BAP Tarifvertrag: Gehaltstabelle 2018/2019

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Der BAP Tarifvertrag regelt die Entgelte von Arbeitnehmern in einer Zeitarbeitsfirma. Was Beschäftigte jetzt und bis 2019 an Gehalt erwartet, zeigt eine aktuelle Tabelle. Wie sieht es eigentlich mit der Zukunft der Zeitarbeit aus?

BAP Tarifvertrag: Lohnerhöhungen in Ost und West getrennt

Über 95 Prozent aller Zeitarbeitnehmer werden nach dem BAP Tarifvertrag entlohnt. Diese Vereinbarung ist also von großer Relevanz für die Beschäftigten. Im November 2016 einigten sich Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände auf Lohnerhöhungen. Diese stiegen zwischen 2,5 und 3,2 Prozent im Westen sowie um bis zu 4,82 Prozent im Osten.

Ein gleicher BAP Tarifvertrag für Ost und West in allen Entgeltgruppen ist zum 1. April 2021 geplant. Positiv: Vor allem untere Entgeltgruppen erzielten Lohnzuwächse. Zeitarbeit ist also durchaus attraktiver für die Beschäftigten geworden. Der aktuelle BAP Tarifvertrag läuft bis 31. Dezember 2019 und hat eine Laufzeit von 36 Monaten.

Tarifgebiet West ab 1.4.2018

E1 9,49 9,79 9,96
E2 10,13 10,45 10,62
E3 11,83 12,19 12,19
E4 12,52 12,89 12,89
E5 14,13 14,55 14,55
E6 15,90 16,38 16,38
E7 18,57 19,12 19,12
E8 19,98 20,58 20,58
E9 21,07 21,71 21,71

Spalte 1= Tariflohn ab 1.4.2018
Spalte 2= Tariflohn ab 1.4.2019
Spalte 3= Tariflohn ab 1.10.2019

Tarifgebiet Ost ab 1.4.2018

E1 9,27 9,49 9,49
E2 9,37 9,73 9,73
E3 10,95 10,95 11,33
E4 11,58 11,58 11,99
E5 13,09 13,09 13,55
E6 14,72 14,72 15,24
E7 17,18 17,18 17,78
E8 18,47 18,47 19,12
E9 19,50 19,50 20,18

 

Spalte 1= Tariflohn ab 1.4.2018
Spalte 2= Tariflohn ab 1.1.2019
Spalte 3= Tariflohn ab 1.4.2019

Hinweis: Die aktuell gültige Bezahlung als tarifliche Untergrenze für Zeitarbeit in Deutschland, jeweils unterteilt in die Tarifgebiete West und Ost. Angegeben ist der laut Tarifvertrag vereinbarte Stundenlohn in Euro. Die Entgeltgruppen 1 und 2 im Tarifgebiet Ost erhalten zum 1.10.2018 eine weitere Lohnerhöhung auf 9,66 Euro (Entgeltgruppe 1) sowie 9,90 Euro (Entgeltgruppe 2)

BAP Tarifvertrag: Löhne steigen bis 2019 Schritt für Schritt

Sukzessive erfolgt außerdem eine Anhebung der Löhne und das jährlich bis 2019. Untere Lohngruppen erhalten ab Oktober 2019 noch 17 Cent pro Stunde obendrauf. Das bedeutet: Arbeitnehmer, die bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt sind, haben in Punkto Löhne bis zu diesem Zeitpunkt Planungssicherheit. Und einfach mehr Geld zur Verfügung. Gleichzeitig gibt es ab Juni 2017 eine Lohnuntergrenze, also Mindestlöhne. Sie liegen bei 8,91 Euro in den jungen Bundesländern und bei 9,23 Euro in den Altländern.

Wie sind die Resultate zu bewerten? Es ist grundsätzlich positiv, dass Beschäftigte auf Zeit mehr Lohn und vor allem mehr garantierten Lohn erhalten. Auch die Tarifbindung der Unternehmen ist die höchste in allen Zweigen der Wirtschaft. Offensichtlich kennen auch die Arbeitgeber stärker ihre Pflicht, Mitarbeiter besser zu entlohnen und damit auch zu würdigen.

Für Zeitarbeitsfirmen arbeiten Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Branchen. (#1)

Für Zeitarbeitsfirmen arbeiten Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Branchen. (#1)

Video: Einsteigen bei DB Zeitarbeit

BAP Tarifvertrag: Situation am Arbeitsplatz bleibt für viele Beschäftigte ein Problem

Ergo: Wer als Beschäftigter in dieser umstrittenen Zeitarbeitsbranche arbeitet, kann sich auf ein Minimum an Sicherheit verlassen. Es bleibt aber immer problematisch, wenn man quasi nur „ausgeliehen“ ist und oft mit Kollegen zusammenarbeiten muss, welche fest angestellt sind und unter Umständen mehr Geld für die gleiche Tätigkeit verdienen.

Das Image der Zeitarbeit ist natürlich immer noch durch die Attribute „jung“ und „ohne Schulausbildung“ geprägt. So haben auch nur neuen Prozent der Mitarbeiter in dieser Branche aktuell studiert. Aber Akademiker gibt es auch und diese verdienen in der Regel nicht schlechter als ihre Kollegen in übrigen Wirtschaftszweigen. Zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Dort holen sich Unternehmen Spezialisten für ein bis zwei Jahre ins Boot. Meist bei Projekten, die zeitlich befristet sind. Aber in der Zwischenzeit wird richtig gut verdient.

Die Entgeltgruppen in der Zeitarbeit

Wie hoch der im BAP Tarifvertrag vereinbarte Lohn ist, hängt von Entgeltgruppen ab. Es gibt neun Gruppen, die sich wie folgt unterscheiden. Beschäftigte, die in der Zeitarbeit tätig sein möchten, haben einen ersten Vergleich.

  • Entgeltgruppe 1: Es handelt sich um schlichte Hilfsjobs ohne großes Anlernen. Eine spezielle Qualifikation ist nicht erforderlich.
  • Entgeltgruppe 2: Einarbeitung und etwas Erlernen der Tätigkeit ist erforderlich.
  • Entgeltgruppe 3: Ab hier wird eine Berufsausbildung vorausgesetzt, um bei der Arbeit mitzuhalten. Was dort erworben wird, kann alternativ durch mehrjährige Tätigkeit in den ersten beiden Entgeltgruppen vermittelt werden.
  • Entgeltgruppe 4: Eine mindestens dreijährige Berufsausbildung ist notwendig. Kenntnisse und Fähigkeiten setzen auch eine mehrjährige Berufserfahrung voraus.
  • Entgeltgruppe 5: Hier kommen noch Spezialkenntnisse hinzu, die durch eine Zusatzausbildung vermittelt wurden, unabhängig von der ohnehin geforderten mindestens dreijährigen Berufsausbildung
  • Entgeltgruppe 6: Ab hier ist eine Meisterausbildung oder eine Technikerausbildung erforderlich.
  • Entgeltgruppe 7: Diese Meister- oder Technikerkenntnisse muss der Mitarbeiter durch jahrelange Berufserfahrung beweisen
  • Entgeltgruppe 8: Hier ist noch ein Fachhochschulstudium erforderlich
  • Entgeltgruppe 9: Die höchste Gruppe verlangt vom Bewerber ein Hochschulstudium oder Tätigkeiten, welche ein Fachhochschulstudium sowie mehrjährige Erfahrung in einem Beruf erforderlich machen

BAP Tarifvertrag: Situation älterer Arbeitnehmer

Der BAP Tarifvertrag gilt selbstverständlich für Arbeitnehmer jeden Alters. Wer älter als 50 ist, kann mitunter auf dem Arbeitsmarkt Probleme haben, eine neue Stelle zu finden. In diesem Zusammenhang kann eine Tätigkeit auf Leihbasis eine gute Möglichkeit sein, wieder arbeiten gehen zu können. Wobei es Unterschiede gibt: Manch älterer Arbeiter möchte gerne etwas Geld vor dem Rentenbeginn hinzuverdienen. Andere wollen noch einmal richtig durchstarten und hoffen auf eine Festanstellung nach der Tätigkeit bei der Zeitarbeitsfirma.

Größere Flexibilität mit Teilzeit-Modellen

Jürgen Uhlmann von der Jobs in Time Holding GmbH als Experte hat Verständnis dafür. Er sieht ältere Arbeitnehmer gut aufgestellt und hat keine Hemmungen, diese auch einzustellen. Einigermaßen fit sollte jeder sein, aber auch da wird Rücksicht genommen.Vor allem, wenn es nicht um eine Vollzeitstelle geht, sondern der Arbeitnehmer eventuell nur 20 oder 30 Stunden tätig sein will. Dann ist praktisch jede Stelle auch für Ältere geeignet. Und wer sich speziell nach dem BAT Tarifvertrag entlohnen lässt und dafür über eine Leihfirma vermittelt wird, kann von der größeren Flexibilität in diesem Bereich profitieren.

Für viele Mitarbeiter in der Zeitarbeit ist diese Tätigkeit der Sprungbrett in eine Festanstellung. (#2)

Für viele Mitarbeiter in der Zeitarbeit ist diese Tätigkeit der Sprungbrett in eine Festanstellung. (#2)

BAP Tarifvertrag: Hauptgrund für den Wunsch nach erfahrenen älteren Mitarbeitern

Es gibt rationale nachvollziehbare Gründe, warum die Zeitarbeitsbranche und auch viele herkömmliche Unternehmen auf Berufstätige jenseits der 50 setzen. Es ist die Demographie mit immer mehr älteren Menschen in Deutschland und der daraus resultierende Fachkräftemangel in vielen Branchen. Ideal ist es dann, dem Unternehmen in Teilzeit zu helfen und eventuell nur 30 Stunden zu arbeiten.

Viele Firmen, Chefs wie Mitarbeiter, profitieren von der Erfahrung und dem Wissen älterer Mitarbeiter. Diese kennen das Leben und ihre Mitmenschen besser als so mancher Jungspund. Sie wissen auch häufig in Krisensituationen gelassener zu reagieren. Insgesamt bleiben sie ein wichtiger Teil des Unternehmens, gerade wenn sie jüngeren Mitarbeitern Tipps geben, die diese von älteren Kollegen meist auch lieber annehmen.

Festanstellung auch Wunsch vieler Arbeitnehmer mit 60

Klar: Alles ist auch in normalen Festanstellungen möglich. Eine Tätigkeit in der Zeitarbeit nach BAP Tarifvertrag ist manchmal aber flexibler und sinnvoller für ältere Mitarbeiter. Diese können nach Lust und Laune ein paar Monate mitarbeiten oder kündigen, um eine Festanstellung zu beginnen. Auch für viele Arbeitnehmer jenseits der 60 ist das ein wichtiger Wunsch.

Warum auch nicht. Es sollte Im Interesse aller Beteiligten sein, wenn Mitarbeiter sich nicht mit 55 auf den Vorruhestand begeben, sondern noch mit viel Power durchs Berufsleben gehen. In der Gesellschaft gibt es bald die Rente mit 67. Da ist ein früher Ruhestand nur schwer zu vermitteln und für viele Mitarbeiter auch finanziell überhaupt nicht sinnvoll. Und hier kann die Tätigkeit in Zeitarbeit eine gute Überbrückung sein, was sie momentan übrigens noch immer nicht ist.

Video: ES Unternehmerforum 2018 | Zusammenschluss von BAP und iGZ?

Die beiden Verbandsvertreter der Zeitarbeit, BAP und iGZ, diskutieren über einen möglichen Zusammenschluss der Branche. Vor- und Nachteile einer Fusion werden im Rahmen des ES Unternehmerforum 2018 angesprochen.

BAP Tarifvertrag: Die Entwicklung der Branche in den nächsten Jahren

Die Bedingungen sind aktuell positiv. Löhne steigen auch bei den Leiharbeitern, was der BAP Tarifvertrag für die Jahre 2017 bis 2019 beweist. Wie aber ist die zukünftige Situation auf dem Arbeitsmarkt? Bleibt die Dominanz der jüngeren, weniger gebildeten Arbeitskräfte oder erlebt die Branche der Zeitarbeit eine Renaissance? Ist es in 2030 völlig normal, ein paar Monate hier und da zu arbeiten oder bleiben klassische Arbeitsverhältnisse die Regel? Wichtig ist auch die Frage, ob die gute Konjunktur Auswirkungen auf die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der Zeitarbeit hat.

Im Moment ist es schwer, neue Arbeitnehmer für die Branche der Zeitarbeit zu gewinnen. Der Grund liegt in der guten Konjunktur, wie Experte Axel Blackert von Team-Time der HNA Kassel erläutert. Als der Zeitarbeitsexperte anfing, gab es in der nordhessischen Metropole 14 Prozent Erwerbslose, heute sind es gerade einmal 5 Prozent. Das hat Konsequenzen für die Branche, in der nun die Bewerber oft aussuchen können, wo sie gerne arbeiten möchten.

Schwache Nachfrage trotz attraktiver Bedingungen

Dabei bietet Zeitarbeit durchaus attraktive Bedingungen. Die Höchstdauer der Überlassung beträgt nur noch 18 Monate. Überhaupt werden heute viel mehr Mitarbeiter in eine Festanstellung übernommen. 80 Prozent beträgt die Quote, darunter auch ältere Arbeitnehmer, die wieder einen festen Vertrag haben, was der Wunsch vieler ist. Jüngere Mitarbeiter versuchen sich an dem einen oder anderen Zeitarbeitsjob, bevor sie den individuell richtigen für sich entdecken.

Die Bezahlung durch den aktuellen BAP Tarifvertrag ist auch in Ordnung, gerade bei besser qualifizierten Mitarbeitern in höheren Entgeltgruppen. Aber das Image schreckt immer noch viele Bewerber ab und so fehlen diese vor allem in Pflegeberufen, im kaufmännischen Bereich sowie in der Metall- und Elektroindustrie. Inzwischen arbeiten sogar vermehrt Recruiter in der Leiharbeiterbranche und versuchen, neue Mitarbeiter zu gewinnen.

BAP Tarifvertrag: Neue Gespräche 2019 versprechen Spannung

Wichtig ist wohl auch ein Kulturwandel. Mitarbeiter erwarten noch mehr flexibles Arbeiten, zum Beispiel hinsichtlich Arbeitszeiten und Ort, sowie auch top-ausgestattete Arbeitsräume. Das kann nicht jeder in der Branche bieten und solche Mitarbeiter sind dann schnell weg und versuchen in der freien Wirtschaft ihr Glück. Ob diese attraktiv bleibt, wenn sich die Konjunktur mal wieder eintrüben sollte, weiß natürlich keiner.

Bewerber nicht als Bittsteller betrachten, sondern als selbstbewusste Mitarbeiter

Es wäre zu wünschen, dass ein Kulturwandel in der Zeitarbeit einsetzt, der auch noch im Jahre 2030 anhält. Den Kunden beziehungsweise Mitarbeiter nicht als Bittsteller zu betrachten, sondern als selbstbewusste Fachkraft mit Ansprüchen. Diese Forderungen von Mitarbeitern dürften spätestens bei den nächsten Tarifgesprächen, die für 2019 erwartet werden, wieder aktuell werden. Der aktuelle BAP Tarifvertrag läuft noch bis zum 31.12.2019 und spätestens an diesem Termin, eher früher, finden die neuen Tarifrunden statt. Gewerkschaften und Arbeitgeber streiten dort um das beste Konzept für eine gute Zukunft der Branche und ihrer Mitarbeiter.
Um die Branche auch in 2030 noch attraktiv für Bewerber zu halten, sollten die Vertreter der Branche auch Kompromisse hinsichtlich der Bedürfnisse von Bewerbern machen. Umso mehr, wenn die Wirtschaft sich in einem solchen robusten Zustand wie jetzt befindet. Da haben Bewerber die Auswahl und entscheiden sich gegen die vermeintlich böse Branche der Leiharbeit und Zeitarbeit. Klappt der Kulturwandel und präsentiert sich die Branche frisch erneuert, wird sie auch bei Jobsuchenden wieder attraktiver. Geld ist dabei ein wichtiges aber nicht das alleinige Kriterium.

Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Robert Kneschke -#1: Maksim Shmeljov -#2: michaeljung

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