Ein Business Jet ist ein Flugzeug, dass überwiegend von Geschäftsreisenden als Alternative zu einem Linienflug eingesetzt wird. Angefangen von einem kleinen Propellerflugzeug mit nur wenigen Sitzen über Turboprop Maschinen bis zu einem Airbus A319 gibt es unterschiedliche Größen und Modelle. Die beliebtesten Modelle im Überblick.
Business Jet: Frei von festen Flugplänen
Losgelöst von den festen Flugplänen der Linienfluggesellschaften, frei vom Abflugsort und in der Zeiteinteilung, an Bord großzügiger Luxus – dass sind einige der vielen Vorteile eines Geschäftsflugzeugs. Doch wer sich diesen Luxus gönnen möchte, der muss hierfür eine stattliche Summe hinlegen. Innerhalb der Business Jets gibt es wie in der Automobilindustrie verschiedene Segmente. Auch hier gibt es Flugzeuge, die in etwa einem Auto in der Kompaktklasse entsprechen, der Mittelklasse, Oberklasse sowie die Super Luxusklasse. Allerdings sind hier ganz andere Preise üblich als im Automobilbereich. Für etwa 2.000.000 € ist der preiswerteste Business Jet zu haben, und nach oben gibt es keine Preislimits.Die Oberliga beherbergt bekannte Marken wie Airbus, Boeing, Global, Falcon und Aviatik Gulfstream – hier werden zweistelligen Millionensummen aufgerufen. Noch teurer wird es, wenn es um Einzelanfertigung und Sonderwünsche geht.
Der größte Markt für Business Jets liegt in Nordamerika. Bekannte Hersteller stammen daher auch aus den Vereinigten Staaten und Kanada, aber auch aus Brasilien und Frankreich. Etwa 70 % der Business Jets werden von Unternehmen gekauft, rund 20 % von Privatpersonen und 10 % von Ländern für Aufgaben, wie zum Beispiel für die Küstenwache oder als Transportmaschine für die Regierung. Derzeit gibt es in Europa etwa 4400 Geschäftsflugzeuge, wobei die Tendenz immer mehr zu größeren Modellen geht, die in die Kategorie Medium und Bizliner einzuteilen sind.
Die verschiedenen Nutzungskonzepte
Es gibt für Business Jets verschiedene Nutzungskonzepte, die wir nachfolgend einmal darstellen:
- Eigener Business Jet: das Unternehmen besitzt entweder ein einzelnes eigenes Flugzeug oder eine ganze Flotte, dass sie von einem angestellten Piloten fliegen lassen oder selber fliegen
- Business Charter: das Unternehmen chartert den Business Jet inklusive Piloten und Besatzung
- Teileigentum: es wird ein Kontingent an Flugstunden gekauft, das flexibel buchbar ist
Es muss nicht immer ein Jet sein
Dabei muss es gar nicht so ein großes Flugzeug sein, denn auch kleinere Propellerflugzeuge mit ein oder zwei Motoren erfüllen ihren Zweck. Sie sind besonders dann sinnvoll, wenn auf kleineren Flughäfen mit kurzen Pisten gelandet und gestartet werden muss. Schließlich ist es unsinnig, zwar ganz schnell an sein Ziel zu kommen, wenn dann aber in direkter Nähe keine Landebahn mit ausreichender Länge vorhanden ist. Nicht selten kann dann der in der Nähe befindliche Flughafen wegen seiner kurzen Landebahn nicht angeflogen werden und stattdessen muss ein Umweg in Kauf genommen werden, um auf einem größeren Flughafen zu landen. Das geht nicht nur mit einem erheblichen Zeitverlust einher, sondern auch mit weiteren Kosten. Daher sind einige zweimotorige Flugzeuge, wie zum Beispiel die Textron-Beechcraft Baron oder die Piper Seneca, bereits seit vielen Jahrzehnten beliebte Business Flugzeuge. Sie verfügen über sechs Sitze und sind zwar mit 320 km/h nicht besonders schnell, kommen aber mit einer Landebahn von unter 500 Metern aus.
Auch die Hersteller Pilatus und Cessna besetzen diese Nische mit ihren einmotorigen Maschinen vom Typ PC-12 und Caravan. Sie haben Platz für bis zu zehn Personen und werden von einer Propellerturbine angetrieben. Außerdem haben sie noch einen weiteren ganz gewaltigen Vorteil: Sie können auch auf nicht asphaltierten Landebahnen, wie zum Beispiel auf Gras, Schotter oder Sand starten und landen. Daher sind sie besonders universell und flexibel. Das Modell Pilatus PC-12 stammt aus der Schweiz und ist wegen seiner Variabilität besonders erfolgreich. Denn es gibt serienmäßig ein Enteisungssystem, eine Druckkabine, ein Antikollisionssystem, einen Wetterradar und einen Autopiloten. Hinzu kommt eine große Frachttür, falls die Maschine als Frachtflugzeug Verwendung findet und der einmotorigen Turboprop ist so flexibel und allwettertauglich wie ein Linienflugzeug.
Die Geschichte der Business Jets und die bekanntesten Modelle
Business Jets können verschiedenen Größen haben und fangen an mit vier Sitzen, wie zum Beispiel die Piper PA-28 oder die Cessna 172 mit ein oder zwei Propeller, gehen über Turboprop Modelle, wie zum Beispiel die Beechcraft King Air bis zu großen Jets, die auf einer Boeing 737 oder einem Airbus A319, wie beispielsweise der Corporate Jetliner, basieren. Regierungen ordern auch schon einmal größere Jets, wie zum Beispiel die Boeing 747, den Airbus A340 oder A380. Das erste Business Flugzeug wurde von William P. Lear in den 1950er Jahren erbaut – die Lockhead 18 Lodestar. Weiter ging es dann mit einem zweistrahligen Flugzeug für Geschäftsleute, das 1963 entwickelt wurde und viele Nachahmer fand – der viersitzige Learjet 23.
Ebenfalls sehr beliebt als Geschäftsflugzeuge sind Flugzeuge der Citation Reihe des Herstellers Cessna. So gilt das Modell Citation X+ derzeit als das schnellste Geschäftsflugzeug. Aber auch die teureren und größeren Jets der Unternehmen Dassault Aviation (Falcon Serie) oder von Gulfstream Aerospace erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Ein weiteres beliebtes Flugzeug stammt vom Hersteller Bombardier Aerospace – Jets der Global- und Challenger Serien.
Es gibt bestimmte Kategorien, nach denen die Flugzeuge eingeteilt werden:
Klasse | Kategorie | Höchstabflugmasse | Modell Beispiel |
Microjet | Very Light Jet | 2.250 – 4.500 kg | Cessna Citation Mustang |
Entry level | Light Jet | 4.500 – 5.900 kg | Beechcraft Premier I |
Light | Business Jet | 5.900 – 9.050 kg | Learjet 40 |
Light Medium | Midsize Jet | 9.050 – 15.000 kg | Gulfstream G100 |
Medium | Midsize Jet | 15.000 – 22.650 kg | Gulfstream G200 |
Long range | Long range Jet | 22.650 – 36.250 kg | Gulfstream G400 |
Very long range | Very long range Jet | 36.250 – 45.350 kg | Gulfstream G500 |
Bizliner | Very long range Jet | 45.350 kg | BBJ, ACJ |
Vorteile eines Business Jets
Obwohl ein Geschäftsflugzeug mit recht hohen Kosten einhergeht, werden diese kompensiert durch viele verschiedene Vorteile:
- kürzere Wartezeiten
- Direktflüge statt Umsteigen
- Arbeiten während des Flugs
- ungestörtes Reisen
- hohe Exklusivität und viel Luxus
- bessere Flexibilität
- starten und landen auch auf kleineren Regionalflugplätzen
Ausblick in 2017
Mit einem Ultraschall Business Jet könnte künftig eine neue Klasse der Geschäftsflugzeuge entstehen. Allerdings wurden bislang einige interessante Projekte, wie zum Beispiel die Tu-444 oder Suchoi S-21, abgebrochen. Dafür gibt es andere Projekte, an denen weiter aktiv gearbeitet wird, wie zum Beispiel der HyperMach SonicStar oder der Aerion AS2. Aktuell erholt sich die Nachfrage nach Business Jets wieder, wobei der Trend immer mehr zu Flugzeugen mit großen Kabinen geht. Große Business Jets sind inzwischen gefragter als Leichtjets oder Midsize Modelle. Während kleinere Flugzeuge überwiegend von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie von privaten Eignern gekauft werden, geht der Trend bei Unternehmen zu größeren Flugzeugen.
Oft fliegen die Flugzeugeigner ihre Jets auch selbst, wenn es zu einem dienstlichen Termin geht. Von entscheidender Bedeutung ist das Vertrauen der Kunden in den Hersteller. Kunden für große Jets bestehen in erster Linie aus Fractional-Ownership Unternehmen und Unternehmen für Executive Charter und somit gewerblichen Betrieben, die sich auf den Charter von Business Jets konzentrieren. Sie haben daher auch eine ganz andere Einkaufspolitik als eine KMU.
Die Verkaufszahlen zeigen allerdings, dass es zwischen der Kaufbereitschaft für große Geschäftsflugzeuge und der Entwicklung an den Aktienkursen große Korrelationen gibt. Denn während die Aktien immer mehr nach oben steigen, steigen auch die Verkaufszahlen für diese Flugzeugklasse. Immer beliebter sind viel Komfort, eine große Reichweite, eine möglichst große Kabine und der Einsatz neuer Technologien – das führt zur Ausmusterung der alten Business Jets und zum Kauf neuer Flugzeuge. Dies zeigen auch die Bilanzen des Herstellerverbandes. 2014 zum Beispiel wurden insgesamt 722 Geschäftsflugzeuge von den unterschiedlichen Herstellern ausgeliefert, wovon alleine 260 auf die beiden größten Klassen entfallen.
Immer mehr Reichweite und immer mehr Kabinengröße
Derzeit erholt sich der Markt in der Business Aviation nur langsam und bislang ausschließlich durch Verkäufe der größeren Jets. Erst wenn auch kleinere Jets wieder gefragt sind, wird sich die Branche auf bessere Verkaufszahlen und gute Geschäfte freuen können.
Die Verkäufe der letzten Jahre, nach Herstellern sortiert:
Bombardier Aerospace
2014 hat der Hersteller Bombardier Aerospace 80 Exemplare von seinen beiden Spitzenmodellen Global 6000 und Global 5000 ausgeliefert. Derzeit arbeitet der Hersteller mit Sitz in Kanada an einer Ausweitung der Global Jet Modelle – darunter die Global 7000 und Global 8000. Aktuell ist die Global 6000 das Spitzenmodell, das eine Reichweite von 6000 nautischen Meilen besitzt, was in etwa 11.112 km entspricht. Die Kabinenlänge beträgt 13,18 m und damit ordnet sich der Jet in die gleiche Kategorie ein wie die Gulfstream G650. Die Global 7000 ging Anfang 2017 in Produktion und die erste Global 8000 wird wohl im Jahr 2019 auf dem Markt kommen. Beide Modelle verfügen ebenfalls über große Kabinen und sehr gute Reichweiten.
Dassault Aviation
Der Hersteller Dassault Aviation aus Frankreich verkauft ebenfalls sein aktuelles Spitzenmodell, eine dreistrahlige Falcon 7X, in größeren Stückzahlen als die anderen Modelle. Das Flugzeug verfügt über eine Länge von 23,38 Metern und die Reichweite liegt bei 5950 nautischen Meilen, was 11.020 km entspricht. Dieser Business Jet hat einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten, denn hier kann die Startstrecke kürzer sein. Daher ist das Flugzeug zum Beispiel auch für den Flughafen London City zugelassen. Der Jet kostet etwas weniger als 50.000.000 $ und wurde seit seiner ersten Produktionsreihe im Jahr 2007 mehr als 250 Mal verkauft. Es gibt jedoch noch einen größeren Jet mit noch mehr Reichweite: der Falcon 8X, der Ende 2016 zugelassen wurde. Beide Modelle werden parallel gebaut.
Embraer
Der Legacy 600 des brasilianischen Flugzeugherstellers Embraer verkaufte sich 2014 18 Mal, allerdings waren die Leichtjets des Modells Embraer Phenom hier gefragter als die größeren Legacy 600 und 650er Modelle und weichen daher ein wenig vom Trend ab. Die Jets Phenom 100 und Phenom 300 werden in Australien, Brasilien und Florida endmontiert und von ihnen wurden 19 bzw. 73 Einheiten verkauft. Der Langstreckentyp Legacy 650 sowie der 600er wurde aus dem Regionaljet ERJ-135 entwickelt, daher besitzen beide Modelle die Form von einem Regionaljet. 2002 nahm die erste Legacy 600 ihren Dienst auf und das Folgemodell, die 650, einige Jahre später in 2011. Sie verfügt über eine Reichweite von 3900 nautischen Meilen und somit 500 Meilen mehr als das 600er Modell. Bislang wurden mehr als 260 Flugzeuge weltweit ausgeliefert.
Gulfstream Aerospace
Auch der US Hersteller Gulfstream Aerospace bestätigt, dass er größere Jets besser verkauft als die kleineren. Der Hersteller lieferte im Jahr 2014 insgesamt 117 Jets der Modelle G450, G550 und G650 aus. Dahingegen lediglich 33 der kleineren G150 und G280. Den größten Anteil daran machte die Modellreihe G650/G650ER aus. Das Topmodell die Gulfstream G650ER: ein Zweistrahler, der von BR725-Turbofans angetrieben wird. Er schaffte es, mit nur einem einzigen Stopp die Welt zu umfliegen. Gestartet wurde in New York am Flugplatz White Clemens und die Strecke betrug 12.851 Kilometer und endete in Peking. Die Flugzeit betrug 13 Stunden und 20 Minuten und die Durchschnittsgeschwindigkeit Mach 0,87. Für den Rückflug benötigte der Gulfstream exakt 12 Stunden, hier betrug Strecke 12.171 km.
Laut Angaben des Herstellers gibt es derzeit weltweit keinen zweiten Business Jet, der ebenfalls in der Lage wäre, diese Daten zu erfliegen. Daher ist es also auch kein Wunder, dass die Nachfrage nach dem Modell so hoch ist. Obwohl es den G650ER erst seit dem Jahr 2012 gibt, konnte im November 2014 bereits der Verkauf des 100. Exemplars gefeiert werden. Damit ist das Modell nicht nur das Star-Flugzeug des Herstellers, sondern auch noch mit einem Verkaufspreis von 66,5 Millionen US-Dollar das teuerste.
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