Die Handwerker-Haftpflichtversicherung ist für jedes Unternehmen empfehlenswert, welches ein hohes Risiko für Unfälle und Haftpflichtschäden hat. Alles ist jedoch nicht versicherbar.
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Die Handwerker-Haftpflichtversicherung: Pflicht für alle?
In Deutschland gilt das Prinzip der Haftpflicht. Dieses besagt, dass derjenige, der einen Schaden anrichtet, auch dafür aufkommen muss. Dann können Personen- und Sachschäden sein, auch Vermögensschäden sind möglich. Dabei haftet der Verursacher des Schadens mit seinem gesamten Vermögen. Während die Berufshaftpflichtversicherung für einige Branchen vorgeschrieben ist, gilt das für die Betriebshaftpflichtversicherung nicht. Es ist dennoch immer empfehlenswert, eine günstige und umfassende Haftpflichtversicherung für Handwerker auszuwählen und abzuschließen.
Individuelle Absicherung für Handwerker
Handwerker leben gefährlich und sollten daher unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Wie gefährlich die einzelnen Berufe sind, zeigt diese Grafik:
Doch mit der persönlichen Absicherung, die zusätzlich auch die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung umfasst, ist es nicht getan. Auch das betriebliche Haftungsrisiko muss berücksichtigt werden. Schnell führen hoher Kostendruck und falsche Entscheidungen zu Schäden bei Kunden und Geschäftspartnern, für die der Verursacher geradestehen muss. Teilweise werden auch ungerechtfertigte Forderungen an den Unternehmer herangetragen, auch diese wehrt die Haftpflichtversicherung mit ihrer passiven Rechtsschutzfunktion zuverlässig ab.
Wichtig ist, dass kein pauschaler Versicherungsschutz vereinbart wird, sondern dass die Haftpflichtversicherung für Handwerker individuell geregelt ist. Das betrifft vor allem die Deckungshöhen, die an das vorhandene Risiko angepasst werden müssen. Auch die Selbstbeteiligung kann individuell geregelt werden. Je niedriger diese ist, desto höher sind die jährlich zu zahlenden Prämien.
Ist die Handwerker-Haftpflichtversicherung eine Pflichtversicherung?
Generell gibt es in Deutschland nur wenige Pflichtversicherungen. Diese sind zum Beispiel die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung sowie die Kfz-Haftpflichtversicherung. Eine Betriebshaftpflichtversicherung ist nicht vorgeschrieben, allerdings sind die Haftungsrisiken für Freiberufler und Selbstständige sehr groß. Sie haften mit dem gesamten Vermögen für Schäden an Personen, Sachen oder am Vermögen Dritter. So kann ein solcher Schadensfall zum kompletten Ruin des Unternehmens führen. Die Haftpflichtversicherung für Handwerker beinhaltet folgende Leistungen:
- Prüfung der Haftungsfrage und ggf. Abwehr ungerechtfertigter Ansprüche
- Kostenübernahme bei berechtigten Forderungen
- Versicherung von Personen-, Sach- und Vermögensschäden nach vorangegangenen Personen- oder Sachschäden
Angesichts dessen, dass zum Beispiel durch weitere Einflüsse ein hohes Pleiterisiko auch ohne Haftungsfall für viele Unternehmer besteht und diese selbst aussagen, dass sie nur wenige Rücklagen besitzen, ist eine solche Handwerker-Haftpflichtversicherung vielleicht nicht verpflichtend abzuschließen, jedoch sehr sinnvoll.
Eine Verpflichtung zum Abschluss der Haftpflichtversicherung ist nur für die Berufs gesetzlich vorgeschrieben, bei denen Fehler zu hohen Schäden führen können. Ärzte und Steuerberater, Architekten und Ingenieure, Notare und Apotheker sowie weitere Berufe haben ein hohes Beratungsrisiko und können große finanzielle Schäden bei ihren Kunden verursachen. Da diese nur selten aus eigenen Mitteln zu begleichen wären, ist die Berufshaftpflichtversicherung für diese Branchen und Berufe Pflicht.
Was ist der Unterschied zwischen Betriebshaftpflicht und Berufshaftpflicht?
Beide Begriffe werden oft synonym verwendet, dennoch handelt es sich um gänzlich verschiedene Dinge. Diese beiden Versicherungen richten sich an Unternehmer und Freiberufler und sicher Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab. Die Betriebshaftpflichtversicherung deckt aber im Unterschied zur Berufshaftpflichtversicherung oft nur dann Vermögensschäden ab, wenn diese aus einem vorangegangenen Personen- oder Sachschaden entstanden sind.
Das heißt, wenn sich ein Kunde beim Besuch des Unternehmens auf dem Firmengelände verletzt, liegt ein Personenschaden vor. Der Geschädigte kann dann für ein halbes Jahr lang nicht erwerbstätig sein und hat während dieser Zeit einen hohen Verdienstausfall. Das fehlende Geld stellt den Vermögensschaden dar, wobei sich dieser noch durch weitere Verdienstausfälle (beispielsweise bei einem Unternehmer, der in der Zeit der eigenen Erwerbsunfähigkeit keine Aufträge für sein Unternehmen einholen kann) erhöhen kann.
Die Betriebshaftpflichtversicherung weist oft eine höhere Deckung für Personen- und Sachschäden auf, die Berufshaftpflicht eine höhere Deckung für Vermögensschäden. Abzuschließen sind beide Versicherungen in allen Branchen und Berufen, die Berufshaftpflicht ist aber vor allem für beratende Berufe, in denen sie auch gesetzlich vorgeschrieben ist, geeignet.
Die Kosten einer Handwerker-Haftpflichtversicherung
Das Unternehmerleben ist teuer und so verwundert es nicht, dass sich viele Selbstständige dreimal überlegen, ob sie eine Haftpflichtversicherung für Handwerker abschließen oder nicht. Dennoch sollte sich jeder auch die Frage stellen: Kann ich es mir leisten, auf die Versicherung zu verzichten, und kann ich einen Schaden in fünf- bis sechsstelliger Höhe aus eigenen Rücklagen begleichen? Wobei Personenschäden noch deutlich teurer werden können!
Was kostet die Haftpflichtversicherung für Handwerker?
Auch wenn die Überlegungen hinsichtlich möglicher Sparmöglichkeiten vor allem in der aktuellen Zeit, wo jede Hilfe für Unternehmen in der Krise wichtig ist, nachvollziehbar sind, sollten die Kosten kein Grund für den fehlenden Abschluss einer Haftpflichtversicherung für Handwerker sein. Dabei ist die Versicherung gar nicht so teuer und schon um 100 Euro im Jahr erhältlich!
Wichtig für die Höhe der Prämien ist die Größe des Unternehmens, das versichert werden soll. Auch die Anzahl der Mitarbeiter spielt eine Rolle – wo viele Mitarbeiter sind, können viele Schäden auftreten. Des Weiteren ist der Jahresumsatz maßgeblich. Zudem bestimmt die gewünschte Deckungshöhe den jährlichen Beitrag mit.
Lassen sich die Kosten senken?
Die Kosten für die Handwerker-Haftpflichtversicherung können individuell reduziert werden. Dies ist zum Beispiel mit der Vereinbarung über eine Selbstbeteiligung möglich. Je höher diese ausfällt, desto geringer werden die Beiträge, wobei nach unten natürlich dennoch Grenzen gesetzt sind.
Eine andere Möglichkeit der Kostenreduzierung liegt in der Zahlweise. Eine jährliche Zahlweise reduziert die Prämien oft erheblich, da andere Zahlungsintervalle meist mit einem Aufschlag verbunden sind.
Diese Risiken sind in der Haftpflichtversicherung für Handwerker abgedeckt
Handwerksunternehmen unterliegen zahlreichen Risiken, wobei je nach Branche typische Risiken vorkommen. Bei der Haftungsfrage geht es aber nicht darum, ob einem Mitarbeiter des Unternehmens etwas passiert, weil er vielleicht als Dachdecker vom Dach gestürzt ist. Für diese Versicherung ist vielmehr relevant, ob der Betreffende bei einem Sturz vielleicht noch den Grundstückseigentümer getroffen und verletzt hat. Oder ob bei der Arbeit ein Dachziegel herabgefallen ist und einen Gegenstand beschädigt hat – diese und weitere Beispiele lassen sich im Handwerkeralltag finden.
Die versicherten Risiken in der Handwerker-Haftpflichtversicherung
Die Haftpflichtversicherung für Handwerker versichert die typischen Risiken des jeweiligen Berufs. Versichert sind demnach Personen-, Sach- und Vermögensschäden, wobei die Haftpflichtversicherung auch als „Handwerkerversicherung“ geführt werden kann und sich dann aus mehreren Modulen zusammensetzt. Als solche versichert sie dann nicht nur Haftpflichtschäden, sondern auch das Inventar, die IT, Daten oder eine Betriebsunterbrechung.
Teilweise ist die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung nicht von vornherein im Versicherungsumfang enthalten, sondern muss separat abgeschlossen werden.
Die Berufshaftpflichtversicherung ist ebenfalls mit anderen Versicherungsprodukten zu kombinieren und kann auch in Verbindung mit der Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Meist ergeben sich dabei günstigere Prämien, als wenn jedes Produkt einzeln gebucht wird.
Welche Risiken sind nicht versichert?
Die Liste der Risiken, die nicht in der Haftpflichtversicherung versichert sind, ist allerdings deutlich länger. Zum einen gibt es zum Beispiel keine Leistung der Haftpflichtversicherung bei Scheinselbstständigkeit. Dieses gerade in den Handwerksberufen häufig auftretende Problem kann für den Unternehmer teuer werden. Eine Absicherung dagegen ist nicht möglich, hier helfen nur Sorgfalt und das rechtzeitige Einholen einer freiwilligen Auskunft über den angeblichen Selbstständigen. Hierzu berät unter anderem die Deutsche Rentenversicherung.
Es gibt keinen Versicherungsschutz auf die folgenden Fälle:
- Erbringung geschuldeter Leistungen
- Ansprüche auf Schadenersatz wegen verzögerter oder nicht erbrachter Leistungserbringung
- Ansprüche wegen wissentlicher Pflichtverletzungen
- Ansprüche wegen Produktfehlern
- Ansprüche wegen Geldstraßen oder Bußgeldern
- Leistungserbringung als Architekt oder Ingenieur
- Ansprüche in Bezug auf Luft-, Wasser- und Kraftfahrzeuge, sofern diese nicht explizit mitversichert sind
- Ansprüche wegen Umwelteinwirkungen
Diese Auflistung der nicht versicherten Risiken ist nur beispielhaft zu sehen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Versicherer geben selbst eine vollständige Liste aus, welche zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen gehört. Viele Ausschlüsse sind über anderen Versicherungen separat abzusichern, entsprechende Produkte offeriert der Anbieter der Haftpflichtversicherung in der Regel an oder schnürt ganze Versicherungspakete. Allerdings ist es empfehlenswert, hier genau auszuwählen, welche Versicherungen davon wirklich nötig sind und welche den Geldbeutel des Selbstständigen unnötig belasten.
Häufige Fragen zur Handwerker-Haftpflichtversicherung
Wie viel kostet eine Betriebshaftpflichtversicherung?
Die Kosten einer Betriebshaftpflichtversicherung richten sich
- nach der Größe des Unternehmens,
- nach dem Jahresumsatz sowie
- nach der gewünschten Deckungssumme.
Auch die versicherten Risiken sind relevant. Die Jahresprämien liegen üblicherweise zwischen 100 und 280 Euro.
Welche Versicherung brauche ich als Kleinunternehmer?
Wichtig ist auch für einen Kleinunternehmer die Haftpflichtversicherung, die Schäden an Dritten und an fremdem Eigentum abdeckt. Die Inhaltsversicherung sollte eine Betriebsunterbrechungsversicherung beinhalten und deckt Schäden an eigenen Sachen ab. Eine Rechtschutzversicherung kann sinnvoll sein und kommt für Anwalts- und Prozesskosten auf.
Was sind die Pflichtversicherungen?
Nur wenige Branchen haben tatsächliche Pflichtversicherungen für das Unternehmen, dazu gehören die beratenden Berufe wie
- Anwälte,
- Steuerberater und auch
- Ärzte.
Sie brauchen eine Berufshaftpflichtversicherung. Ansonsten sind persönliche Versicherungen wie
- die Krankenversicherung mit Pflegeversicherung sowie
- die gesetzliche Rentenversicherung (sofern versicherungspflichtig)
nötig. Fahrzeuge dürfen nur mit
- einer gültigen Kfz-Haftpflichtversicherung
zugelassen und im öffentlichen Straßenverkehr betrieben werden. Jäger haben die Pflicht zum Abschluss einer
Die private Haftpflichtversicherung sowie die Tierhalterhaftpflichtversicherung sind keine Pflichtversicherungen, sollten jedoch unbedingt abgeschlossen werden.
Welche Versicherungen muss man in Deutschland haben?
Verbraucherschützer kritisieren immer wieder, dass die Deutschen überversichert sind. Gesetzlich vorgeschrieben sind die Kranken- und Rentenversicherung sowie die Kfz-Haftpflichtversicherung. Eine Privathaftpflicht-, Unfall- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung sowie eine Risiko-Lebensversicherung mögen im Einzelfall sinnvoll sein, sind jedoch keine Pflichtversicherungen.
Wann ist eine Berufshaftpflicht sinnvoll?
Die Berufshaftpflichtversicherung ist für alle Unternehmen sinnvoll, die bei der Ausübung ihrer Tätigkeit Dritten einen Schaden zufügen können. Dabei geht es sowohl um
- Personenschäden,
- Sachschäden und auch um
- Vermögensschäden.
Die Berufshaftpflichtversicherung ist für einige Berufe vorgeschrieben, in denen das Schadenspotenzial groß ist. Ärzte, Anwälte und Steuerberater sowie Notare müssen eine solche Versicherung haben.
Wie viel kostet eine Berufshaftpflichtversicherung?
Eine Berufshaftpflichtversicherung kostet teilweise unter 100 Euro. Die Kosten für eine Berufshaftpflichtversicherung hängen an der Risikoeinstufung des Versicherten ebenso wie an der Deckungssumme. Werden beispielsweise Personen- und Sachschäden mit bis zu drei Millionen Euro versichert, darüber hinaus Vermögensschäden mit 100.000 Euro, so sind jährliche Prämien von unter 100 Euro möglich. Durch die Vereinbarung einer Selbstbeteiligung können die Beiträge gesenkt werden.
Ist eine Berufshaftpflichtversicherung Pflicht?
Eine Betriebshaftpflichtversicherung ist Pflicht für diese Berufe:
- Ärzte und Zahnärzte
- Hebammen
- Sachverständige und Ingenieure
- Rechtsanwälte
- Notare
- Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
- Architekten
- Apotheker
Ist man auf der Arbeit haftpflichtversichert?
Auf der Arbeit gilt die private Haftpflichtversicherung nicht. Arbeitnehmer sind aber durch die Betriebshaftpflichtversicherung des Arbeitgebers geschützt, solange sie nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig handeln.
Was deckt eine Vermögensschaden Haftpflichtversicherung ab?
Die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Handwerker deckt finanzielle Schäden bei Kunden oder Dritten ab, die durch die Ausübung der Unternehmenstätigkeit entstanden sind. Vermögensschäden können auch durch einen Personenschaden begründet sein bzw. die Folge eines solchen sein. Die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung deckt jedoch keine Personen- oder Sachschäden ab.