Die Linde Group hat unter Wolfgang Büchele einen neuen Coup gelandet und investiert nun rund fünf Millionen Euro in den Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in Pullach. Hier wird der Pilot-Reformer eingesetzt, der das „Carbon Dioxide Reforming“ weiterentwickeln soll. Damit hat Linde wieder einmal bewiesen, dass Erfindergeist und Innovationskraft großgeschrieben werden und zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben.
Der Pilot-Reformer
Der Pilot-Reformer der Linde Group wurde gemeinsam mit verschiedenen Partnern entwickelt, wobei außer Geschäftspartnern auch Kunden sowie die eigenen Mitarbeiter beteiligt waren. Die Forschungsanlage wurde jüngst eingeweiht und soll im Bereich der Dampfreformierung eingesetzt werden. Die entsprechende Technologie braucht eine Weiterentwicklung, die wiederum nur mit dieser Anlage zu realisieren ist. Bei der Dampfreformierung handelt es sich um ein Verfahren, bei dem Synthesegas erzeugt wird. Dieses besteht aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Als Kohlenstoffquellen werden Naphtha, Erdgas, Kohlendioxid und Flüssiggas eingesetzt.
Durch die Investition von rund fünf Millionen Euro in den Ausbau des Standortes Pullach sowie in die Entwicklung der neuen Forschungsanlage namens Pilot-Reformer wurden die tragenden Säulen von Linde wieder einmal unterstützt und verdeutlicht. Denn nur dem Mut zur Weiterentwicklung sowie der hauseigenen Innovationskraft ist es zu verdanken, dass Linde heute so erfolgreich ist. Wolfgang Büchele, Vorstandvorsitzender der Linde AG, betont dies im Zusammenhang mit dem Hinweis auf das Bekenntnis zum Standort Deutschland.
Wolfgang Büchele: Als neuer Vorstandsvorsitzender zum Erfolg
Einst war es Wolfgang Reitzle, der den Vorstand der Linde AG anführte. Durch einen Headhunter wurde als Nachfolger wieder ein Wolfgang gefunden, wobei der Vorname bei der Auswahl natürlich keine Rolle gespielt haben dürfte. Wolfgang Büchele war zuvor als Chef von Kemira tätig, eines großen Chemieunternehmens in Finnland.
Der 54 Jahre alte Wolfgang Büchele ist selbst promovierter Chemiker und hat in seiner kurzen Amtszeit bereits enorme Veränderungen bewirkt. So wurde die Sparte der Gabelstapler aufgegeben, damit die Aktivitäten der Linde AG geringer, dafür aber fokussierter werden. Nun konzentriert sich Wolfgang Büchele auf den Anlagenbau sowie auf das Geschäft mit Industriegasen. Zudem konnte Linde den Gesundheitsmarkt erobern, weil der US-Konzern Lincare übernommen wurde. Dieser stellte medizinische Gase her, die für die Versorgung von Patienten in deren Heim nötig sind.
Linde und die Pilot-Anlage
Der Pilot-Reformer soll zukünftig dafür eingesetzt werden, verschiedene Untersuchungen beim Reforming durchzuführen. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, sollen Reformingprozesse verbessern helfen und dazu beitragen, dass neue Konzepte dafür erstellt werden können. Der Pilot-Reformer ist für die Erprobung neuer Verfahren im Bereich des Reformings schon jetzt unverzichtbar geworden, wobei es gerade das Dry-Reforming-Verfahren weiterzuentwickeln gilt. Dieses Verfahren hat Linde nicht allein entwickelt, sondern es ist in Kooperation mit den Partnern BASF und hte entstanden. Hte hat die Katalysatoren entwickelt, die für das Verfahren nötig sind. Außerdem war das Karlsruher Institut für Technologie beteiligt, welches die nötigen Simulationen durchführte. Die einzusetzenden Materialien hingegen wurden von der Dechema zur Verfügung gestellt. Somit entstand ein Großprojekt, das seinesgleichen sucht und das sogar vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Größtenteils verantwortlich zeichnet aber die Linde AG dafür.
Video zum Dry Reforming
Wozu dient das Reforming?
Über die Trockenreformierung soll erreicht werden, dass Kohlendioxid industriell und wirtschaftlich zu nutzen ist. Erdgas sowie die weiteren – oben bereits erwähnten – Gase werden zur Produktion des Synthesegases eingesetzt, wobei insgesamt eine deutlich bessere Energieeffizienz erreicht werden soll. Das Synthesegas ist für die Produktion nachgelagerter Produkte mit größerer Werthaltigkeit unbedingt nötig. So entstehen zum Beispiel Kraftstoffe oder verschiedene Grundchemikalien. Ein Beispiel ist die Produktion von Dimethylether, welche durch das neue Verfahren deutlich energieeffizienter ist. Außerdem fallen weniger CO2-Emissionen an.
Der Dry-Reforming-Process, in den die Linde AG nun so stark investiert hat, ist gegenüber der bisher eingesetzten partiellen Oxidation deutlich kostengünstiger. Gerade bei kleinen und mittleren Anlagen muss dieser Punkt berücksichtigt werden.
Sobald die Erprobungsphase des Pilot-Reformers abgeschlossen ist, soll das bis 2017 als Förderprojekt laufende Vorhaben kommerzialisiert werden. Linde plant, bei einem Kunden eine Referenzanlage zu errichten.
Bildnachweis: © The Linde Group