Tarif öffentlicher Dienst: Gehaltstabelle 2018/2019

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So viel Geld bekommen Mitarbeiter von Bund und Kommunen für ihre Arbeit. Der Tarif öffentlicher Dienst für 2018/2019 wurde vorgestellt. Werden Jobs beim Staat nun attraktiver?

Tarif öffentlicher Dienst: Wichtige Neuerungen für Beschäftigte beim Bund und den Kommunen

Darauf haben etwa 2,5 Millionen Arbeitnehmer gewartet: Der Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst wurde verabschiedet. Damit herrscht Klarheit über die Gehälter in den nächsten Jahren. Verdi-Chef Frank Bsirske und Bundesinnenminister Horst Seehofer unterzeichneten eine Vereinbarung. Demnach soll es rückwirkend zum 1. März 2018 3,19 Prozent mehr Lohn geben, zum 1. April 2019 steigt das Einkommen um weitere 3,09 Prozent sowie zum 1. März 2020 um 1,06 Prozent. Die Laufzeit soll insgesamt 30 Monate betragen.

Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst 2018

Bereich VKA (Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände)

1 2 3 4 5 6
E 15Ü 5765.67 6390.93 6983.30 7378.23 7470.36
E 15 4584.49 5000.77 5260.14 5840.78 6339.54 6667.67
E 14 4151.65 4528.23 4841.03 5245.42 5788.30 6119.17
E 13 3827.03 4196.02 4479.41 4893.73 5433.88 5683.28
E 12 3430.90 3796.05 4276.90 4741.63 5315.77 5578.27
E 11 3312.60 3656.01 3941.33 4311.77 4836.69 5099.20
E 10 3194.27 3497.22 3775.33 4064.56 4501.99 4620.12
E 9c 3099.42 3349.91 3637.10 3888.65 4214.62 4392.69
E 9b 2865.63 3126.71 3273.66 3685.60 3975.34 4245.23
E 9a 2818.96 3049.32 3234.09 3647.35 3739.87 3975.66
E 8 2656.52 2890.09 3017.56 3137.78 3269.20 3343.02
E 7 2493.12 2729.06 2877.36 3004.81 3111.25 3189.58
E 6 2446.41 2662.97 2788.15 2909.22 3007.98 3081.00
E 5 2347.55 2555.40 2673.48 2794.54 2894.01 2955.27
E 4 2236.29 2438.63 2587.48 2676.80 2766.11 2818.41
E 3 2201.29 2407.15 2462.55 2564.71 2641.37 2711.60
E 2Ü 2084.42 2297.88 2374.56 2476.80 2547.07 2642.56
E 2 2037.85 2234.74 2290.29 2354.37 2495.22 2642.56
E 1 1827.17 1858.18 1896.96 1933.11 2026.15

Gültigkeit der Tabelle „Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst/VKA“: 01.03.2018 – 31.03.2019

Tarif öffentlicher Dienst: Sattes Gehaltsplus für die Staatsbeschäftigten

Wichtige Neuerung: Tarifgruppen wurden geändert. Deshalb gibt es keine lineare Erhöhung, sondern das Durchschnittsgehalt stieg, und zwar laut Innenminister um mindestens 6,8 Prozent. Je nachdem, welche Tätigkeit man ausübt, sogar mehr. Auch die Einstiegsgehälter in allen Entgeltgruppen wuchsen. Diese sollen bis 2020 um 10 Prozent steigen. Insgesamt positive Nachrichten für die Arbeitnehmer von Bund und Kommunen. Und ein guter Vergleich für die Angestellten in der Privatwirtschaft. Denn natürlich herrscht ein Art Konkurrenz zwischen den Beschäftigten. Und Beamte gibt es selbstverständlich auch nur beim Staat. Die Ergebnisse der Tarifgespräche sollen übrigens auf die Bundesbeamten übertragen werden. Für Beamte in den Kommunen gelten zum Teil andere Bestimmungen.

Gerade junge Berufseinsteiger profitieren von den aktuellen Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst. (#1)

Gerade junge Berufseinsteiger profitieren von den aktuellen Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst. (#1)

Tarif öffentlicher Dienst: Ein wichtiger Grund für aktuelle Gehaltserhöhungen

Warum erhalten Beschäftigte diesmal deutlich mehr Geld? Die unterschiedlichen Interessen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und den kommunalen Arbeitgeberverbänden spielen eine wichtige Rolle. Verdi hat mit allem Nachdruck für untere Einkommensgruppen, eine wichtige Zielgruppe der Gewerkschaft, gekämpft. Die Kommunen setzten sich gezielt für höhere Lohngruppen ein, um ein Abdriften dieser Fachkräfte in die Privatwirtschaft zu verhindern. Heraus kamen als Folge positive Ergebnisse für die gesamten Beschäftigten.

Video: Ausbildung im öffentlichen Dienst – Verwaltung

Nach dem Abschluss 2018/2019: Sind Jobs beim Staat attraktiver geworden?

Privatwirtschaft und Staat buhlen um gut ausgebildete Fachkräfte. Reichen die attraktiven Gehaltserhöhungen, um Top-Arbeitskräfte für eine Tätigkeit beim Bund oder in den Städten und Kommunen zu begeistern? Das erscheint fraglich. Laut Professor Ulrich Blum (Uni Halle-Wittenberg) gibt es immer noch viel zu wenige Absolventen. Das treibt die Gehälter nach oben. Einkommen, die der Staat in den meisten Fällen kaum bezahlen kann.

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung bewertet die Tarifabschlüsse laut „MDR aktuell“ zwar positiv. Viele andere Institute sind aber skeptischer. Dazu Marco Dadomo vom Verband Deutscher Ingenieure: „Auch nach dieser Erhöhung wird der Gehaltsunterschied zwischen der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Dienst immer noch so groß sein, dass der private Sektor attraktiver ist.“

Tarif öffentlicher Dienst: Zuwenig Flexibilität beim Staat als Hindernis

Fachleute sehen aber auch andere Gründe als nur Motive zu Karriere und Geld. Und zwar Flexibilität, welche bei den privaten Stellen deutlich ausgeprägter erscheint. Man muss nur auf neue Zeitmodelle verweisen. Viele Arbeitnehmer wünschen sich Tätigkeiten im Home Office oder Kernarbeitszeiten, wo man erst um 10 oder 12 Uhr im Büro sein muss.

Der Fachkräftemangel ist eklatant. Durch höhere Tarifabschlüsse versucht der Staat, IT-Experten an sich zu binden. (#2)

Der Fachkräftemangel ist eklatant. Durch höhere Tarifabschlüsse versucht der Staat, IT-Experten an sich zu binden. (#2)

Überraschend hohe Zahlen zum Fachkräftemangel

Und die Zahlen zum Fachkräftemangel sind erschreckend: Alleine bei den IT-Stellen fehlen pro Jahr ungefähr 55.000 Mitarbeiter. Egal, ob im privaten oder öffentlichen Sektor. Gerade Programmierer sind extrem gefragt. Und die Beschäftigten können sich über hohe Löhne in der Privatwirtschaft freuen. Laut „Computerwoche“ verdienen zum Beispiel Fachleute für Cybersicherheit etwa 6.200 Euro pro Monat. Im öffentlichen Dienst werden ähnliche Positionen mit ungefähr 4.600 Euro Tariflohn vergütet.

Es ist also das Geld, aber schlichtweg auch der Mangel an bestens ausgebildeten Fachleuten. Es ist laut Professor Blum ein Teufelskreis: Wer in der Industrie sein Glück versucht, der fehlt bei Staat und Kommunen. Und wer den besonders sicheren Weg zum Staat geht, der fehlt für Innovationen in der freien Wirtschaft.

Tarif öffentlicher Dienst: Jobs beim Staat sind eigentlich begehrt

Dabei möchten viele Studenten gerne in den Staatsdienst eintreten. Laut „Studentenstudie 2018“ der Beraterfirma Ernst&Young sagen 40 Prozent der Befragten, dass sie gerne für Bund, Länder oder Kommunen arbeiten würden. Es stellt sich nur die Frage, ob die Studenten genau in den Fächern studieren, welche besonders dringend benötigt werden, wie etwa der IT-Sektor. Laut deutschem Beamtenbund fehlen neben den Computerexperten vor allem Ingenieure und Ärzte. Gerade dies sind Tätigkeiten, wo man aktuell in der freien Wirtschaft häufig mehr verdienen könnte und wo der Staat offenbar zu wenig gute Absolventen anzieht. Kein Problem hat der Staat offenbar, Geisteswissenschaftler für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst zu gewinnen. Aber diese Mitarbeiter lösen eher keine Probleme des Fachkräftemangels.

Staat oder Privatwirtschaft: Jeder Beschäftigte muss individuell schauen, wo er sich besser stellt. Ein großer Vorzug im privaten Sektor ist die Tatsache, dass Gehälter freier vereinbart werden können. Je nachdem wie gefragt ein Mitarbeiter ist, können wie oben schon erwähnt, Unterschiede im Gehalt von um die 1.500 bis 2.000 Euro brutto im Monat herauskommen. Andersherum: Wenn es nicht gerade die boomende IT-Branche ist oder bestimmte Ingenieure nachgefragt werden, sind die Differenzen bei Löhnen und Gehältern häufig nicht wirklich groß. Und der Staat als Arbeitgeber bietet in vielen Fällen die bessere soziale Absicherung. Unter Umständen kann ein Angestellter im öffentlichen Dienst sogar unkündbar werden. Und zwar, wer mehr als 15 Jahre bei ein und demselben öffentlichen Arbeitgeber beschäftigt war. Eine Regelung, von der Mitarbeiter in der Privatwirtschaft nur träumen können.

Keine Geheimniskrämerei bei Löhnen und Gehältern

Positiv bei der Besoldung öffentlicher Angestellter ist auch die hohe Transparenz. Die Gehaltsstufen innerhalb der Entgeltgruppe sind klar zu erkennen. Mitarbeiter, die länger bei einem öffentlichen Arbeitgeber beschäftigt sind und Erfahrungen sammeln konnten, steigen auf und erhalten dadurch mehr Geld. Auf den Cent genau ist der Tarif öffentlicher Dienst ausgerechnet. Damit entfällt im Vergleich zu Arbeitgebern im Privatsektor auch das ewige Vergleichen der Gehälter mit den Kollegen, wobei in den meisten Fällen der exakte Lohn sowieso nicht bekannt ist. Aber genau aus diesem Grund wilde Spekulationen kursieren.

Unabhängig von der Entscheidung, ob der öffentliche Dienst dem privaten Arbeitgeber vorzuziehen ist, gibt es drei Trends, die auch in den nächsten Jahren und bei neuen Tarifabschlüssen relevant bleiben dürften:

Tarif öffentlicher Dienst: Drei relevante Grundsatzentscheidungen

  • Berufseinsteiger und damit vor allem junge Menschen erhalten deutlich mehr Geld (betrifft Stufe 1 aller Entgeltgruppen)
  • Maßgeblich höhere Löhne auch für IT-Berufe beziehungsweise für Beschäftigte im sozialen und technischen Bereich. Hier ist der Unterschied zur freien Wirtschaft besonders hoch
  • Generell erhalten Mitarbeiter unterer Lohngruppen mehr Geld und eine Einmalzahlung von 250 Euro

Tarif öffentlicher Dienst: Gemeinsamkeiten und mögliche Unterschiede bei Gehältern zwischen Bund und Kommunen

Das ist gleich: Es gibt Entgeltgruppen (von E1 bis E15Ü) mit jeweils 5 bis 6 Gehaltsstufen. In welche Gruppe man eingestuft wird, hängt von der Ausbildung und zum Teil auch der Größe der Einrichtung ab.

  • Entgeltgruppe 1 bis 4: Es handelt sich um ungelernte oder angelernte Tätigkeiten. Hierzu zählen etwa Boten, Helfer in der Küche oder Justizmitarbeiter.
  • Entgeltgruppe 5 bis 8: In dieser Gruppe ist eine 2 bis 3-jährige Ausbildung erforderlich. Beispiele: Pflegeberufe, Ergotherapeuten oder Handwerker mit Abschluss
  • Entgeltgruppe 9 bis 12: Erfordert einen Fachhochschulabschluss oder auch Bachelor. Lehrer an Grundschulen oder Diplomingenieure gehören dazu.
  • Entgeltgruppe 13 bis 15Ü: Hier ist ein Hochschulstudium zum Beispiel mit Master-Abschluss Pflicht. Wissenschaftliche Mitarbeiter oder Gymnasiallehrer zählen zu diesem Bereich. Beim „E15Ü“ handelt es sich oft um vertraglich geregelte Besonderheiten im Tarifvertrag.

Tarif öffentlicher Dienst: Chancen auf Beförderung?

Die 5 oder 6 Gehaltsstufen kann man hinaufklettern, wer über Erfahrung verfügt oder bestimmte Qualifikationen besitzt oder erwirbt. Und je höher die Gehaltsstufe, umso mehr Geld verdient der Beschäftigte. Unter Umständen kann man auch in eine andere Entgeltgruppe  wechseln. Zum Beispiel, wenn Mitarbeiter Personalverantwortung übernehmen. Gibt es Unterschiede zwischen Bund und Kommunen? Praktisch nicht, es gibt nur unwesentliche Gehaltsunterschiede zwischen den öffentlich Beschäftigten von Bund und in den Städten und Gemeinden.

Tarif öffentlicher Dienst: Diese Arbeitnehmer sind NICHT vom Abschluss betroffen

Zunächst einmal alle Beschäftigen der Bundesländer. 15 der 16 Bundesländer vereinbaren hier einen eigenen Tarifvertrag. Hessen hat dazu einen Sonderstatus, orientiert sich aber grundsätzlich an den Abschlüssen der übrigen Länder. Arbeitnehmer bestimmter kommunaler Bereiche besitzen ebenfalls eigene Tarifverträge, welche unabhängig vom Tarifvertrag öffentlicher Dienst sind. Hierzu zählen etwa Bereiche wie den Nahverkehr oder von Versorgungswerken.

Fazit: Die Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst sind attraktiv und vorteilhaft für Arbeitnehmer, wie an den beigefügten Tabellen auch zu sehen ist. Ob aber die Lohnsteigerungen ausreichen, den Staat als Arbeitgeber attraktiver zu machen, bleibt eher unrealistisch. Gerade in den Mangelberufen ist die freie Wirtschaft oft flexibler und zahlt mehr Geld. Abzuwarten bleibt, wie sich die Lohnentwicklung beim nächsten Tarifvertrag im öffentlichen Dienst fortsetzen wird.


Bldnachweis:©Shutterstock-Titelbild: ASDF_MEDIA -#1: F8 studio -#2: Ditty_about_summer

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