskieren, indem sie Kunden ungenügend informieren oder indem sie Probleme aussitzen statt sie zu beseitigen. PLATINUM lebt – wie andere Produzenten, die in den Focus des „negative campaigning“ geraten sind – mit den Folgen und versucht sie durch seriöse Informationspolitik zu minimieren und langfristig wieder aus der Welt zu schaffen. Bisher werden eher selten Abmahnungen oder andere juristischen Schritte von Markenherstellern eingeleitet – vermutlich deshalb, weil man treue Kunden nicht zusätzlich verunsichern will.

Bislang hat auch der BGH in solchen Fällen eher milde geurteilt. Bei einer Häufung massiv geschäftsschädigender Praktiken im Web sollten Blogger und Forenbenutzer jedoch nicht mit anhaltender Nachsicht rechnen, sondern sich bewusst sein, dass Gerichte und Unternehmen sehr wohl auch anders vorgehen können. Wie immer in der Rechtsprechung gilt auch Firmen gegenüber stets erstmal die Unschuldsvermutung. Verhärtete Fronten im digitalen PR-Krieg tragen ebenso wenig zur Wahrheitsfindung bei wie so manche verbreitete Verschwörungstheorie.

Auflösung zu unserem Test zur Problematik mit dem Plastik

Wie haben Sie entschieden? War eines der Fotos echt? Gar alle? Ich will es Ihnen verraten: Keine der Fotos ist echt. Allesamt sind die Fotos gestellt. Die Plastik-Stücke sind kleine Drahtstücke, die wir ohne große Akrobatik einfach in Hundefutter eines beliebigen, aber hier nicht zu nennenden Herstellers gesteckt haben. Die Fotos haben das Look and Feel der üblichen, oft in Online-Foren anzutreffenden „Beweisfotos“ von fündigen Hundehaltern. Das Fotoshooting dauerte kaum eine Viertelstunde.


Bildnachweis: © schwarzer.de – Titelbild, #01, #02

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