Die Inflation steigt, die Zinsen sinken: Das sind schlechte Aussichten für die privaten und geschäftlichen Anleger. Eine lohnenswerte Option kann die Investition in Aktien darstellen – und das muss nicht immer in Frankfurt am Main sein. Auch wenn die Frankfurter Börse den wohl bekanntesten Börsenplatz darstellt, gibt es in Deutschland weitere wichtige Orte zum Aktienhandel, die mit ihren Spezialisierungen besondere Vorteile für die Investoren mit sich bringen.
Die Rentabilität von Aktien
Immer mehr Unternehmen, aber auch Privatpersonen, setzen auf die Investition in Aktien. Mit dem Erwerb von Aktien sichern sich die Unternehmen einerseits eine Beteiligung an einer anderen Firma, was besonders in strategischer Hinsicht ein relevanter Faktor ist. Daneben werden die Aktionäre ebenfalls am Gewinn des Unternehmens beteiligt, dessen Aktien sie halten. Vor allem Aktien von Unternehmen mit stabilem Wachstum versprechen also eine jährliche Ausschüttung der Dividende und einen in gewisser Weise planbaren Ertrag.
Wer sich entschließt, in Aktien zu investieren, der muss – egal ob Privatkunde oder Geschäftskunde – ein Aktiendepot eröffnen. Dieses ist eine Art virtuelles Konto, auf dem gespeichert wird, welche Aktien und Wertpapiere in welchem Umfang gehalten werden. Aktiendepots können online eröffnet werden oder auch vor Ort bei einer Filialbank. Hierbei gilt es, die Kosten und den Nutzen abzuwägen und intensiv zu recherchieren.
Ebenfalls gilt es zu beachten, dass es in Deutschland nicht nur einen Platz gibt, um mit Aktien und Wertpapieren zu handeln. Spezielle Aktien können an speziellen Handelsorten besser gehandelt werden, weshalb es nicht nur wichtig ist, das passende Aktiendepot und die passende Aktie zu wählen, sondern auch den geeigneten Börsenplatz. Verschiedene Börsenplätze haben individuelle Vorteile und legen den Fokus auf den Handel mit bestimmten Wertpapieren.
Börsenplatz Nummer 1: Börse Frankfurt am Main
Am geläufigsten ist wohl der bekannte Börsenplatz in Frankfurt am Main, was in einem besonderen Maße daran liegt, dass Frankfurt auch international große Bekanntheit erlangt hat und neben London und New York zu den Top-Börsenplätzen der Welt gehört. Durch die hohe Relevanz der Frankfurter Börse haben sich im Finanzzentrum Frankfurt am Main weitere wichtige Global Player und Institutionen niedergelassen. So hat neben der Deutschen Bundesbank auch die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Sitz in der Metropole am Main.
Frankfurt gilt als nationales und internationales Handelszentrum für Wertpapiere aller Art, Währungen und Aktien. Eine besondere Stellung hat die Börse in Frankfurt am Main außerdem, da auch der Deutsche Aktien Index (DAX) dort gelistet ist. Der DAX zeigt die Entwicklung der 30 größten deutschen Unternehmen, die in Deutschland geführt werden. Weitere für Deutschland relevante Indizes sind unter anderem der TecDAX, MDAX, SDAX, DivDAX und ÖkoDAX.
Während in früheren Zeiten der Aktienhandel tatsächlich noch vor Ort auf dem Parkett abgewickelt wurde, ist dies seit dem Jahr 2011 anders. Mit Xetra wurde eine elektronische Handelsplattform geschaffen, die übrigens auch Privatpersonen den Zugang ermöglicht. Auf Xetra können Investoren aller Art insgesamt mit rund 1.000 deutschen und mehr als 10.000 internationalen Aktien handeln. Dieses elektronische Handelssystem wird, wie die Börse Frankfurt, von der Deutschen Börse AG betrieben.
Stuttgart: Börsenplatz in Baden-Württemberg
Die Börse Stuttgart ist die zweitgrößte Börse in Deutschland und bezeichnet sich selbst als Privatanlegerbörse. Der Börsenplatz in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg hat rund 35 Prozent Anteil am gesamtdeutschen Parketthandel und weist
jährlich etwa ein Handelsvolumen von rund 100 Milliarden Euro auf. Gehandelt werden an der Börse Stuttgart vor allem Aktien, Exchange Traded Products, offene Investmentfonds und Anleihen. Insbesondere stehen an der Stuttgarter Börse aber Derivate im Zentrum des Interesses. Im Handelssegment EUWAX werden ausschließlich Derivate, wie Hebelzertifikate oder Ähnliches, gehandelt. Wer seinen Fokus also auf den Handel mit Derivaten legt, wird an der Stuttgarter Börse besonders gut aufgehoben sein.
Auch regionale und mittelständische Unternehmen stehen im Zentrum der Stuttgarter Börse: Im Jahr 2010 wurde der sogenannte Bond-M eingeführt, der es mittelständischen Unternehmen erlaubt, dort eigene Anleihen zu platzieren und mit ihnen zu handeln.
Die Berliner Börse
An der Berliner Börse steht vor allem der Handel mit regionalen Wertpapieren an erster Stelle. Da die zunehmende Virtualisierung des Börsenhandels durch elektronische Systeme den Börsenplätzen vor Ort nicht entgegen kommt, sucht sich Berlin als Börsenort ein Alleinstellungsmerkmal. Dieses lautet: Regionalität und die Fokussierung auf festverzinsliche Wertpapiere. Wer sich demnach auf festverzinsliche Wertpapiere spezialisiert hat, tut gut daran, die Berliner Börse als Börsenplatz zu wählen.
Gemeinschaftsprojekt: Börse Hamburg und Hannover
Die Börsenorte Hamburg und Hannover haben unter der BÖAG Börsen AG fusioniert. Wie auch die Berliner Börse sind Hamburg und Hannover vorrangig regional fokussiert, stehen dennoch auf Platz drei der deutschen Börsenorte. Auf dem Parkett der großen internationalen Börsen spielen die beiden Städte im Norden jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Investoren, die sich auf den Handel mit Fonds spezialisiert haben, sind jedoch in Hamburg und Hannover genau richtig: Die BÖAG Börsen AG gilt als führender Standort für den Handel mit Fonds.
Börsenplatz Düsseldorf
Düsseldorf ist der einzige Börsenplatz in Nordrhein-Westfalen (NRW). An der Börse in Düsseldorf kommen besonders Privatanleger auf ihre Kosten: Die Bedingungen für den Handel am DAX oder mit Fonds sind hier für private Investoren besonders rentabel. In Düsseldorf gibt es außerdem einen regionalen Aktienindex, welcher speziell für NRW von großem Interesse ist. Der NRW-MIX ist ein eigener Index für das Bundesland NRW.
Börsenplatz in Bayern: München
Auch Bayern hat einen eigenen Börsenplatz in der Landeshauptstadt München. Dieser ist zwar vergleichsweise klein, eröffnet Anlegern aber einen Großteil des Angebots der ‚großen Börsen‘. Während in Frankfurt das elektronische Handelssystem Xetra genutzt wird, setzt München auf das elektronische Handelssystem MAX-ONE. Dort kann mit Aktien, Renten und Fonds gehandelt werden. Ähnlich wie in Stuttgart hat auch die Münchner Börse einen regionalen Bezug und bietet Mittelständlern die Möglichkeit, an die Münchner Börse zu kommen.
Den richtigen Börsenplatz wählen
Jeder Börsenplatz bietet für Investoren bestimmte Vorteile. Besonders mittelständische Unternehmen oder Privatinvestoren können an kleinen Börsen speziell profitieren. Während an den großen Börsen überwiegend professionelle Broker ihre Geschäfte abwickeln, können gerade an kleinen Börsen Privatpersonen in den Aktien- und Wertpapierhandel starten: Denn kleine Börsen locken oftmals mit besonders günstigen Konditionen für Privatinvestoren.
Die Regionalität der kleinen Börsen macht es außerdem für mittelständische Unternehmen leichter, an die Börse gehen zu können. Besondere Angebote, die sich auf Mittelständler fokussieren, wie in Stuttgart und München, können in den großen Finanzzentren der Welt aus Gründen des geringen Kapitals oftmals nicht berücksichtigt werden. Regionalität ist auch im Bereich des Aktien- und Wertpapierhandel ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die elektronischen Handelssysteme auf dem Vormarsch sind, die nach und nach die Relevanz Börsenplätze in den Hintergrund rücken lassen. Nicht umsonst sind immer mehr Börsenplätze im Rückgang: Beispielsweise verschwand im Jahr 2007 Bremen als Börsenplatz gänzlich von der Bildfläche. Die Möglichkeit, am heimischen PC mit Aktien und Wertpapieren zu handeln, drängt die kleinen Börsenplätze zunehmend in den Hintergrund, was sich sicherlich innerhalb weniger Jahre noch deutlicher bemerkbar machen wird.
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