Wie Zahnärzte die Digitalisierung mit Hilfe ihrer Softwaredienstleister bewältigen.
Praktische Hilfe im Dickicht des digitalen Gesundheitswesens
Weitgehend unbemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit erleben wir einen Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen. Der Gesetzgeber hat sich in der Frage der Einführung der Telematikinfrastruktur durchgesetzt. Er verlangt bis zum Ende des ersten Quartals 2019 die verbindliche Bestellung der erforderlichen Komponenten und einen definitiven Einstieg in die Digitalisierung des Gesundheitswesens ab Mitte des Jahres 2019. Nach jahrelangem Zögern der beteiligten Verbände und Unternehmen sind die Vorarbeiten abgeschlossen. Die benötigten Geräte stehen zur Verfügung, die Mehrzahl der Hersteller der Praxisverwaltungssysteme (PVS) haben ihre Software angepasst. Wie geht es nun für die Zahnärzte weiter? Wie werden sie von den Herstellern der Praxisverwaltungssysteme in diesem Prozess unterstützt? Wir befragen die Anbieter zu ihren Maßnahmen.
Übersicht
- Der lange Weg zur Digitalisierung des Gesundheitswesens
- Die großen Anbieter
- Unsere Fragen an die Anbieter der Praxisverwaltungssysteme
- Dampsoft empfiehlt Telekonnekt
- CompuGroup Medical: Sinkende Förderbeiträge beschleunigen die Umstellung
- Solutio empfiehlt die Hardware der Telekom
- EVIDENT agiert vorausschauend
- DENS „Zahnärzte haben zunächst keinen Vorteil von der Telematik“
- LinuDent setzt auf Komponenten der Compugroup und der Telekom
- Was geschieht in der Zahnarztpraxis?
1. Der lange Weg zur Digitalisierung des Gesundheitswesens
Nach dem Digital Health Index der Bertelsmann Stiftung vom Oktober 2018 belegt Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens Rang 16 in Europa.
Wir kommen nur langsam voran, aber jetzt soll es gelingen. Zehntausende Zahnarztpraxen bereiten sich auf die Einführung der Telematik-Infrastruktur (TI) vor. Ab 1. Juli 2019 sollen alle Akteure des Gesundheitswesens, die Patienten, die Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheker, Krankenhäuser, Krankenkassen und Kassen(-zahn-)ärztliche Vereinigungen in einem sicheren Netz miteinander verbunden sein, Daten speichern, austauschen und abgleichen. Es handelt sich um das größte Digitalisierungsprojekt Deutschlands.
Fünfzehn Jahre Einführung der Telematikinfrastruktur
Bereits seit der Änderung des Fünften Buchs des Sozialgesetzbuchs im Jahr 2003 bemüht sich der Gesetzgeber um die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte und den Austausch von Informationen zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens, um Qualität und Effizienz der Versorgung der Patienten zu verbessern. Mit der Verabschiedung des eHealth-Gesetzes im Jahre 2015 treibt der Gesetzgeber die TI voran, verbindliche Fristen sind für die stufenweise Einführung der verschiedenen Anwendungen vorgesehen. Im ersten Schritt ist ein Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) geplant, eine elektronische Aktualitätsprüfung der Versichertendaten auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zwischen Arztpraxis und Krankenversicherung. Dabei können sowohl die Daten im Praxisverwaltungssystem als auch die Angaben auf der eGK aktualisiert werden. Viele weitere Anwendungen sollen folgen, beispielsweise der elektronische Medikationsplan, der elektronische Arztbrief und das Notfalldatenmanagement.
Um diese sensiblen Daten vor unbefugten Zugriffen zu schützen, hat der Gesetzgeber das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beauftragt, ein Sicherheitskonzept für alle Komponenten der Telematikinfrastruktur zu definieren. Die eigens von den Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens gegründete Gesellschaft für Telematik Anwendungen der Gesundheitskarte mbH (gematik) prüft und zertifiziert die Einhaltung der Vorschriften. Im Bereich der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigungen (KZBV) müssen bis zum Stichtag insgesamt rund 44000 Zahnarztpraxen ausgestattet werden. Dann soll bei allen beteiligten Akteuren die erforderliche Hard- und Software im Einsatz sein, anderenfalls drohen Kürzungen bei den Honorarabrechnungen. Allerdings mahnt die KZBV bereits jetzt eine weitere Fristverlängerung bis 31. Dezember 2019 an, da nach ihrer Information bis zum Oktober 2018 die Umstellung von nur etwa 25 Prozent der Praxen gelungen sei.
Mit zertifizierter Soft- und Hardware sicher im Gesundheitsnetz
Das TI-Paket für die Zahnarztpraxen besteht aus einem sicheren Router (dem sogenannten Konnektor), einem eHealth-Kartenterminal und einem sicheren Netzwerkzugang (dem sogenannten VPN-Zugangsdienst). Diese Komponenten werden in der Regel über den Anbieter des Praxisverwaltungssystems angeboten und können dort bestellt werden. Zusätzlich benötigt jede Praxis einen elektronischen Praxisausweis, die Security Card Module Typ B (SMC-B).
Gerätetypen, VPN-Dienste und SMC-B Karte sowie die Sicherheitsmodule der Praxisverwaltungssysteme werden einer Prüfung durch die gematik unterzogen und entsprechend zertifiziert, damit persönliche Daten der Patienten sicher übertragen werden können. Es hat lange gedauert, bis die gematik eine ausreichende Anzahl von Geräten und Diensten verschiedener Anbieter freigegeben hat. Der Grund dafür liegt einerseits an den komplexen Prüfprozessen, andererseits an hohen Gebühren, die die Hersteller für die Zertifizierung der Gerätetypen bezahlen müssen:
Komponente | Kosten |
---|---|
Konnektor | € 135.000,- |
eHealth Kartenterminal | € 26.000,- |
VPN Zugangsdienst | € 62.000,- |
Fachdienste VDSM | € 28.000,- |
Quelle: Gebührenliste der gematik
Bis Ende 2018 hat die gematik vier verschiedene Konnektoren, zwei eHealth-Kartenterminals, 16 Diensteanbieter für den VPN-Zugang sowie drei SMC-B freigegeben. Besser sieht es mit den Praxisverwaltungssystemen für die Zahnärzte aus. Viele der Softwareanbieter haben sich bereits im Vorfeld an einer Testphase der gematik beteiligt, so dass laut Herstellerliste der KZBV heute insgesamt 44 Systeme von 39 Herstellern zertifiziert sind. Gleichzeitig hat die TI-Einführung zu einer Konsolidierung des Marktes geführt, da einige ältere Systeme nicht mehr auf die neue Technik aufgerüstet werden konnten, sodass deren Nutzer an andere Hersteller übergeben wurden.
2. Die großen Anbieter
Die KZBV erfasst in ihren aktuellen EDV-Statistiken (Stand 31.12.2017) zur Abrechnung von konventionell-chirurgischen (KCH) und kieferorthopädischen (KFO) Behandlungen noch mehr als 60 Praxisverwaltungssysteme, die Zahnärzte und Kieferorthopäden bei der Abrechnung ihrer Honorare unterstützen. Dabei haben nur die jeweils ersten vierzehn PVS der beiden Listen einen Marktanteil von mehr als einem Prozent.
Einige Systeme werden gar nur einmal pro Quartal für Abrechnungen genutzt. Ein Abgleich zwischen der EDV-Statistik und der aktuellen Herstellerliste der KZBV zeigt, dass Ende 2018 43 Systeme von 37 Herstellern übrig geblieben sind. Etwa die Hälfte der Anbieter des Jahres 2017 haben sich nicht um eine Zertifizierung ihrer Software bemüht und verschwinden mit der Einführung der TI aus dem Markt.
Die Anbieter umsatzstarker PVS mit einer großen Kundenbasis haben sich intensiv auf die neue Technik vorbereitet und bieten den Nutzern in der Zahnarztpraxis breite Unterstützung an. Wie sehen die Maßnahmen im Einzelnen aus?
3. Unsere Fragen an die Anbieter der Praxisverwaltungssysteme
Die lange Planungs- und Diskussionsphase hat die tatsächliche Einführung der Telematik fast vergessen lassen. Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn will das Projekt nun endlich zum Erfolg führen. Bei der nun überraschend zügigen Umsetzung wollten wir von den Anbietern der Praxisverwaltungssysteme wissen, wie sie sich auf die Fragen der Anwender in den Praxen vorbereitet haben. Ausgehend von allgemeinen quantitativen Angaben zur Anzahl der Installationen, Zahl und Dauer der Anrufe beim Support und eher technischen Fragen wie den Kommunikationskanälen und dem Umgang mit Warteschleifen haben wir speziell danach gefragt, wie die Mitarbeiter der Hotline auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Wie sind sie ausgebildet, wie werden sie qualifiziert, wie ist ihre Motivation. Überraschender Weise waren die Antworten sehr zurückhaltend, Interviewanfragen wurden vielfach abgelehnt.
4. Dampsoft empfiehlt Telekonnekt
Das Unternehmen Dampsoft wendet sich mit seinen Produkten ausschließlich an Zahnärzte und ist mit dem Praxisverwaltungssystem DS-WIN-PLUS Marktführer in diesem Bereich. Dampsoft hat seine Software frühzeitig mit den erforderlichen TI-Modulen ausgestattet und informiert seine Kunden auf einer eigenen Website über die erforderlichen Schritte bei der Ausstattung der Zahnarztpraxis mit der benötigten Infrastruktur. Nach eigenen Angaben hat Dampsoft mit allen verfügbaren Hardwareanbietern gesprochen und empfiehlt den Zahnarztpraxen das TI-Paket der Firma Telekonnekt, das sie auch direkt auf der Website von Dampsoft bestellen können. Telekonnekt ist Vertriebspartner der Research Industrial Systems Engineering (RISE) GmbH und vermarktet den seit November 2018 zugelassenen RISE Konnektor. Neben dem Konnektor beinhaltet das Paket ein Kartenterminal sowie den Zugang zu einem von der gematik freigegebenen VPN-Netz, das Telekonnekt selbst unterhält. Die Installation der Hardware sowie die Einrichtung des VPN Zugangs erfolgt durch einen auf DS-WIN-PLUS geschulten Dienstleister vor Ort, der die Praxismitarbeiter mit dem neuen System vertraut macht. Telekonnekt übernimmt Service und Wartung von Konnektor und VPN-Zugang, Dampsoft leistet den Kundenservice, sprich die Hotline zur Beantwortung von Fragen der Anwender.
Dampsoft hat unsere Interviewanfrage aus Kapazitätsgründen abgelehnt. Laut Angaben auf der Website beschäftigt das Unternehmen für die Betreuung der etwa 12000 Praxen, die DS-WIN-PLUS benutzen, 80 Servicemitarbeiter, die die Mitarbeiter der Zahnarztpraxen schulen, Schulungsmaterial und –videos erstellen und im Jahr etwa 250000 Hotline Gespräche führen. Wie sich Dampsoft auf die TI Einführung vorbereitet hat, konnten wir nicht ermittelt.
Webseite: Dampsoft.de
5. CompuGroup Medical: Sinkende Förderbeiträge beschleunigen die Umstellung
Mit den beiden Praxisverwaltungssystemen für Zahnärzte Z1 und ChreMaSoft steht die CompuGroup Medical (CGM) an zweiter und fünfter Stelle der EDV-Statistik der KZBV. Zahnärzte sind für sie jedoch nur ein kleiner Teil der Kunden. Die CGM ist mit einem Umsatz von 550 Mio. Euro das Schwergewicht im Markt für medizinische Software und versteht sich als Treiber der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Börsennotiert und international aufgestellt, beschäftigt sie rund 4600 Mitarbeiter.
Entsprechend ihrer Größe und technologischen Ausrichtung hat die CGM frühzeitig ein umfassendes TI-Konzept entwickelt, um ihren Kunden Hardware, Installation und Hotline aus einer Hand zu bieten. Mit der KoCoBox bietet sie einen eigenen Konnektor. Die Installation der TI Komponenten und die Einweisung der Praxismitarbeiter wird von einem der 500 für CGM-Produkte geschulten und zertifizierten Dienstleistern vor Ort durchgeführt. „Bis Mitte Dezember 2018 haben wir 10906 Installationen vorgenommen“ sagt Sabine Zude, Geschäftsführerin der CGM Dentalsysteme auf Anfrage. Dabei seien jedoch auch Praxen, die nicht Kunden der CGM sind. „Einige Kunden anderer PVS wollten nicht auf die Bereitstellung der von ihrem PVS-Hersteller empfohlenen Hardware warten, weil sich die Refinanzierungssätze für den Konnektor degressiv verringern“, so Zude.
CGM bietet den Praxen eine Produkt- und eine TI-Hotline, außerdem die Möglichkeit der Fernwartung. Die Produkt-Hotline unterstützt die Kunden bei allen Fragen rund um die Benutzung der Praxisverwaltungssysteme aus dem Hause CGM. „Unsere Praxen wenden sich bei allen Fragen meist an unsere Produkthotline. Bei speziellen Fragen zur Telematikinfrastruktur können sie aber auch direkt den TI-Support kontaktieren“, erklärt Sabine Zude. Detailliertere Fragen wollte man bei CGM nicht beantworten.
Webseite: CompuGroup
6. Solutio empfiehlt die Hardware der Telekom
Das Unternehmen Solutio bietet mit Charly ein PVS mit einem Anteil von 8,1 Prozent der Abrechnungen in der EDV-Statistik der KZBV bei den konventionell-chirurgischen Honoraren. Solutio ist damit drittgrößter Anbieter von Praxisverwaltungssystemen für Zahnärzte.
Wie alle anderen hier vorgestellten Produkte wurde die Software Charly frühzeitig für die Einführung der TI vorbereitet. Ein entsprechendes Modul kann auf der Website des Unternehmens kostenlos heruntergeladen werden. Bei der Empfehlung der benötigten Hardware verfolgt Solutio eine zweigleisige Strategie. CHARLY sei von der gematik für die Telematikinfrastruktur zertifiziert und funktioniere mit allen momentan erhältlichen Konnektoren, heißt es auf der Website. Dort empfiehlt das Unternehmen eine Bestellung der Hardwarekomponenten bei der Telekom und leitet seine Kunden direkt auf deren Website weiter, wo die benötigten Geräte und Services bestellt werden können.
Für die Installation der Hardware sollen die Mitarbeiter der Zahnarztpraxis eine Installationsanleitung von der Solutio Website herunterladen und für den Servicetechniker bereithalten. Fragen zu Hotline und Support wollte Solutio nicht beantworten.
Webseite: Solutio
7. EVIDENT agiert vorausschauend
Mit etwa 2400 angeschlossenen Praxen ist EVIDENT der viertgrößte Anbieter von Praxisverwaltungssystemen für Zahnärzte, Kieferorthopäden und Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen nach der EDV-Statistik der KZBV. Der EVIDENT Geschäftsführer Nicolas Heide hat sich frühzeitig mit einer Strategie für die Einführung der Telematikinfrastruktur beschäftigt. „Mit der Einführung der TI hatten wir unsere Softwareaufgaben bereits gelöst, denn wir waren an der Testphase der gematik beteiligt“, erläutert Heide. Für die erforderlichen Geräte, die Installation und Schulung vor Ort habe er nach Partnerunternehmen gesucht, die bereits Zahnarztpraxen betreuen. „Wir wollten vermeiden, dass irgendein Techniker, der EVIDENT als Produkt nicht kennt, der die Praxisinfrastruktur nicht kennt, bei unseren Kunden in der Praxis steht“, erklärt Heide. Daher habe er mit der ebenfalls mittelständischen Firma Visionmaxx eine Partnervereinbarung geschlossen und einige weitere Subunternehmen um sich geschart, die bereits die IT von Zahnärzten betreuen. Die Servicetechniker wurden von EVIDENT in der Software geschult, damit die Installation der Hardware-Komponenten in der Praxis reibungslos verläuft. Visionmaxx liefert neben dem RISE Konnektor seit neuestem auch den zuletzt freigegebenen Konnektor von Secunet, einem erfahrenen Anbieter von sicherheitsrelevanten Komponenten. Partner für den VPN Zugang ist die Firma Avarto.
Nicolas Heide wollte eine Verwirrung der Zahnärzte im Dickicht von Software-, Hardware- und Diensteanbieter von Anfang an vermeiden: „Wir haben ein kleines Programm in unsere Software integriert, das die Ursache von Fehlern genau analysiert und den Praxismitarbeitern gleich den richtigen Ansprechpartner zuweist.“
Damit hat er auch die Arbeit von Hotline-Chefin Nicole Schäfer erleichtert. Wie bisher leisten ihre sechszehn Mitarbeiterinnen Hilfe bei Fragen der Softwarenutzung und bei Problemen mit der Quartalsabrechnung. „Uns ist die persönliche Betreuung der Praxismitarbeiter wichtig,“ so Schäfer. Neue Praxen erhalten zu dem zweitägigen Basistraining eine Hotline-Patin zur Seite gestellt, die den Kontakt führe. Neue Mitarbeiter werden von erfahrenen Kräften langfristig an ihre Aufgaben herangeführt. Erst nach sechs Monaten führen die „Neuen“ eigenständig Support Calls. „Höchste Priorität hat die Zufriedenheit der Kunden mit unserer Hotline“, sagt Schäfer. Man arbeite sehr eng mit den Abteilungen Qualitätssicherung und Produktentwicklung zusammen, um technische Fragen beantworten und Änderungswünsche der Kunden weiterzuleiten zu können. Außerdem sorge man bei EVIDENT laufend für Weiterbildung der Mitarbeiter und Kontinuität bei der Betreuung der Kunden.
„Bei uns arbeiten ausschließlich ausgebildete Zahnarzthelferinnen, die wir auch in der Familienphase durch kurze Arbeitszeiten und durch die Möglichkeit von Homeoffice an uns binden.“ Insgesamt 85000 Anfragen werden im Jahr bearbeitet, die Fragen in der Regel sofort oder am gleichen Tag beantwortet. Die Telefone der Hotline sind zu den üblichen Praxisöffnungszeiten besetzt. Im Rahmen einer Kundenumfrage wurde die Hotline von EVIDENT bei den Kriterien Kompetenz, Freundlichkeit und Qualität der Problemlösung mit 1,37 bewertet, bei der Erreichbarkeit mit 2,47. Probleme mit der TI lassen sich mit Hilfe der Analysesoftware gleich an den richtigen Ansprechpartner adressieren.
Webseite: EVIDENT
8. DENS „Zahnärzte haben zunächst keinen Vorteil von der Telematik“
Das Unternehmen DENS versteht sich als Berater für Zahnärzte in allen Fragen der Praxisführung, von der benötigten Ausstattung, über Materialien bis hin zu Softwarelösungen. Über ein Vergleichsportal ermöglicht DENS seinen Kunden eine sehr individuelle Auswahl von Produkten. Seit 2008 bietet es mit DENSoffice, auch DOX genannt, eine Praxisverwaltungssoftware für das papierlose Büro. Nach eigenen Angaben unterstützt es damit rund 2000 Arztpraxen und steht an Nummer 6 der EDV-Statistik der KZBV. DENSoffice wurde als eines der ersten Softwarelösungen für den Einsatz in der Telematikinfrastruktur angepasst und zertifiziert. Bei der Beschaffung von Konnektor, Kartenleser und VPN Zugang hält sich DENS mit einer Empfehlung für seine Kunden zurück und bietet kein Komplettangebot für die TI-Einführung wie andere Hersteller. Dr. Markus Heckner, Medizininformatiker und Mitglied der Geschäftsführung von DENS, setzt auf Information für die Zahnärzte. Im Frühjahr 2018 veröffentlicht er mehrere grundlegende Artikel zur TI in der Fachzeitschrift Zahnheilkunde, Management, Kultur und betätigt sich als Moderator der geschlossenen Facebook-Gruppe „Austausch zur Telematikinfrastruktur in der Zahnarztpraxis“. „Unsere Kunden sollen selbst wählen können“, sagt Dr. Heckner zur grundsätzlichen Strategie des Unternehmens. Die Industrie habe die Fristen des Gesetzgebers nicht halten können. Jetzt ginge alles zu schnell, da noch keine ausreichende Auswahl bei den Geräten bestehe. Außerdem verstehe er die zögerliche Umsetzung der TI durch die Zahnärzte: „Zunächst haben sie keinen Vorteil von der Telematik. Sie sind zunächst nur Erfüllungsgehilfen der Krankenkassen bei der Prüfung der Gültigkeit der elektronischen Gesundheitskarte.“ Erst die später zur Umsetzung kommenden Anwendungen wie der elektronische Medikationsplan oder die elektronische Patientenakte hätten einen Nutzen für die Zahnärzte.
Webseite: DENS
9. LinuDent setzt auf Komponenten der Compugroup und der Telekom
Linudent ist eine Praxisverwaltungssoftware aus dem Hause Pharmatechnik. Das Unternehmen befasst sich in erster Linie mit dem Vertrieb elektronischer Geräte für Apotheken, Ärzte und Zahnärzte. Pharmatechnik hat aktuell einen Umsatz von 63 Mio. Euro und beschäftigt rund 650 Mitarbeiter. Mit rund drei Prozent der elektronisch eingereichten Abrechnungen steht es an Nummer 7 der EDV-Statistik der KZBV.
Linudent ist für den Einsatz in der Telematikinfrastruktur vorbereitet und von der gematik zertifiziert. Pharmatechnik bietet den Linudent-Kunden ein Komplettpaket für die TI an, das entweder aus den Komponenten der Compugroup oder denen der Telekom besteht. Pharmatechnik entscheidet über das geeignete Paket, der Kunde hat keine Wahlmöglichkeit. Bestellt ein Zahnarzt Komponenten eigener Wahl, muss die TI-Schnittstelle von Linudent freigeschaltet werden.
Webseite: LinuDent
10. Was geschieht in der Zahnarztpraxis?
Bis zum 31. März 2019 müssen sich die Zahnärzte für die Komponenten der Telematikinfrastruktur entscheiden und verbindlich bestellen. Natürliche Ansprechpartner für ihre Fragen sind die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme. Die großen Softwarehäuser bieten in aller Regel ein Komplettpaket, das die benötigte Hardware und Dienste beinhaltet. Nach der Bestellung werden die Komponenten von einem Dienstleister vor Ort installiert. Bei guter Vorarbeit dauert der Vorgang etwa 90 Minuten. Der normale Praxisbetrieb kann dabei aufrechterhalten werden. Sowohl die Compugroup als auch EVIDENT halten ein flächendeckendes Roll-out bis 30.06.2019 für unwahrscheinlich. EVIDENT Geschäftsführer Nicolas Heide glaubt: „Allein aus Kapazitätsgründen bei den Hardwareherstellern und bei den Dienstleistern vor Ort kann der Termin nicht klappen.“ Er hält eine weitere Verschiebung der Fristen für wahrscheinlich.
Erste Erfahrungen mit der TI in der Praxis zeigen, dass es gelegentlich zu Problemen mit den Zertifikatslisten des Konnektors kommt, die entweder manuell behoben werden müssen oder sogar einen Austausch der Hardware erfordern. Diese Anfangsschwierigkeiten sollen durch Veränderungen der Firmware der Geräte optimiert werden.
Das Verarbeiten der elektronischen Krankenversicherungskarte wird zukünftig mehr Zeit in Anspruch nehmen. Dauerte das Einlesen bisher gerade einmal eine Sekunde, so verlängert sich der Vorgang durch Onlineprüfung und Aktualisierung der Daten auf bis zu sieben Sekunden. Die größte Verzögerung wird allerdings die Diskussion mit den Patienten verursachen, denn eine ungültige Gesundheitskarte oder technische Fehler führen zum Abbruch beim Lesen der Versichertenstammdaten. Viele ältere Menschen sammeln alte Gesundheitskarten und finden in der Praxis nicht die aktuelle. Der Praxisbetrieb wird dadurch enorm aufgehalten, berichtet Nicolas Heide. Damit ist für die Praxismitarbeiter nicht erkennbar, ob der Patient tatsächlich versichert ist. Die KZBV empfiehlt in solchen Fällen, eine Kopie der Karte zu machen und dem Patienten eine 10-Tage Frist für die Beschaffung einer neuen Gesundheitskarte einzuräumen. Hält sich der Patient nicht an die Vereinbarung, kann der Zahnarzt eine private Liquidation fordern. Viel potentielle Mehrarbeit für die Mitarbeiter.
Hier wird eine Schwäche des gesamten Projekts sichtbar: Ärzteverbände, Krankenkassen und Politik haben die Einführung der Telematikinfrastruktur lange verzögert und die Betroffenen dabei weitgehend vergessen. Die Patienten wissen bisher nur wenig über die Telematikinfrastruktur, über Chancen und Risiken des Datenaustauschs zwischen Ärzten, Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Zahnärzte und Praxismitarbeiter werden diese Unzulänglichkeiten ausgleichen müssen.
Bildnachweis: © Titelbild shutterstock – Darryl Leach, Foto Susanne Kämpgen, Infografiken schwarzer.de