Das Örtliche gibt es seit dem Jahr 1924 – also fast 100 Jahre. Offiziell als „deutsches Telekommunikationsverzeichnis“ tituliert, welches auf lokale Wirtschaftsräume zugeschnitten ist, wäre „Das Örtliche“ als Marketinginstrument für regionale Gewerbetreibende geeignet. Doch welche Reichweite aus dem regionalen Umkreis kann „Das Örtliche“ wirklich bieten? Und: steht es allen Branchen offen? Am Beispiel der „Erotik-Friseure“ haben wir den Casus untersucht.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Das Örtliche mit einer Gesamtauflage von 34 Millionen Exemplaren
Im Jahr 1924 ermöglichte „Das Örtliche“ mit seiner Buchausgabe einen sehr guten Überblick über die Angebote von Geschäften und Dienstleistern im regionalen Umkreis. Das war ein klarer Zugewinn für die Bevölkerung. Die 1.000 lokalen Ausgaben sind nicht das Werk eines einzelnen Unternehmens. Es sind etwa 100 Verlage, welche unter der Ägide der Deutsche Tele Medien GmbH Das Örtliche herausgeben.
Wer nutzt heute noch „Das Örtliche“?
Wer glaubt, dass in Zeiten des Internets ein gedrucktes Verzeichnis in Buchform keine Bedeutung mehr hat, der irrt gewaltig. Immerhin 63,3 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren kennen das „Das Örtliche“ nicht nur, sie nutzen es auch. Hier muss man hinzufügen, dass diese Nutzung nicht nur die gedruckte Form umfasst, sondern auch die digitale. Im Jahr 2016 wurde das Verhalten von 30 Millionen gewerblich suchenden Nutzern untersucht. 63 Prozent nahmen nach der Suche mit einem Unternehmen Kontakt auf. Das macht deutlich, dass es für ein regional tätiges Unternehmen nach wie vor interessant ist, „Das Örtliche“ in seinen marketing-Mix aufzunehmen. Die Zahlen stammen übrigens aus der GfK-Studie zu Bekanntheit und Nutzung der Verzeichnismedien des Jahres 2016. Und wie stark wird „Das Örtliche“ aktuell genutzt? Jeder vierte Deutsche besuchte das Onlineportal „Das Örtliche“ im vergangenen Jahr.
Welche Kaufkraft haben die Leser?
Glaubt man den Gurus des Digital-Marketings, dann muss ein regionaler Anbieter „bei Google ganz oben stehen“ um seine Kunden überhaupt erreichen zu können. Eine aktuelle Gfk-Studie widerlegt das.
Die Studie untersuchte erneut das Verhalten von gewerblich suchenden. Wenngleich in der Studie nicht „Das Örtliche“ untersucht wurde, sondern am Beispiel der „Gelben Seiten“, so dürften die Ergebnisse dennoch übertragbar sein. Ergebnis der Untersuchungen war, dass Nutzer der „Gelben Seiten“ etwa dreimal so viel für den Erwerb von Produkten und Dienstleistungen ausgaben wie Nutzer nach einer Google-Suche.
Diese Zahlen lassen natürlich die Bedeutung der Verzeichnisse wie „Gelbe Seiten“ und „Das Örtliche“ nach oben schnellen. In Euro ausgedrückt sind es im Mittel 313 Euro, die Verbraucher nach einer Google-Suche ausgegeben haben. Verbraucher, welche ein Unternehmen über die „Gelben Seiten“ ausfindig gemacht haben, investierten im Mittel 885 Euro. Das ist knapp das Dreifache. Auch interessant: der mittlere Auftragswert stieg innerhalb eines Jahres um 229 Euro – bei den Gelben Seiten. Bei den Google-Suchern stieg der Wert nur um 47 Euro an. Auch bei der Werbung von Neukunden punktet das Verzeichnis. Etwa 61% der Verzeichnis-Sucher sind Neukunden.
Das Örtliche digital
„Das Örtliche“ wird als Verzeichnis in drei Versionen angeboten:
- Die Buchversion
Der Klassiker als gebundene Papier-Ausgabe - Die Onlineversion
Die Onlineversion wie auch die App bieten klar mehr Funktionen für den Suchenden.- Eine Geldautomatensuche
- Eine Rückwärtssuche
Wer steckt hinter der Nummer? Mit der Rückwärtssuche kann man den Anrufer zu Telefonnummer finden. - Eine Umkreissuche
- Eine Suche für Notapotheken
- Einblick in das aktuelle Kinoprogramm
- Eine Benzinpreissuche nach der günstigsten Tankstelle in regionaler Umgebung
- Die Mobilversion
Die mobile Suche steht auf Smartphones für Apple iOS und Android sowie Tablets zur Verfügung. Etwa 6,8 Millionen Downloads der mobilen Version gab es bisher.
Die Nutzung ist völlig kostenfrei, wie es auch Google und die „Gelben Seiten“ anbieten. Die gelieferten Daten sind ebenso spartanisch wie ausreichend. Zu einer Person findet der Suchende im Örtlichen
- Name,
- Anschrift,
- Telefonnummer oder
- E-Mail-Adresse.
Die gewerblichen Einträge geben weitere Auskünfte, die den Besuch des Geschäfts erleichtern.
- Öffnungszeiten des Ladengeschäfts,
- Informationen zum Angebot an Produkten und Dienstleistungen,
- Die Homepage des Geschäfts oder Anbieters.
Wo finde ich einen Erotik-Friseur in Berlin-Charlottenburg?
Charlottenburg ist ein besonderer Stadtteil im Berliner Westen. Dank seiner eleganten Vorkriegsbauten und zahlreichen Luxusboutiquen genießt Charlottenburg einen recht exklusiven Ruf. Wer sich dort einen Friseurbesuch der besonderen Art gönnen möchte, der könnte auf den Gedanken kommen, im „Das Örtliche“ nach einem Erotik-Friseur zu suchen. Was findet man im „Das Örtliche“, wenn man nach „Erotik-Friseur in Berlin“ sucht?
Die Wunschvorstellung wäre eine Auflistung dieser Art:
Erotik-Friseur in Berlin Charlottenburg
- Hot-Cut
Otto-Windecke-Allee 100
10623 Berlin
Telefon: 030 / 98 76 54 32
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00- Lockenzwirbler
Knesebäckerstr. 91
10623 Berlin
Telefon: 030 / 76 98 32 54
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00Erotik-Friseur in Berlin Mitte
- Bikini Barber Shop
Ackermühlenstr. 71
10115 Berlin
Telefon: 0171 / 81 82 83 84
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00Erotik-Friseur in Berlin Marzahn
- Marzähnchens flinke Schere
Treydelstraße 118
10117 Berlin
Telefon: 0176 / 10 20 30 40
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00- Bikini Cut
Gasse der Kosmonauten 331
12685 Berlin
Telefon: 0179 / 61 62 63 64
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00Erotik-Friseure in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
- Aktschnitt
Paul-Rechthe-Ufer 74
10999 Berlin
Telefon: 0170 / 02 03 04 05
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00- Die Freisörin
Gossener Str. 12
10961 Berlin
Telefon: 0179 / 03 04 05 06
Öffnungszeiten: Di-Fr: 14:00 – 18:00, Sa: 14:00 – 22:00, So: 14:00 – 22:00
Ja, das wäre die Erwartung des Suchenden. Doch weit gefehlt, denn unsere Recherchen haben ergeben, dass nicht alle Branchen in „Das Örtliche“ vertreten sind – zumindest nicht in den Ausgaben, die wir untersucht haben. Somit wird ein Gewerbetreibender auch prüfen müssen, ob seine angebotenen Leistungen auch für eine Bewerbung in „Das Örtliche“ qualifiziert. Ein Hinweis sei noch gestattet: die obigen sieben Beispiel-Adressen sind tatsächlich nur Beispiel-Adressen. Dort findet sich weder ein Erotik-Friseur noch gehören die zufälligen Rufnummern zu einem ebensolchen.
Werbung in „Das Örtliche“
„Das Örtliche“ ist werbefinanziert. Die einzelnen Verlage bieten zu der kostenlosen Leistung der Standardeinträge auch werbliche Einträge in den betreffenden Medien.
Standard-Eintrag in „Das Örtliche“
Der kostenfreie Standardeintrag beinhaltet
- Namen,
- Namenszusatz,
- akademische Grade,
- Titel bzw. Geschäftsbezeichnung,
- Anschrift,
- Telefonnummer,
- Telefaxnummer,
- Mobilnummer
Werbliche Einträge in „Das Örtliche“
Werbliche Einträge gegen Bezahlung unterscheiden sich von den kostenfreien Standardeinträgen durch folgende Merkmale.
- Öffnungszeiten,
- Webseite
- E-Mail-Adresse
- Die auffälligere Gestaltung des Eintrags
Wie wird „Das Örtliche“ verbreitet?
Die Druckversion von „Das Örtliche“ liegt bei Postfilialen und andernorts kostenfrei aus. Eine Direktauslieferung an Haushalte gibt es auch. Diese ist jedoch nicht flächendeckend, sondern an bestimmte Regionen gebunden.
Die Digital-Version kann in den Stores downgeloadet werden:
- https://itunes.apple.com/de/app/das-ortliche-telefonbuch-fur/id330158440?mt=8
- https://play.google.com/store/apps/details?id=de.dasoertliche.android
Bewertungen: wie denken Nutzer über „Das Örtliche“?
Glaubt man der GfK-Studie, dann müssten die Nutzer mit den Diensten von „Das Örtliche“ sehr zufrieden sein. Anders lassen sich die erhöhten Spendings nach erfolgreicher Suche nicht erklären. Wir haben auf der Bewertungsplattform Trustpilot.com mal nachgesehen, wie das Telefonverzeichnis in der Gunst der Nutzer steht. Hier die drei jüngsten Einträge und eine Infografik, welche eine Übersicht über die Bewertungen für „Das Örtliche“ wiedergibt.
Bewertungen auf Trustpilot.com
Die aktuellsten Bewertungen klingen durchweg eher negativ. Das hat uns überrascht. Besonders irritiert hat uns der Hinweis auf eine möglicherweise Veröffentlichung von Personenbezogenen Daten ohne Erlaubnis des Inhabers.
- Bewertung mit 1 von 5 Sternen am 24. Juni 2021
„Viele alte Einträge
Viele alte Einträge. Überhaupt nicht Aktuell.“ - Bewertung mit 1 von 5 Sternen am 26. März 2021
„Immer wieder falsche Handynummer meiner Firma
Es ist eine Handynr. von meiner Firma eingetragen, die es seit 15 Jahren gar nicht mehr gibt. Das Örtliche wurde mehrfach informiert, diese Nummer zu ändern aber nichts passiert. Es wird immer weiter die falsche Handynr. gedruckt.“ - Bewertung mit 1 von 5 Sternen am 1. Feb. 2021
„Habe heute wiederholt feststellen…
Habe heute wiederholt feststellen müssen, dass „Das Örtliche“ nicht einmal den einen Stern verdient. Wollte auf der Rückwärtssuche den mir entfallenen Firmennamen einer Service GmbH ausfindig machen. Fehlanzeige. Klappt nicht. Über Google sofortige Auskunft.“ - Bewertung mit 1 von 5 Sternen am 10. Sept. 2020
„Veröffentlichen meine private Anschrift…
Veröffentlichen meine private Anschrift und Handynummer ohne Erlaubnis. Strafanzeige gegen die Firma dahinter ist gestellt, den Rest macht mein Anwalt. Es wurde zu 100% keine Erlaubnis erteilt, bei keinen Anbieter etc. Auf 5 Portalen bin ich gelistet. Eine unfassbare Frechheit! Ich werde dafür Sorgen, dass die Gerichte Ihnen das Handwerk Ihres Datenkaufes legen.“
Infografik: Bewertungen von ‚Das Örtliche‘
Die Infografik zeigt die tendenziell eher negative Nutzererfahrung mit dem Verzeichnisdienst ‚Das Örtliche‘. Beim Bewerten einer solchen Infographik sollte man sich vor Augen halten, dass Nutzer mit schlechten Erfahrungen ihrem Unmut häufiger Ausdruck verleihen als zufriedene Nutzer ein Lob aussprechen. Dennoch gehört es heute zur Netzkultur bei besonderer Zufriedenheit mit einer Dienstleistung „ein Danke dazulassen“ und das meist in Form eines „Daumen hoch“ oder einer positiven Bewertung. Fehlt dies völlig, wird es sicher auch wenig freudige Nutzererlebnisse gegeben haben. Wir haben uns dann gefragt, wie die Gfk-Studie zu ihren Ergebnissen kommen konnte. Wir wissen aus unserer Erfahrung heraus, dass nur zufriedene Nutzer zu hohen Umsätzen bereit sind.