Die Stahlindustrie in Deutschland leidet weiterhin unter den hohen Stromkosten, was sich auch im August 2023 in keiner Verbesserung der Rohstahlproduktion zeigt. In den ersten acht Monaten dieses Jahres liegt die Produktion rund 4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Besonders bedrohlich ist die Situation für mittelständische Unternehmen, die Elektrostahl herstellen. Die stromintensive Elektrostahlerzeugung auf Schrottbasis sinkt bereits den achtzehnten Monat in Folge, was einem Minus von mehr als 12 Prozent im bisherigen Jahresverlauf entspricht. Die Produktion auf dieser Produktionsroute liegt sogar unter dem bisherigen Tiefpunkt von 2009.
Stahlindustrie leidet unter hohen Stromkosten und Produktionsrückgang
Die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel, fordert angesichts des starken Rückgangs der Rohstahlproduktion insbesondere bei den mittelständischen Elektrostahlbetrieben die Politik dringend auf, wettbewerbsfähige Strompreise sicherzustellen. Angesichts der aktuellen Transformation der Stahlindustrie sind die Unternehmen auf bezahlbaren Strom angewiesen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Die Elektrostahlproduktion steht vor einem großen Problem: Trotz der Tatsache, dass sie bereits heute relativ CO2-armen Stahl produziert, werden die hohen Stromkosten immer mehr zum Hindernis. Damit die Stahlunternehmen weiterhin konkurrenzfähig bleiben können, sind gezielte Entlastungen bei den Stromkosten dringend erforderlich. Dies sollte vorübergehend geschehen, bis ausreichend grüner Strom, Netze und Backup-Kraftwerke zur Verfügung stehen, um in einem intelligenten Marktdesign günstige Preise zu gewährleisten. Die Basis für diese Transformation bildet ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien und der dazugehörigen Infrastruktur.
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl stellt monatlich Informationen zur Entwicklung der Rohstahlerzeugung in Deutschland bereit. Darüber hinaus veröffentlicht sie quartalsweise Hintergrundinformationen zur Stahlkonjunktur im Land, einschließlich Grafiken zu wichtigen Kernindikatoren wie den Auftragseingängen für Walzstahl. Zusätzliche Daten zur Stahlindustrie können im Statistischen Jahrbuch Stahl der Wirtschaftsvereinigung Stahl eingesehen werden.
Die Stahlindustrie in Deutschland benötigt dringend die Unterstützung der Politik, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Dazu ist es von entscheidender Bedeutung, wettbewerbsfähige Strompreise zu gewährleisten. Nur so können die Unternehmen auf bezahlbaren Strom zugreifen und die notwendige Transformation der Branche vorantreiben. Ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien und die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur sind dabei unerlässlich, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.