Alljährlich schreibt der Huber Verlag im Rahmen der Initiative Mittelstand einen Innovationspreis IT aus – so auch im Jahr 2015. Was jedoch dem Unternehmen Placedise GmbH als Teilnehmer dabei widerfahren ist, dürfte nachhaltig zu einem erheblichen Imageschaden des Huber Verlags führen. Denn anscheinend nutzt der Huber Verlag den Wettbewerb, um eine ganze Menge an Zusatzleistungen an die Wettbewerbs-Teilnehmer zu verkaufen.
Huber Verlag verkauft an Wettbewerbs-Teilnehmer Innovations-Push
Die Huber Verlag GmbH & Co. KG ist ein Fachbuch Verlag mit Sitz in Mannheim, welcher 1980 gegründet wurde. Er publiziert ein Lehrbuch, Fachbuch und als periodische Zeitschrift die neun folgenden Magazine:
- Bikers News
- Custombike
- Dream-Machines
- Dynamite Magazine
- Punkrock
- Roadster
- Reise Motorrad – ride on!
- TätowierMagazin
- Tattoo Erotica
Seit dem Jahr 2004 verleiht der Huber Verlag für Neue Medien GmbH im Rahmen der CeBit über die Initiative Mittelstand den Innovationspreis IT. Diese Auszeichnung richtet sich an Unternehmen mit innovativen Produkten für den Mittelstand. Doch anscheinend nutzt der Huber Verlag die Ausschreibung auch für eigene Marketing Zwecke.
Bereits kurz nach der Einschreibung zum Huber Verlag Wettbewerb dürfen Bewerber mit einer regelrechten Lawine an E-Mails rechnen. Thema der Newsletter: Der Innovationspreis. In den Mails werden dem Mittelstand viele Projekte präsentiert – anscheinend ausschließlich von Unternehmen, die für einen Obolus von 199 Euro pro Quartal als Teilnehmer der Huber Verlag Preisverleihung den sogenannten Innovations-Push vom Huber Verlag käuflich erworben haben. Mit im Preis enthalten ist übrigens auch ein eigenes vom Huber Verlag selbst kreiertes Siegel, welches die Teilnahme am Wettbewerbe bescheinigt. Ob nun dieses Siegel wirklich das Geld wert ist – darüber lässt sich bekanntlich streiten.
Selbstverständlich wurde auch unserem Beispielunternehmen Placedice, welches an dieser Stelle nur eines von vielen teilnehmenden Unternehmen repräsentiert, mehrfach der Erwerb des Innovations-Pushs angeboten – doch Placedice blieb hart und lehnte dankend ab.
Huber Verlag Wettbewerb – Die Entscheidung
Selbstverständlich hat Placedice keinen der Innovations-Preise gewonnen – ob es am fehlenden Innovations-Push lag, bleibt unbekannt. Interessant ist aber trotzdem die Verkaufstaktik des Huber Verlags, die nicht gerade zum Ansehen des Verlags beiträgt: Nicht nur, dass die Teilnehmer keine Mitteilung erhielten, dass sie nicht gewonnen haben, erhalten sie stattdessen eine Mail mit dem Wortlaut „Herzlichen Glückwunsch“, was zunächst einmal einen Gewinn suggeriert.
Wer sich dann die Mühe macht, die Mail genauer zu lesen, wird feststellen, dass man zwar nicht auf den ersten Plätzen im Huber Verlag Wettbewerb gelandet ist, aber trotzdem in die Best-Of-Kategorie gewählt wurde. Auch hierfür ist es natürlich möglich, ein anderes Auszeichnungs-Siegel käuflich zu erwerben. In der E-Mail steht weiter, dass dieses Siegel bereits bereit liegen würde – das hat einen Touch von Kaffeefahrten, auf denen es bekanntlich auch nur Gewinner gibt. Da das Umsatzziel des Huber Verlags aber anscheinend noch nicht erreicht ist, ist hier an dieser Stelle die Geschichte keineswegs zu Ende, sondern geht noch weiter – auf Kosten des Images des Huber Verlags.
Erfahrungen anderer Teilnehmer des Innovationspreises nach dem Wettbewerb
Nachdem sich die erste Aufregung unter den Huber Verlag Wettbewerbs-Teilnehmern gelegt hatte, ging es weiter: Der Huber Verlag bedient sich nun dem Telefon, um weitere Produkte an dem Mann zu bringen. In unserem Beispiel wurde mitgeteilt, dass die Placedice GmbH unter den besten zwanzig in ihrer Kategorie gelandet sei. Und wenn sie sich damit schmücken möchte, würde die Auszeichnung nur noch 99 Euro kosten.
Auch diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende: Trotz Ablehnung des Huber Verlag Angebots erhielt unser Beispielunternehmen eine Auftragsbestätigung über seine Teilnahme am „BEST OF-Förderprogramm“ für zwölf Monate – für einen Betrag von 299 Euro im Quartal. Das Problem an der Geschichte: Im B2B-Geschäft ist der Vertragsschließende an Verträge gebunden und kann sie nicht wie ein Verbraucher innerhalb einer gewissen Frist einfach widerrufen. Was ebenfalls auffällig ist: Entgegen dem im Telefonat mit dem Huber Verlag genannten Preis von 99 Euro sind es jetzt 299 Euro geworden.
Eine Umfrage unter anderen Huber Verlag Wettbewerbs-Teilnehmern brachte zutage, dass auch sie den gleichen Anruf erhalten haben. Übrigens kommt die Auftragsbestätigung auch dann, wenn im Telefonat das Angebot eindeutig abgelehnt wurde – demnach Betrug mit System oder zumindest ist es unseriös, was der Huber Verlag mit seinen Teilnehmern veranstaltet.
In einem erneuten Telefonat mit einem Verkaufsangestellten vom Huber Verlag wurde dann auch Licht ins Dunkle gebracht: Zunächst würden vom Huber Verlag alle teilnehmenden Unternehmen in das Programm aufgenommen – ohne darauf zu warten, ob sie einwilligen oder nicht. Denn das sei schließlich viel einfacher für den Huber Verlag. In unseren Augen grenzt solch ein Verhalten jedoch an Betrug. Um aus dem zahlungspflichtigen Programm wieder hinaus zu kommen, muss dies explizit beantragt werden – mit der Konsequenz, dass das eigene Unternehmen dann auch von der besagten Bestenliste fliegt.
Nachdem die Bestätigung des Auftrags-Widerspruchs endlich schriftlich eingetroffen war, erhielt Placedice übrigens noch zwei weitere Anrufe vom Huber Verlag mit dem Ziel, ein Produkt zu verkaufen. Auch andere am Preisausschreiben teilnehmende Unternehmen berichten von weiteren Angeboten. Dass diese Masche vom Huber Verlag nicht neu ist, beweisen verschiedene Blogbeiträge und eine XING Diskussion im Jahre 2012 sowie ein Pressebox Artikel. Ob solch ein Geschäftsgebaren seriös ist, überlassen wir Ihrem Urteil. Es trägt jedenfalls sicher nicht zu einem guten Ruf des Huber Verlags bei.
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