Der Autokonzern VW erleidet derzeit in den USA einen empfindlichen Imageschaden und Rücksetzer: VW muss dort rund 420.000 Fahrzeuge zurückrufen. Der Zeitpunkt kommt merklich ungelegen, denn VW versucht gerade aktuell, auch die US-Kunden von der Qualität der Autos zu überzeugen und auf dem Markt Fuß zu fassen.
Imageproblem durch Rückrufaktion befürchtet
Wegen eines Fehlers am Airbag ruft VW wegen Sicherheitsbedenken rund 420.000 Fahrzeuge zurück. Betroffen sind die Modelle Tiguan, Jetta, CC, Golf und Passat, die in der Zeit zwischen 2010 und 2014 gebaut wurden. VW betont, dass allerdings bislang noch kein einziger Fall vorläge, in dem der Airbag bei einem Unfall nicht ausgelöst habe.
Betroffen von der Rückrufaktion sind um die 370.000 Autos, die VW in die USA ausgeliefert hat. Ob nun diese Rückrufaktion tatsächlich zu Imageproblemen für den Konzern in den USA sorgt, bleibt noch abzuwarten. VW konnte im Juli den Absatz gegenüber dem Vorjahr wiederholt um 2,4 Prozent steigern. Das bedeutet in Zahlen ausgedrückt, dass der Automobilhersteller 31.300 Autos mehr verkaufte. Derzeit wird geprüft, ob auch Fahrzeuge in anderen Ländern betroffen sind. Nur eines ist klar: Da in Europa andere Sicherheitssysteme verbaut wurden, ist bei den hiesigen Autos mit keinen Airbag-Problemen zu rechnen.
Bereits im November letzten Jahres waren 161.000 VW-Fahrzeuge der Typen Golf und Jetta und 7.100 Audis des Typs A3 zurückgerufen worden, die einen Defekt im Dieselaggregat aufwiesen, der auf einen Fehler in der Produktion der Zulieferer zurückzuführen war.
Darum kommt das Imageproblem so ungünstig
In den USA ist das Image von VW bei weitem nicht so gut wie in Europa. Daher hatte VW in den USA zu einer großen Offensive geblasen, um die Reputation zu steigern. Nicht ganz unschuldig am Imageproblem sind auch die fortlaufenden Skandale um Ferdinand Piëch oder dem Betriebsrat-Chef Klaus Volkert und dessen Lustreisen auf Firmenkosten.
Etwa eineinhalb Milliarden Euro investierte der Wolfsburger Automobilkonzern in den letzten Jahren, um künftig in Nordamerika wettbewerbsfähige Autos produzieren zu können. Dafür wurde unter anderem auch ein neues Automobilwerk in Chattanooga/Tennessee gebaut. Im Jahr 2015 rangiert VW im US-Qualitätsranking von JD Powers unter 34 Konkurrenten auf Platz 25 – weit abgeschlagen hinter Mazda oder Nissan, die in den Staaten von den Verbrauchern nicht als qualitativ hochwertig angesehen werden.
Das Imageproblem in den USA ist schon mehrere Jahre bekannt und daher versucht Vorstandschef Martin Winterkorn auch bereits seit längerem, etwas für den angeschlagenen Ruf zu tun. Denn ohne gute Absatzzahlen in den USA ist das genannte Absatzziel nicht zu halten. Langfristiges Ziel ist der Verkauf von 800.000 Automobilen in sieben Jahren. Um die Verkaufszahlen zu steigern, muss stark an der Zufriedenheit der Kunden gearbeitet werden. Daher arbeiten die Wolfsburger derzeit hart an ihrem Image – die erneute Rückrufaktion macht das Erreichen der gesteckten Ziele allerdings kaum leichter.
Übrigens lud Volkswagen den Leiter der Qualitätsumfragen von JD Powers, Dave Sargent, zu sich ein, damit er die Ergebnisse seiner „US Initial Quality Study“, die jährlich erscheint, persönlich vortragen könne. Anwesend war das Top-VW-Management. Sargent schilderte Winterkorn die Probleme der Kunden mit VW. Die Umfrage gibt einen Querschnitt der Fahrer wieder, die ein Modell der Marke entweder länger als drei Jahre besitzen oder gerade neu gekauft haben.
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