Kaum jemand, der sich nicht an die aufregenden Ausflüge in einen Freizeitpark erinnert. Achterbahnen, Zuckerwatte und Karussells bestimmen bis heute das Bild dieser klassischen Unterhaltungsorte. Diese Attraktionen könnten jedoch in Zukunft durch sogenannte VR Parks ersetzt werden. Hier können Besucher in eine virtuelle Realität eintauchen und echte Abenteuererleben. Die ersten VR Parks sind bereits erfolgreich im Einsatz.
Unendliche Möglichkeiten – VR Parks entdecken
In der virtuellen Realität ist einfach alles möglich. Hier verwandeln sich die Spieler in überdimensionale Hunde, rosa Drachen oder sprechende Blumen. Der Aufbau der Spiele kennt wirklich keine Grenzen. Oft sind es klassische JumpandRunSpiele. Hinzu kommen Games, die den Spieler durch Labyrinthe führen oder zum Heißluftballonpiloten machen – das Angebot ist groß und wächst stetig.
Diese enorme Vielfalt macht VR Parks zu einem interessanten Konzept für Freizeitparks und Spielhallen. Denn jedes Spiel kann mit jedem beliebigen VR-Set gespielt werden. Das Unterhaltungsprogramm ist somit quasi unendlich. Entsprechend können mit dem gleichen Standort mehrere Zielgruppen angesprochen werden.
Wie funktionieren die VR Parks?
Von außen schaut das System ernüchternd langweilig aus. Der Spieler befindet sich in einem abgegrenzten Bereich, zum Beispiel auf einer eingezäunten Plattform, und er trägt eine VR-Brille. Die bisher noch recht großen Brillen sind es dabei, die den Gamer in die virtuelle Welt bringen. Was für den Betrachter dann ausschaut, als würden die Spieler wahllos in die Luft schlagen oder über unsichtbare Hindernisse springen, ist hinter der Brille ein Ausflug in die gewählte Traumwelt.
Die Brille ist nicht auf ein spezifisches Spiel beschränkt. Was ein enormer Vorteil für den kommerziellen Einsatz ist. Wo der erste Kunde sich auf die Jagd nach Pokemon begibt, genießt der nächste einen Bungee-Sprung.
Um die Erfahrung noch realer zu machen, bieten einige VR Parks sogar passende Outfits an. Auch diverse Hilfsmittel kommen zum Einsatz. Von einer Wippe, die den freien Fall simulieren soll, bis hin zu Gurten, die einen Gegenzug für das Seilziehen umsetzen.
Umsatzpotential von VR Parks
Weltweit sind bereits mehrere VR Parks operativ. Die meisten von ihnen arbeiten gewinnbringend. Branchenuntersuchungen lassen darauf schließen, dass bis in das Jahr 2025 das Umsatzpotenzial der Branche weltweit bei rund 45 Milliarden US-Dollar liegen könnte. Entsprechend wird davon ausgegangen, dass VR Parks im vermehrten Maße auf allen Kontinenten etabliert werden.
Ein Grund dafür, dass die VR-Technologie einen hohen Umsatz verspricht, ist die Tatsache, dass die Systeme mit hohen Kosten verbunden sind. Für rund 2000 Dollar lässt sich ein Slot einrichten. Wer die gleiche Erfahrung also für den heimischen Gebrauch nutzen möchte, der muss pro Spieler eine ordentliche Geldsumme auf den Tisch legen. Der Markt wird sich daher ohne Frage auf Unterhaltungsangebote in Spielhallen und Freizeitparks verlagern. Dieses enorme Potenzial sorgt bereits heute für weltweites Interesse. Noch ist die Anzahl der VR Parks jedoch vor allem außerhalb des asiatischen Marktes recht überschaubar.
Video: Doku – Virtual Reality – Eine neue Welt entsteht
VR Parks weltweit
In den USA finden sich eine Reihe von VR-Stationen. Junge Unternehmen wie Virtual World Arcade bringen die VR-Erfahrung mit kleinen Angeboten in Einkaufszentren oder Sportanlagen. Sie setzen auf ein Konzept, das sowohl für den gelegentlichen Gamer passend ist, als auch für Personen, die regelmäßig in die VR-Welt eintauchen möchten. An der Station ist es möglich, gegen eine einmalige Zahlung für zehn Minuten zu spielen. Gleichzeitig kann ein Monatspaket mit unendlicher Spielzeit gebucht werden.
Das HTC Viveland ist ein VR Park, der seit November 2016 in einem Einkaufzentrum in Taipei geöffnet ist. Die Grundfläche beträgt stattliche 330 Quadratmeter, und in der VR-Spielhalle werden die Gamer von einer atemberaubenden Kulisse empfangen. Man fühlt sich fast wiein einem coolen Filmset. Nach eigenen Angaben zieht es vor allem Besucher in der Altersklasse zwischen 18 und 30 Jahren in den VR Park. Obwohl das Game-Angebot abwechlungsreich ist, sind zwei Spiele unter den Besuchern besonders beliebt:
- Front Defense – Ego-Shooter
- Plank Experience – Balancing-Spiel
Branchenexperten geben an, dass der asiatische Markt derzeit rund 3.000 VR-Parks zu bieten hat. Weltweit ist das Interesse noch schwach. Dennoch gibt es einige Orte, die das Konzept mit großem Erfolg implementiert haben. Dazu zählen „Level 1 VR“ in Calgary, „Vrcade“ in Kapstadt und „VOXEL VRP“ in Minnesota. Viele der VR Parks planen dabei eine nennenswerte Expansion in den kommenden Jahren.
Dieses nicht zu ignorierende Wachstum hat weltweit das Interesse von Investoren aller Klassen auf sich gezogen. So war das Unternehmen VRstudios aus den USA in der Lage, stattliche 4,3 Millionen US-Dollar an Investitionskapital zu sichern. Das Unternehmen DreamWorks Animation VR soll sogar mit 9,5 Millionen US-Dollar ausgestattet sein.
Info
Seit 2016 wird eine jährliche Virtual World Arcade-Konferenz abgehalten. Hier finden sich Industriegrößen und Investoren zusammen, um über einen Zeitraum von drei Tagen die Zukunft der Branche zu diskutieren. Darüber hinaus werden neue Produkte vorgestellt und mögliche Implementierungen demonstriert.
VR Parks mit Vorbildern aus den USA
In Asien haben die typischen Spielhallen wenig mit den Ideen der westlichen Welt zu tun. Dort sind sie bis heute ein Ort der Begegnung, der vor allem für junge Generationen ein wichtiger Teil der Freizeitgestaltung ist. Die Anzahl von gut besuchten Spielhallen übersteigt die des amerikanischen oder gar europäischen Marktes bei Weitem.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die westliche Welt den Blick in die USA legt, um sich für mögliche VR Park-Konzepte inspirieren zu lassen. Vor Ort sind es die Angebote von „The Void“ und „IMAX VR“, die hohe Wellen schlagen. „The Void“ bringt die Spieler in einen leeren Lagerraum, der sich magisch verwandelt, wenn das Headset eingeschaltet ist. Bei IMAX VR können die Spieler insgesamt 14 Pods verwenden, um die unterschiedlichen Games zu genießen. Im Januar 2017 hat in Los Angeles der erste Standort für „IMAX VR“ geöffnet. Wenige Monate später wurde das Unternehmen bereits auf New York ausgeweitet. Nach eigenen Angaben sind beide Standorte in vollem Umfang profitabel. In LA soll der Wochenumsatz bei guten 15.000 US-Dollar liegen.
Jedoch haben die Betreiber ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein Vrcade aussehen sollte. Während Viveland sich für ein traditionelles Arcade-Feeling entschieden hat, setzt man bei IMAX VR auf eine futuristische Ästhetik.The Void ist hingegen weniger schaulustig, was bedeutet, dass der einzige Genuss, den Spieler hier bekommen, in den Spielen liegt.
Für neue VR Parks bedeutet dies, dass es durchaus möglich ist, auch mit einem geringen Startkapital einen guten Eindruck zu hinterlassen. Denn es ist nicht zwingend notwendig, eine aufregende Spielhalle zu schaffen, um eine erstklassige Unterhaltung zu bieten. Der Fokus liegt für den Aufbau von VR Parks in der Technologie.
Video: Virtual-Reality auf der Achterbahn: „Ich bin so geflasht!“
Virtual Reality außerhalb der Unterhaltungsindustrie
Die Technologie wird nicht nur für die Unterhaltung immer beliebter. Denn in Kombination mit der passenden Software lassen sich die virtuellen Welten auch für andere Branchen verwenden. So senden Reisefirmen ihre Klienten auf einen virtuellen Rundgang im gebuchten Hotel, Möbelhäuser erlauben einen virtuellen Blick auf die gewählte Produktkombination, und im Gesundheitswesen konsultieren Ärzte gleichzeitig den gleichen Patienten, obwohl sie sich auf verschiedenen Kontinenten befinden.
Ob für die Unterhaltung oder um medizinische Diagnosen zu erstellen – die VR-Technologie ist noch lange nicht in ihrer vollen Kapazität erschöpft. Investoren sind bereit, Millionen in die Entwicklung von Produkten zu stecken – ohne Frage ein Markt, der in den kommenden Jahren in allen Branchen von sich reden machen wird.
Bildnachweis: © Shutterstock-Titelbild: guruXOX, -#1 Iakov Filimonov, -#2 Sergey Nivens