Cultural Fit bedeutet, dass sich ein Arbeitnehmer nicht nur hinsichtlich seiner Qualifikationen für eine Stelle eignet, sondern dass er auch hinsichtlich seiner Wertvorstellungen und Überzeugungen zum Unternehmen passt. Das kann sich sehr positiv auf die Produktivität auswirken.
Cultural Fit: Was bedeutet das eigentlich?
Wenn es darum geht, eine offene Stelle zu besetzen, dann schauen die Arbeitgeber traditionell vornehmlich auf die Qualifikationen der Bewerber. Wenn die Ausbildung beziehungsweise das Studium den Anforderungen entspricht und wenn darüber hinaus die notwendige Berufserfahrung vorhanden ist, stehen die Chancen für eine Anstellung recht gut. Selbstverständlich ist es darüber hinaus noch notwendig, dass der Arbeitgeber und der Bewerber über das Gehalt einig werden. Fragen wie die persönlichen Wertvorstellungen oder ethische Ansichten der Bewerber spielten dabei lange Zeit keine Rolle.
Diese Aspekte gewinnen jedoch immer mehr an Bedeutung – sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmer. Dieser Trend wird unter dem Begriff Cultural Fit – auf Deutsch kulturelle Übereinstimmung – zusammengefasst. Die Grundidee, die hinter diesem Konzept steht, besteht darin, dass der Bewerber auch hinsichtlich seiner Ansichten und Überzeugungen zum Betrieb passen muss.
Die folgende Tabelle zeigt einige Umfrageergebnisse zu diesem Thema auf. Daran wird bereits deutlich, dass dieses Thema sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber eine immer wichtigere Rolle spielt.
Statistische Erhebungen zur Bedeutung von Cultural Fit | |
90 % | Arbeitgeber geben an, dass Cultural Fit für die Kandidatenauswahl sehr wichtig ist. |
73 % | Arbeitnehmer hat aufgrund von Problemen beim Cultural Fit bereits einmal den Job gewechselt. |
82 % | Arbeitnehmern missfiel bereits einmal das Cultural Fit an ihrem Arbeitsplatz. |
Cultural Fit ist bereits seit Langem ein wichtiges Thema für Arbeitnehmer
Cultural Fit spielt bereits seit längerer Zeit für die Arbeitnehmer eine wichtige Rolle. Insbesondere hoch qualifizierte Fachkräfte, die hinsichtlich der Jobangebote eine große Auswahl haben, entscheiden sich häufig für ein Unternehmen, das auch hinsichtlich der Wertvorstellungen den persönlichen Kriterien entspricht. Das soll an einem Beispiel verdeutlicht werden. Wenn beispielsweise ein junger Informatiker sein Studium mit Erfolg beendet hat, dann kann er sich die Arbeitsstelle in der Regel auswählen. Da es einen hohen Mangel in diesem Beruf gibt, wären wohl mehrere Unternehmen froh darüber, ihn einzustellen.
Bei seiner Entscheidung wird er sicherlich auch klassische Faktoren wie die Bezahlung, den Einsatzort und die Arbeitszeit berücksichtigen. Wenn er jedoch in seinem persönlichen Leben viel Wert auf Umweltschutz legt, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass er gerade einem Unternehmen zusagt, das bekannt dafür ist, sehr umweltschädliche Produktionsverfahren einzusetzen. In diesem Fall wird er sich wahrscheinlich einen anderen Arbeitsplatz auswählen, bei dem der Arbeitgeber mehr Wert auf umweltfreundliche Technologien legt. Gerade bei hoch qualifizierten Fachkräften, bei denen eine hohe Nachfrage besteht, stellt Cultural Fit einen wichtigen Aspekt für die Auswahl der Stelle dar.
Für Arbeitgeber immer wichtiger: Cultural Fit
Arbeitgeber machten sich hingegen über die Unternehmenskultur lange Zeit kaum Gedanken. Bei der Einstellung standen die klassischen Faktoren wie Ausbildung, Studium und Berufserfahrung im Mittelpunkt. Das hat sich in den letzten Jahren jedoch deutlich gewandelt. Dieser Trend ist auf zwei verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zum einen spielt dieser Aspekt in Zeiten des Fachkräftemangels eine immer wichtigere Rolle für das Recruiting.
Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, sind es in erster Linie diejenigen Fachkräfte, die sich einer hohen Nachfrage erfreuen, die die Unternehmenskultur zu einem wichtigen Aspekt für ihre Berufsentscheidung machen. Betriebe, die diese Arbeitskräfte erreichen möchten, orientieren sich dabei häufig an Werten, die für die Mehrheit der potenziellen Kandidaten von Bedeutung sind. Sie sind meistens darum bemüht, ein Image zu erzeugen, das durch Weltoffenheit, Umweltfreundlichkeit und durch soziales Engagement bestimmt ist. Das überzeugt viele Kandidaten und ist daher für das Recruiting sehr hilfreich.
Cultural Fit spielt auch aus einem weiteren Grund eine wichtige Rolle für den Arbeitgeber: Wenn dieser bei den Bewerbern auf ähnliche Wertvorstellungen achtet, ist das sehr vorteilhaft für das Betriebsklima. Wenn in einer Firma Menschen mit ganz unterschiedlichen Idealen zusammenarbeiten, führt das häufig zu Konflikten. Die Folge daraus ist, dass sie ihren Job mit geringerer Leistung erfüllen, wodurch die Produktivität sinkt. Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, von Anfang an darauf zu achten, dass die persönlichen Werte der Mitarbeiter kompatibel zueinander sind.
Wirtschaftliche Vorteile durch Cultural Fit
Cultural Fit hat einen wichtigen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung eines Unternehmens. Einige dieser Aspekte wurden bereits im vorherigen Abschnitt kurz angesprochen. Sie sollen nun jedoch vertieft werden. Sollten die Werte des Unternehmens zu denen des Arbeitnehmers passen, dann steigt dadurch die Produktivität.
Wenn eine Person sich mit ihrer Aufgabe identifiziert, dann steigert das normalerweise die Motivation. Sie erledigt die Arbeiten mit hohem Enthusiasmus. Das führt häufig nicht nur dazu, dass die dafür benötigte Arbeitszeit geringer wird. Darüber hinaus kann das zu besonders hochwertigen Ergebnissen beitragen. Falls die Wertvorstellungen innerhalb des Betriebs sehr heterogen sind, dann erschwert das die Zusammenarbeit außerdem erheblich.
Wenn Mitarbeiter mit ganz unterschiedlichen Auffassungen in einem Team zusammenarbeiten, dann kann das zu erheblichen Konflikten führen. Dadurch werden nicht nur gemeinsame Absprachen deutlich schwieriger. Manchmal arbeiten die einzelnen Angestellten sogar bewusst gegeneinader, damit die anderen Mitarbeiter so wenig Erfolge wie möglich vorweisen können. Ein schlechtes Betriebsklima kann außerdem die Fehlzeiten durch Krankheiten steigern. Der ständige Stress während der Arbeit kann die Gesundheit belasten.
Bei geringer Motivation melden sich viele Angestellte außerdem bereits bei geringfügigen Problemen krank. Sollten sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, kommen sie in diesen Fällen meistens trotzdem zur Arbeit. Wenn sich die Kollegen untereinander nicht gut verstehen, kann das außerdem zu einem Jobwechsel führen. Wenn ein Mitarbeiter kündigt, ist es nicht nur notwendig, eine aufwendige Suche nach einem Ersatz zu beginnen. Darüber hinaus muss der neue Angestellte zunächst in die Tätigkeit eingelernt werden. Auch das verursacht hohe zusätzliche Kosten.
Wie informieren sich Bewerber über die Unternehmenskultur?
Wenn der Arbeitgeber sein Image so gestalten will, dass es den Wertvorstellungen der Kandidaten entspricht, dann ist es wichtig, darauf zu achten, auf welche Weise diese sich über die Unternehmenskultur informieren. Die folgende Tabelle zeigt, welche Kanäle sie dafür nutzen:
Wie informieren sich Job-Bewerber über die Unternehmenskultur | |
69 % | Im Vorstellungsgespräch |
61 % | In Medienartikeln über den Betrieb |
46 % | Arbeitgeber-Bewertungsseiten im Internet |
37 % | Gespräche mit Lieferanten und Geschäftspartnern |
Aus dieser Tabelle wird deutlich, dass sich die große Mehrheit der Personen, die sich für eine Arbeitsstelle bewerben, über diesen Aspekt im Rahmen des Vorstellungsgesprächs informieren möchte. Dabei fragen sie häufig direkt nach der Unternehmensphilosophie. In diesen Fällen sollten die Vertreter des Arbeitgebers, die das Gespräch führen, diese detailliert und positiv darstellen können. Daher ist es wichtig, sich bereits vor dem Gespräch mit dieser Frage auseinanderzusetzen.
Nur wer sich gut vorbereitet, wird hierbei überzeugende Argumente liefern können. Selbst wenn der Kandidat diese Punkte nicht von sich aus anspricht, ist es sinnvoll, im Rahmen des Gesprächs darauf einzugehen. Das hilft dabei, ihn von den Vorzügen des Unternehmens zu überzeugen und ihn zu einer Mitarbeit zu bewegen.
Cultural Fit: Ein wichtiger Bestandteil des Bewerbungsgesprächs
Der Artikel hat gezeigt, dass Cultural Fit nicht nur dem Recruiting dient. Darüber hinaus ist dieser Aspekt sehr wichtig, um ein angenehmes Betriebsklima zu schaffen. Aus diesem Grund wollen viele Arbeitgeber überprüfen, ob die Kandidaten auch unter diesem Aspekt zu ihrem Betrieb passen. Daher ist es nicht nur notwendig, die Teilnehmer des Bewerbungsgesprächs über die Kultur und die Philosophie des Unternehmens zu informieren.
Darüber hinaus ist es wichtig, zu überprüfen, ob sie unter diesem Aspekt den Anforderungen gerecht werden. Dabei ist jedoch zu beobachten, dass die meisten Arbeitgeber hierfür über keine passende Strategie verfügen. Um die technischen Qualifikationen abzufragen, haben sie in der Regel einen genauen Plan zur Hand, nach dem sie dabei vorgehen. Hinsichtlich der kulturellen Aspekte ist dieser hingegen meistens nicht vorhanden. Das führt dazu, dass viele Arbeitgeber diesen Aspekt im Bewerbungsgespräch überhaupt nicht zur Sprache bringen.
Andere stellen zwar einige Fragen, doch bieten die Antworten darauf nur einen geringen Erkenntnisgewinn. Eine wirkliche Strategie ist dabei jedoch nur in wenigen Fällen zu erkennen. Doch gibt es wissenschaftliche Verfahren, um die Einstellung und die kulturellen Werte des Kandidaten zu bewerten. Hierzu kommen psychometrische Testverfahren zum Einsatz.
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über deren Verwendung:
Verbreitung psychometrischer Testverfahren | |
18 % | Psychometrische Testverfahren kommen zum Einsatz. |
31 % | Verwenden diese Verfahren nicht, würde dies jedoch gerne tun. |
51 % | Wendet die Verfahren nicht an und beabsichtigt das auch nicht. |
Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass die meisten Arbeitgeber diese Techniken nicht verwenden. Laut der Umfrage kommen sie nur in 18 Prozent der Fälle zum Einsatz. Sehr auffällig ist außerdem, dass mehr als die Hälfte der Befragten nicht einmal vorhat, diese Testverfahren anzuwenden.
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