Die Energiekosten sind momentan wieder ein treibender Faktor der Inflation. Nicht nur in solchen Zeiten ist es sinnvoll, in beinahe allen Unternehmen über Energiesparmaßnahmen nachzudenken. Da die Kosten für Strom, Heizung, Gas etc. einen großen Teil der Betriebskosten ausmachen, besteht hier oft sehr hohes Einsparpotential. Wir stellen Ihnen Ideen zum Energiesparen und nachhaltige Investitionsmöglichkeiten vor.
Alle Betriebe versuchen, ihre Kosten zu senken, um die Gewinnspanne zu erhöhen. Während in einigen Branchen, z.B. dem produzierenden Gewerbe, die Energiekosten von Haus aus als erheblicher Faktor gesehen und deshalb frühzeitig Maßnahmen zu dessen Reduzierung eingeleitet werden, wird dies bei Dienstleistern und im Handel oftmals vernachlässigt. Aber warum eigentlich?
Intensive Analyse der Kostenfaktoren
Da jedes Unternehmen anders gestaltet ist, kommen unterschiedlich hohe Kosten in den verschiedensten Bereichen zustande. Beispielsweise entsteht der Großteil der Energiekosten in der Industrie durch die Anlagen und Maschinen, während der Stromverbrauch in den Büros nicht ganz so stark ins Gewicht fällt.
Bei großen Bürokomplexen hingegen sind Technik und Beleuchtung die größten Energieverbraucher. Ein anderer Kostenfaktor kann auch die Wasserversorgung darstellen. Unternehmen sollten eben nicht nur Verantwortung für ihre Bilanz und die Aktionäre übernehmen, sondern sich auch nachhaltig um die Umwelt kümmern. So führt Coca-Cola als erstes Fortune-500-Unternehmen seinen Wasserverbrauch wieder zurück.
Dazu hat Coca-Cola mit seinen Wasserwiederauffüllungszielen es geschafft, die äquivalente Wassermenge, die weltweit für den Verkauf von Getränken der Coca-Cola-Company verbraucht wurde, in der Natur und in Kommunen zurückzuführen. Des Weiteren konnte die Wasserverbrauchseffizienz in den letzten zwölf Jahren um 27 Prozent gesteigert und dementsprechend Kosten eingespart werden.
Das zeigt, dass je nach Branchenzugehörigkeit verschiedene Ansätze möglich sind, um Energiekosten zu sparen. Wer sich näher mit dem Thema Wasser beschäftigen möchte, kann dies auch als eine Art Investitionsmöglichkeit nutzen. Ökologische Geldanlagen, oder auch grüne Geldanlagen genannt, sind die kommenden Trends.
EU-Projekt AREUS – energiesparende Roboter
Es gibt in jeder Branche verschiedene Ansätze, Energie einzusparen. In der Automobilindustrie sind durch den hohen Grad der Automation zahlreiche Roboter im Einsatz, die die Produktion schnell und präzise durchführen. Dabei haben die Ingenieure immer weiter die Effizienz der einzelnen Komponenten verbessert.
Um in diesem Gebiet noch weitere Fortschritte zu machen, bedarf es einer umfassenderen Betrachtung des gesamten Energiesystems innerhalb einer Produktionsstätte. Dazu zählt ebenfalls das sich zum Smart Grid entwickelnde Energienetz.
Smart Grid
- Verbraucher erzeugen selbst Energie (z.B. mit Solaranlagen)
- Überschüssige Energie wird in Batterien gespeichert oder ins Netz eingespeist
- Verbraucher werden somit zu dezentralen Versorgern
- Digitale Messtechnik und Vernetzung ermöglichen dadurch Smart Grid
Die Forscher am AREUS-Projekt (Automation and Robotics for European Sustainable Manufacturing) haben nun versucht, die drei Punkte Digitalisierung, Energiewende und Sparmaßnahmen miteinander zu verbinden.
Dazu sagte Davis Meike, Leiter des EU-Projekts bei Daimler:
„Wir wollen erstens versuchen, unsere Anlagen noch intelligenter zu steuern. Dazu braucht es digitale Messtechnik, die uns jederzeit sagt, wie viel Energie gerade an welcher Stelle im System benötigt wird und vorhanden ist.
Zweitens wollen wir unseren Robotern beibringen, was unsere Autos schon können: Energie beim Abbremsen zurückgewinnen. Das Dritte ist: Wir wollen Energie, die im System gerade nicht gebraucht wird, speichern, um sie bei Bedarf zur Verfügung zu haben. Das ist wichtig, weil wir regenerative Energie einsetzen wollen, die nicht gleichmäßig verfügbar ist.“
Daneben haben die Forscher und Ingenieure versucht, die Verluste bei der Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom zu verringern. Weil die meisten elektrischen Verbraucher in derlei Anlagen Gleichstrom beziehen, ist ein Gleichstromnetz durchaus effizienter. Des Weiteren wäre ein eigenes Gleichstromnetz widerstandsfähiger gegenüber Schwankungen in der Verfügbarkeit und Netzqualität, was bei der Nutzung regenerativer Energien in der Industrie unabdingbar ist.
Nach drei Jahren lief im September 2016 das von der EU geförderte Projekt aus. In Sindelfingen steht seither eine „Test-Zelle“, eine komplette Produktionsanlage mit vier Robotern. Die Anlage arbeitet auf Basis der Gleichstromtechnik und bezieht Strom über eine hauseigene Solaranlage. Überschüssige Energie wird gespeichert. Mit dieser Art der Produktionsanlage soll die Energieeffizienz um 10 bis 20 Prozent gesteigert werden. Zur weiteren Verbesserung der industriellen Energieversorgung über ein Gleichstromnetz nach dem Smart-Grid-Konzept startete im Juli 2016 das Projekt DC-INDUSTRIE.
Innerbetriebliche Maßnahmen ebenfalls zuschussfähig
Unterstützung erhalten aber nicht nur große Unternehmen wie Daimler bei der Entwicklung neuer und energiesparender Methoden. Die Bundesregierung fördert ebenfalls Unternehmen, die sich in puncto Energiesparmaßnahmen beraten lassen wollen. Vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen können beispielsweise von der „Initiative Energieeffizienz im Mittelstand“ profitieren.
Dazu zählen die zwei Programme „Energieberatung Mittelstand“ und das „KfW-Energieeffizienzprogramm“. Die Unternehmen können hier von Zuschüssen der Bundesregierung, aber auch von zinsgünstigen Krediten der KfW zur Umsetzung profitieren. Die Kosten der Energieberatung können zu 80 Prozent vom Staat übernommen werden. Dazu muss das Unternehmen einen Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einreichen und einen von der BAFA zugelassenen Energieberater beauftragen.
Höhe der Förderung
- Unternehmen mit jährlichen Energiekosten über 10.000 Euro:
80 Prozent der förderfähigen Beratungskosten einschließlich einer Umsetzungsberatung, maximal 8.000 Euro - Unternehmen mit jährlichen Energiekosten von maximal 10.000 Euro:
80 Prozent der förderfähigen Beratungskosten einschließlich einer Umsetzungsberatung, maximal 1.200 Euro
Nutzt man die Expertise von auf Energie spezialisierten Beratern können große Einsparpotentiale erkannt werden, die aufgrund des fehlenden Know-hows in diesem Bereich vor allem in kleinen und mittelständischen Betrieben unbeachtet bleiben. Durch die Förderung der Bundesregierung können somit auch kleinere Unternehmen einen Nutzen daraus ziehen, ohne durch die Kosten abgeschreckt zu werden.
Die Amortisationszeit fällt natürlich je nach Betrieb unterschiedlich aus, ist aber in den meisten Fällen nicht sehr lang. Zusätzlich zu den ökonomischen Vorteilen ergeben sich selbstredend auch ökologische. Das kann auch für „grüne Unternehmen“ Imagevorteile mit sich bringen.
Einsparpotential in vielen Bereichen
Dabei lässt sich auf unterschiedlichen Wegen Energie sparen. Für einen kleinen Überblick über das komplexe Gebiet geben wir Ihnen einige Beispiele:
- Beleuchtung:
Bereits beim Bau von Gebäuden, egal ob Büro oder Lagerhalle, sollte darauf geachtet werden, dass das Tageslicht optimal ausgenutzt wird, um auf künstliches Licht weitestgehend verzichten zu können. Darüber hinaus bieten LED-Leuchten ein hohes Energiesparpotential. Die höheren Anschaffungskosten amortisieren sich nach mehreren Jahren. - Wärmerückgewinnung:
Die Wärmerückgewinnung kann in verschiedensten Betrieben genutzt werden. Beispielsweise können produzierende Unternehmen einen Teil der Abwärme von technischen Geräte in ihren Energiekreislauf zurückführen. Auch IT-Unternehmen können durch Serverabwärme intelligent heizen. - Wassersparmaßnahmen:
Maßnahmen, um den Wasserverbrauch zu verringern, lassen sich meist mit wenig Aufwand und Kosten realisieren. Beispielsweise kann man durch Modernisierungen der Sanitäranlagen durch Wasserspararmaturen o.Ä. den Wasserverbrauch um bis zu 30 Prozent senken. Auch eine Regenwassernutzung wird von immer mehr Unternehmen genutzt. Dazu sind allerdings Wassertanks vonnöten, weshalb ausreichend Platz vorhanden sein muss.
Dies ist nur eine kleine Auswahl an Punkten, bei denen Energiesparpotential besteht. Darüber hinaus können einfache, aber auch offensichtliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Energiekosten zu senken:
- Computer und andere Technik bei Nichtgebrauch vom Netz trennen,
- Raumtemperatur abstimmen mit elektronischen Heizreglern,
- Modernisierung der Heizanlage,
- Hausdämmung etc.
Analysen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass vor allem kleine Betriebe überdurchschnittlich viel Energie pro Mitarbeiter verbrauchen. Besonders hier lassen sich mithilfe der oben beschriebenen Maßnahmen Kosten einsparen. Ist einem der Anteil der Energiekosten an den Betriebskosten deutlich zu hoch, empfiehlt sich eine externe Beratung durch einen Energieberater, am besten bezuschusst vom Staat. Energiesparmaßnahmen in die Wege zu leiten ist auf jeden Fall zu empfehlen. Nicht nur, dass damit Kosten gesenkt werden können, auch die Umwelt wird es Ihnen danken.
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