Der Niederländer Dave Hakkens arbeitet an mehr Nachhaltigkeit beim Plastik-Recycling. Je häufiger Kunststoff wiederverwertet wird, desto umweltverträglicher wird er.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Plastik-Recycling und Nachhaltigkeit als Widerspruch? (Video)
Bei Jokey, wo ein nachhaltiger Kunststoff-Spritzguss auch als Sonderlösung für Verpackungen angeboten wird, ist man der Meinung, dass Kunststoff-Recycling und Nachhaltigkeit eben keinen Widerspruch darstellen. Hinzu kommt, dass das einstige langweilige Grau recycelter Kunststoffe zum Markenzeichen einer ökologischen Bewegung werden kann.
Michael Schmitz, Leiter Marketing und Kommunikation bei Jokey, erklärt hierzu: „Grau ist das neue Grün.“ Er ist sich sicher, dass der Verbraucher eher zu Recycling-Verpackungen greifen wird, wenn er denn die Wahl hat. Außerdem ist Schmitz überzeugt: „Mit Verfahren wie In-Mould-Labeling und Digitaldruck lässt sich das graue Material exzellent dekorieren. Der komplette Behälter und auch der Deckel sind mit fotorealistischer Qualität vollflächig bedruckbar.“ Damit dürfte das Problem der unschönen Verpackungen, die bisher als „Öko-Verpackungen“ eher trist und langweilig empfunden wurden, gelöst sein.
Im folgenden Video erklärt Jens Stadter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Jokey Group, dass Kunststoff absolut seine Daseinsberechtigung habe. Wichtig sei aber, dass Kunststoff dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden müsse. Er müsse energiesparend hergestellt werden, Verpackungen müssen sicher sein und den Inhalt schützen.
Gleichzeitig sollen sie aber als Mehrweg-Verpackungen konzipiert sein. Metalle, Glas und Papier lassen sich als Transportverpackungen energieineffizienter herstellen, sind häufig weniger bruchfest und bringen eine schlechtere Ökobilanz mit. Als 1968 mit der Kunststoffproduktion begonnen wurde, sollten genau diese Nachteile ausgeglichen werden. Heute kommt nur die Forderung dazu, das Plastik-Recycling zu ermöglichen und damit der Nachhaltigkeit Genüge zu tun.
Das Jokey Eco-Konzept 2.0 wurde nun neu aufgelegt und geht in Richtung Klimaneutralität und CO2-Bilanz. Man möchte Voraussetzungen schaffen, um die Produkte wieder neu auflegen zu können, damit der Stoffkreislauf geschlossen werden kann. Das Unternehmen stellt sicher, dass jede Firma Kunststoffprodukte selbst designen kann, die Dekoration lässt jede Gestaltungsvariante zu.
Wichtig war dabei, dass die Materialstärke abnehmen sollte, gleichzeitig sollte die Produktqualität erhalten bleiben. So entstanden dünnwandigere Verpackungen und Eimer, die auf die künftige Verwendung ebenso optimiert waren wie auf die Nachhaltigkeit. Produktfeatures erhalten und die gewünschte Energieeffizienz sicherstellen, so lautet das Credo des Unternehmens.
Außerdem geht es laut Stadter darum, die Verbraucher zu informieren, denn nur dann, wenn sie über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten sowie die Grenzen des Recyclings informiert sind, können sie entsprechend handeln.
Video: Jens Stadter im Interview – Sind Kunststoffverpackungen und Ökologie ein Widerspruch?
Das Thema Nachhaltigkeit bei Dave Hakkens
Der Niederländer Dave Hakkens hat sich ebenfalls dem Problem der Nachhaltigkeit angenommen und nach neuen Lösungen für das Plastik-Recycling gesucht. Warum nicht einfach Plastik selbst recyceln? Dave Hakkens sieht die Herausforderung im Kunststoff-Recycling vor allem in der Aufwändigkeit der Verfahren, was die Wiederverwertung nur für große Unternehmen interessant macht.
Doch nach seiner Ansicht sollte jeder Mensch in der Lage sein, Plastik wiederzuverwenden und neue Produkte daraus entstehen zu lassen. Hakkens rief das Projekt „Precius Plastic“ ins Leben und suchte sich dafür einige Mitstreiter. Diese wiederum arbeiteten mit ihm zusammen an neuen Technologien, mit denen das Kunststoff-Recycling endlich für jedermann möglich sein sollte.
Die Baupläne für die leicht verfügbaren Komponenten zum Plastik-Recycling wurden im Internet veröffentlicht und sind kostenlos zugänglich. In einem Video wird deren Anwendung erklärt.
Entworfen wurden:
- Shredding Machine
zum Zerkleinern gereinigter Plastikteile - Compression Machine
zum Schmelzen und Pressen zerkleinerter Plastikreste - Injection Machine
zum Pressen verflüssigter Kunststoffe in bestimmte Formen (wie beim Spritzgussverfahren) - Extrusion Machine
für die Herstellung von Kunststoffsträngen und Pellets
Sicherlich mögen die Ideen des Dave Hakkens für einige Verbraucher abenteuerlich klingen, doch die Fachwelt sieht ein großes Potenzial für seine Maschinen in Entwicklungsländern, wo es bisher kein oder nur ein unzureichendes Kunststoff-Recycling gibt. Bisher wertlose Plastikdinge würden damit ein neues Leben geschenkt bekommen und könnten durch innovative Nutzungskonzepte zu neuen Produkten werden.
Chemisches Plastik-Recycling als Lösung
Momentan wird das Plastik-Recycling immer noch mit mechanischen Verfahren vorangetrieben. Es wird auch als werkstoffliches Recycling bezeichnet und besteht aus dem Sortieren, Waschen, Schmelzen und Aufbereiten der Kunststoffteile. Ein neuer Ansatz im Kunststoff-Recycling wird durch ein chemisches Recycling dargestellt, was allerdings in der Vergangenheit als zu unwirtschaftlich erschienen ist.
Daher steckt die entsprechende Industrie noch in ihren Kinderschuhen, doch es gibt inzwischen zahlreiche Pilotprojekte zur Erforschung dieser Form des Plastik-Recyclings.
Aktuell gibt es Möglichkeiten zum Plastik-Recycling auf chemische Weise, bei dem der Kunststoff in seine Grundbausteine auf molekularer Ebene zurückgebaut wird. Daraus wiederum kann dann ein neuer Kunststoff entstehen, das Verfahren soll eine Effektivität von 96 Prozent haben.
Um zu bestimmen, ob chemisches Recycling als Alternative infrage kommt, ist eine Betrachtung der theoretischen Vorteile sinnvoll:
- Recycling auch der Kunststoffe möglich, die nicht mechanisch wiederverwertet werden können.
- Schadstoffentfrachtung bei Kunststoffen
Diese Vorteile sind aber nur theoretischer Natur, weil sie an den Fragen der Energie- und Schadstoffbilanz hängen, die bisher noch nicht beantwortet werden konnten. Die Nachteile beim chemischen Plastik-Recycling sind aber eindeutig erkennbar:
- hohe Kosten durch großen Logistik- und Energieaufwand
- bisher nicht untersuchte Gesundheitsrisiken
- fragliche Emissionen
- zusätzlicher Aufwand durch vorheriges mechanisches Sortieren
Angesichts der zahlreichen, bisher nicht geklärten Fragen scheint es Organisationen wie dem NABU deutlich sinnvoller, auf einen Einsatz von Kunststoff weitgehend zu verzichten. Über die Kunststoffvermeidung soll der Nachhaltigkeit besser Genüge getan werden, zumindest solange, bis die Möglichkeiten des chemischen Recyclings endgültig geklärt sind.
Kunststoff-Recycling: Mehrlagige Verpackungen und die Nachhaltigkeit
Die wenigsten Verbraucher wissen, dass manche Verpackungen besonders problematisch sind. Sie bestehen aus einem Kunststoffgemisch bzw. einem Mehrschichtmaterial und sind sehr schlecht bis gar nicht zu recyceln. Das Problem ist, dass es immer mehr sogenannte Multilayer-Verpackungen gibt. Sie haben den Vorteil, dass sie besonders leicht sind und daher auch beim Transport für weniger CO2 sorgen.
Doch sie können nicht mehr wiederverwertet werden, denn verschiedene Kunststoffe lassen sich nicht miteinander verschmelzen. Einzelne Folien hingegen können nach dem aktuellen Stand der Technologien nicht in Sortier- und Recyclinganlagen getrennt werden. So kommt es, dass bisher kaum Recyclingplastik im Einsatz ist.
Nur rund12 Prozent des gesamten verarbeiteten Kunststoffs stammen demnach im Jahr 2017 aus dem Plastik-Recycling und entsprachen damit dem Ruf nach mehr Nachhaltigkeit. Dabei wünschen sich die Menschen einen deutlich größeren Einsatz von Recycling-Plastik, wie Umfragen immer wieder ergeben.
Das Umweltbewusstsein der Menschen steigt und mit ihm wird der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit lauter. Nun ist die Politik am Zuge und hat zum Beispiel das deutsche Verpackungsgesetz ins Leben gerufen. Seit 2019 gibt es eine Recyclingquote von 63 Prozent für Kunststoffe, ab 2022 sind es 90 Prozent.
Leider hat die Sache einen Haken, denn die Quoten besagen nur, wie viel Kunststoffe dem Plastik-Recycling zugeführt werden müssen und nicht, wie viel tatsächlich recycelt wird. Noch liegt die Hoffnung auf künftigen Vorgaben durch die EU, die an „Green Deals“ arbeitet und damit die Kreislaufwirtschaft stärken möchte.
Zudem gibt es Aktionspläne zur Müllvermeidung und Ressourcenschonung. Verschiedene Empfehlungen werden derzeit diskutiert, zu denen zum Beispiel Exportverbote sowie Verbote zur Deponierung von Plastik gehören. Auch Steuernachlässe für Produkte, die aus Recyclingmaterial hergestellt worden sind, werden diskutiert. Außerdem geht es um eine Mindestquote, die für Recyclinganteile in Kunststoffverpackungen eingehalten werden muss.
Überall ist man sich einig: Kunststoffe sind wertvoll und ihr Einsatz überaus nützlich. Dennoch machen sie zum Ende ihres Lebenszyklus viele Probleme. Damit müsste das gesamte Kreislaufsystem neu betrachtet werden, wobei sich der richtige Weg scheinbar vom anderen Ende ergibt: Wer das Ende des Kunststoffprodukts betrachtet, kann einen Weg finden, um den Produktzyklus zu verändern.
Genau diesen Weg gehen mittlerweile viele Unternehmen und suchen nach Wegen, um die Forderung nach einem verbesserten Plastik-Recycling mit dem Vermeiden von Kunststoffen und dem Verwenden neuartiger Dekorationen für Verpackungen zu kombinieren. Heraus kommen dabei erste Ansätze, mit denen sich die Welt des Recyclings bereits deutlich verbessern ließ und auch in Zukunft lassen wird.
Häufig gestellte Fragen zu recyceltem Plastik
Welches Plastik ist recycelbar?
Grundsätzlich ist Styropor recycelbar, allerdings ist die dafür nötige Technik noch nicht ausgereift genug und belastet die Umwelt. Wird Styrol freigesetzt (beim Erhitzen von Styropor), gilt dies als krebsauslösend. Des Weiteren sind PET-Flaschen recycelbar, aus ihnen werden wieder neue Flaschen hergestellt.
Warum wird Plastik nicht recycelt?
Plastik müsste, um recycelt werden zu können, sortenrein vorliegen. Allerdings haben viele Hersteller spezifische Vorgaben an Plastik und so werden Plastiksorten meist gemischt oder mit anderen Stoffen kombiniert. Dies macht das Recyceln unmöglich.
Welches Plastik kann nicht recycelt werden?
Plastik kann recycelt werden, wenn es sortenrein ist. Das heißt, dass ein Joghurtbecher recyclingfähig ist, in Kombination mit seinem Aluminiumdeckel hingegen kann er nicht wiederverwertet werden. Auch schwarzes Plastik kann nicht recycelt werden, weil es die Maschinen der Sortieranlage nicht erkennen.
Wie nachhaltig ist Plastik?
Grundsätzlich ist Plastik nicht nachhaltig, denn feinste Plastikteilchen verschmutzen Umwelt und Meere. Dort wiederum werden sie von Lebewesen gefressen, in deren Körper sich die Teilchen anreichern, denn Plastik ist nicht verdaulich. Das Tier kann nichts mehr fressen und verhungert mit vollem (Plastik-)Magen.
Die Emissionswerte bei Transport und Herstellung sind bei Plastik jedoch geringer als bei Glas, sodass Mehrwegflaschen aus Plastik eine bessere Ökobilanz als ihre Kollegen aus Glas haben. Kurze Transportwege lassen Glas umweltfreundlicher werden.
Ist recyceltes Plastik nachhaltig?
Gerade die Modewelt setzt auf recyceltes Plastik und nennt zum Beispiel Schuhe, die recycelt werden, nachhaltig. Es ist aber nicht klar, wie stark immer noch Mikroplastik freigesetzt wird, daher kann das Recyceln nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Experten sehen vor allem die fehlende Infrastruktur als Problem an, denn wenn diese nicht vorhanden ist, kann Plastik nicht mehrfach recycelt werden und landet dennoch auf der Deponie. Wirklich nachhaltig ist demnach auch recyceltes Plastik nicht.
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Interessant, dass die Emissionswerte bei Transport und Herstellung von Plastik geringer als bei Glas sind. Ich leite einen Fachladen für Kleinteile und möchte ein neues Stück in meinem Sortiment anbieten. Dafür suche ich mir einen zuverlässigen Hersteller von Kunststoffteilen.