Die Shitstorms des Monats Dezember

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Im Dezember stand natürlich der Weihnachtsstress an. Da hat man keine Zeit, die Shitstorms in der deutschen Wirtschaft zu beobachten. Das hindert die deutsche Wirtschaft natürlich nicht daran, es sich mit dem deutschen Verbraucher zu verderben. Wir hatten schon frühzeitig Geschenke gekauft – also hatten wir Zeit, im Monat Dezember für Sie die Augen und Ohren offen zu halten. Und wird wurden fündig…

Weiterführung des Edeka Weihnachts-Werbeclips sorgte bei deutscher Bahn für Shitstorm

Eigentlich wollte die Bahn einmal Charme zeigen und führte den Werbeclip der Supermarktkette Edeka #heimkommen weiter – und erntete dafür einen Shitstorm. Der ältere Mann aus der Edeka-Werbung sitzt im Bistro eines Zugs und nimmt eine Mahlzeit zu sich. Untermauert wird der Clip mit „Lieber Opa, warte nicht bis sie zu dir kommen“. Den Spott gibt es allerdings nicht für die Idee des Clips, sondern vielmehr für das jahrelange Missmanagement der Bahn, dem unfreundlichen Bahnpersonal, dem Chaos im Service und auch wegen der chronischen Verspätungen.

Spar Shitstorm stoppt Verkauf von Halal-Fleisch

Es begann mit einem Experiment in nur einigen Filialen, doch ein Aufschrei stoppte den Verkauf: Spar verkaufte Halal Fleisch – Fleisch von Tieren, welche nach einer islamischen Sitte geschlachtet wurden. Schächten steht schon lange im Zentrum der Kritik, da das Tier mit einem Schnitt durch den Hals und einem anschließenden Ausbluten getötet wird. Nachdem Gegner der Verkaufsaktion die Supermarktkette stürmten, wurde der Verkauf wieder gestoppt. Doch selbst nach der Beendung hagelt es nun einen erneuten Shitstorm: Auf Facebook wird dem Unternehmen vorgeworfen, dass es sich von Rechtsextremen hätte einschüchtern lassen.

Adventskalender des Schokoherstellers Lindt in der Kritik

Weihnachten ist ein christliches Fest – obwohl Jesus von Nazareth Jude war und im Nahen Osten lebte. Lindt dachte sich wohl: Warum nicht einen Kalender in historischer Umgebung herausbringen und beides miteinander verknüpfen? Der Adventskalender „1001 Weihnachts-Traum“ zeigte eine Moschee im Hintergrund. Etliche Verbraucher kündigten daraufhin an, künftig keine Produkte von Lindt mehr zu kaufen. Lindt reagierte schnell und entkräftete alle Vorwürfe: „Die Verpackung stellt eine Visualisierung der damaligen lokalen Lebensumstände dar. Dazu gehört auch Architektur und Kultur wie diese in der orientalischen Welt zu Christi Geburt gewesen sein könnte.“ Hinzu komme, dass man den „kulturellen Hintergrund des Weihnachtsfestes“ toleriere. Übrigens ist der Kalender keineswegs neu, sondern wird in dieser Form bereits seit über zehn Jahren verkauft.

Shitstorm gegen Weihnachtsmann beim Automobilhersteller Smart

In einem Weihnachtswerbespot enthüllt Smart, dass es den Weihnachtsmann tatsächlich nicht gibt. Das bringt Eltern auf und sorgt für Proteste. Die bundesweite Radiowerbung für den Wagen Smart wurde daraufhin wieder zurückgezogen und der Hersteller entschuldigte sich.

Wegen Shitstorm zieht Vodafone seine Internet-Drossel ein wenig zurück

Vodafone hatte versucht, mit einer Drosselung Filesharing-User auf die Kriechspur zu zwingen. Gegenüber der Presse sagte Vodafone, es habe sich bei der Kabel-Drossel lediglich um ein Pilotprojekt gehandelt und die Testergebnisse hätten Vodafone dazu bewegt, diese Maßnahme nicht weiter fortzusetzen. Aus Kulanzgründen hebt Vodafone nun die Beschränkung auf. Doch das gilt nicht grundsätzlich: Denn die AGBs möchte der Provider nicht ändern – und in ihnen steht, dass ab einem Datenvolumen von mehr als zehn Giga Byte pro Tag die Geschwindigkeit bis Mitternacht gedrosselt wird. So lässt sich Vodafone ein Hintertürchen offen, um nach dem Glätten der Wogen die Drosselung jederzeit wieder einführen zu können.

Supermarktriese Rewe ignoriert eine Foodwatch Warnung und erzeugt so einen Shitstorm

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte bereits Ende Oktober Testergebnisse des Rewe-Bioprodukts Weichweizengrieß veröffentlicht, in denen herauskam, dass das Biolebensmittel krebserregende Rückstände aromatischer Mineralöle enthalte – doch Rewe reagierte nicht. Daraufhin ergriff die Verbraucherorganisation selbst die Initiative und veröffentlichte auf ihren Seiten einen Produktrückruf. Nachdem es Kundenbeschwerden gehagelt hatte, droht Rewe Foodwatch nun mit rechtlichen Schritten. Rewe weist seine Kunden auf ein Gutachten hin, indem der Verband der Lebensmittelwirtschaft schreibt, dass für die Gesundheit der Verbraucher bei den von Foodwatch festgestellten Mengen keine Gefahr bestünde.

IBM zieht wegen Shitstorm #Hackahairdryer-Kampagne zurück

Eigentlich wollte IBM mit seiner Kampagne „Hack a Hairdryer“ Frauen für die Technik-Forschung gewinnen und forderte darin Frauen auf, ihren Föhn umzubauen. Doch was ursprünglich gut gemeint war, wird dem Unternehmen jetzt als Sexismus ausgelegt. Auf Twitter erklären Frauen nun unter dem Hashtag #hackahairdryer, dass sie lieber weiter an der Nanotechnologie oder an Satelliten forschen, als nur einen Haartrockner umzubauen. IBM hat daraufhin die Kampagne zurückgezogen und sich dafür entschuldigt.

Video: „Hack a Hairdryer“-Kampagnen-Clip von IBM

Zweiter Weihnachts-Shitstorm für Kaffee-Kette Starbucks

Wegen Kekse in Eisbären-Form erntet Starbucks nun zum zweiten Mal in der Weihnachtssaison massive Kritik. Nach der harschen Kritik an seinen zu puristischen Weihnachtsbechern bleibt nun auch das Gebäck des Kaffeshops nicht verschont. Ursache: Eigentlich nur unsaubere Backkunst. Denn ein Foto, das durch die sozialen Medien geistert, zeigt Eisbärkekse, die so aussehen, als sei den Bären die Kehle durchgeschnitten worden – eigentlich sollte es jedoch nur eine festlicher roter Schal sein.

Bug Racer von Mattel erntet bei Facebook und Twitter einen ordentlichen Shitstorm

Pünktlich zum Weihnachtsfest hat Mattel ein umstrittenes Spielzeugauto auf den Markt gebracht: Den Bug Racer, ein Spielzeugauto in Monsteroptik. Das Auto soll durch einen lebenden Piloten gesteuert werden: Einem Insekt in Form einer Grille, welches in einem kleinen integrierten Plastikkäfig gesteckt wird. Elektronische Sensoren erkennen dann während der Fahrt, wohin das arme Tier geschleudert wird und lenken entsprechend in diese Richtung. Wen wundert es, dass nun in den sozialen Netzen ein Shitstorm tobt. Mattel beschwichtigt, dass es für Kinder wichtig sei, Insekten zu beobachten. Das Spielzeug sei pädagogisch wertvoll, da es den Kindern so beibringe, entsprechend Verantwortung für die Pflege der Insekten zu übernehmen.

Aldi Süd Raketen-Sortiment „Paris“ sorgt für Aufregung

In vielen Haushalten gehört zu einer typischen Silvesterfeier auch das Loslassen von Böllern und Raketen – kurz vor dem Jahreswechsel gab es auch ein Set bei Aldi Süd zu kaufen, welches unter dem Namen „Paris“ vertrieben wurde. Nun muss der Discounter dafür heftige Kritik einstecken. Fast alle vertriebenen Böller- und Raketensets tragen den Namen von Städten. Doch nach dem Terror in Paris halten viele Verbraucher diese Namenswahl für unangebracht. Das Unternehmen zeigt sich uneinsichtig: Schließlich würden die Feuerwerkssortimente bereits seit dem Jahr 2004 mit Städtenamen versehen und die „Paris“-Produktion habe bereits im Februar 2015 – also vor den Anschlägen – begonnen.

Muslime fordern wegen Fußmatte mit Moschee-Motiv Boykott der Discounter-Möbelkette Poco

Derzeit hat das Einrichtungshaus Poco auf seiner Facebook-Seite mit einem Shitstorm zu kämpfen. Der Grund hierfür: Eine Fußmatte mit dem Motiv der Sultan-Ahmed-Moschee, auch bekannt als Blaue Moschee. Den Muslimen stößt auf, dass ein muslimisches Gotteshaus nun als Fußabtreter dient. Daher rufen sie auf der Poco Facebook Seite zum Boykott auf. Der Möbeldiscounter dazu auf Facebook: „Mit Erstaunen haben wir festgestellt, wie sehr das Motiv einer Fußmatte polarisieren kann. Das ist von uns sicher nicht gewollt – auch möchten wir niemanden beleidigen oder verletzen. Wir entfernen uns daher ausdrücklich von politischen und/oder rassistischen Äußerungen“. Derzeit ist noch offen, ob Poco den Türvorleger aus dem Sortiment nimmt.


Bildnachweis: © pixabay.com – Alexas_Fotos

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Content-Marketing-Agentur schwarzer.de. Als Marketer, Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de und industry-press.com. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei „ausgefallene“ Ideen und technische Novitäten besonders am Herzen.

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