Im Herbst 2013 mussten der Praktiker Baumarkt sowie die Tochtergesellschaft Max Bahr Insolvenz anmelden. Trotz umfassender Rabattangebote und Lockversuchen für neue Kunden rentierte sich das Unternehmen nicht. Wirklich abgewickelt ist die Insolvenz jedoch noch nicht, es ist davon auszugehen, dass sich diese auch noch einige Jahre hinziehen wird. Die Praktiker Baumarkt Filialen hingegen sind bereits neu vergeben – in erster Linie an die ehemalige Konkurrenz.
Praktiker Baumarkt: Pleite als Chance für andere
Die Konkurrenz profitiert von der Pleite des Baumarktriesen – einfacher, als durch eine Insolvenz, kann man einen Konkurrenten nicht loswerden. Einst stand der Praktiker Baumarkt an dritter Stelle und war für etwa zwölf Prozent des Umsatzes der gesamten Baumarktbranche verantwortlich. Nun steht Hornbach an dritter Stelle und er selbst ist der Meinung, dass der Druck nun aus dem Markt genommen wurde. Die Konkurrenz freut die Pleite natürlich, denn nun müssen sich die Kunden neu orientieren. Wer vorher im Praktiker Baumarkt einkaufen ging, wird heute zu Obi, Bauhaus oder Hornbach marschieren und dort die Heimwerkerausrüstung, Gartenzubehör, Pflanzen usw. kaufen. Für die übrigen Baumarktketten brachte die Insolvenz ein Umsatzplus. Ähnlich sieht es auch bei Hagebau aus, dieser Markt hat ebenfalls Märkte von Praktiker und Max Bahr übernommen. Das Plus im Außenumsatz betrug im Jahr 2014 in den Monaten Januar bis Mai mehr als 35 Prozent.
Außerdem war das Geschehen rund um den Praktiker Baumarkt eine Lehre für die Konkurrenz: Allzu viele Rabatte rechnen sich nicht. Die ausbleibenden Mehrumsätze sind das Eine – viel schlimmer wirkt sich der Imageschaden aus. Viele Kunden gehen davon aus, dass die Qualität der Ware nicht besonders hoch sein könne, wenn die Produkte verramscht werden. Die Rechnung konnte nicht aufgehen und schon bald war das Image der Baumarktkette angeschlagen – und wenig später gänzlich dahin. Trotz verschiedener Rettungsversuche war es ein Ding der Unmöglichkeit, den Praktiker Baumarkt zu retten.
Praktiker Baumarkt: Kunden und Filialen aufgeteilt
Die Konkurrenz kam, sah und siegte – sie teilte die Filialen unter sich auf. 150 der vorher 230 Märkte sind an neue Betreiber gegangen, darunter sind viele Baumärkte. Das bedeutet, dass sich Obi, Hagebau, Bauhaus und weitere die Rosinen herausgepickt haben. Dank der Neufirmierung und der teilweisen Umstellung des Sortiments konnten auch ehemalige Praktiker Baumarkt Kunden davon überzeugt werden, doch wieder hier einzukaufen. Das Problem aus Sicht des Einzelhandels besteht aber darin, dass nun immer weniger Betreiber den Markt unter sich aufteilen. Neulinge und auch Alteingesessene haben es schwer: Die Preise, die ein Baumarkt bieten kann, kann ein normaler Einzelhändler meist nicht halten. Die guten Standorte sind bereits allesamt vergeben und es bietet sich für Einzelhändler keine Möglichkeit mehr, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Wer nicht schnell genug zur Stelle war, hat Pech gehabt. Und gerade das war das Problem: so schnell zu sein. Denn branchenintern waren die Probleme des Praktiker Baumarkts bekannt und so bot sich für verschiedene Interessenten die Möglichkeit, sich vorab über mögliche Lösungen zu informieren. Andere, die erst später Wind davon bekamen, hatten keine Chance mehr.
Auch in Zukunft wird sich das Problem nicht lösen lassen, denn nicht wenige Einzelhändler werden aufgeben und ihre Geschäfte an den Meistbietenden verkaufen – der wiederum mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit durch einen Branchenriesen gestellt wird. Das Prinzip der Übernahme, wie sie beim Praktiker Baumarkt geschehen ist, wird sich auch in der Zukunft fortsetzen.
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