Der Begriff der monopolistischen Konkurrenz wurde bereits in den 1930er Jahren von dem US-amerikanischen Nationalökonom Edward Hastings Chamberlin als eine bedeutende Marktform des unvollkommenen Wettbewerbs geprägt. Auch heute noch ist diese Definition höchst aktuell: der monopolistische Wettbewerb, der durch eine geringe Anzahl an Teilnehmern auf dem Markt gekennzeichnet ist, wobei jeder für sich, wenn auch nur eine schwache, Monopolstellung einnimmt, findet sich auch heute noch in vielen Branchen wieder, wie in der Automobilindustrie, dem Einzelhandel oder auch dem Kaffeemarkt. Um diese Marktform hinreichend verstehen zu können, definieren wir zunächst einige wichtige Begrifflichkeiten und nennen zur besseren Veranschaulichung Beispiele, in welchen Branchen diese Form des Wettbewerbs vertreten ist.
Der monopolistische Wettbewerb – eine Definition
Das Modell des monopolistischen Wettbewerbs ist in erster Linie von der Tatsache charakterisiert, dass sich auf einem solchen Markt nur wenige Unternehmen befinden. Wie bereits oben erwähnt nimmt jeder dieser Teilnehmer auf dem Markt eine mäßige Monopolstellung ein. Doch was ist überhaupt ein Monopol?
- Marktform: Definition Monopol
Bei einem Monopol handelt es sich um eine von insgesamt drei Markformen, welche zum einen anhand der Preisbildung sowie zum anderen anhand der Anzahl der Anbieter unterschieden werden können. Ein monopolistischer Markt ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Anbieter alleine den Markt bedient. Diese Art von Markt kommt nur sehr selten in der Realität vor, da sie nicht gewünscht ist: bei dieser Marktform existiert kein Wettbewerb, wodurch wiederum keine reguläre Preisbildung durch Angebot und Nachfrage stattfinden kann. Oftmals handelt es sich hierbei um Güter, die ausschließlich vom Staat nachgefragt werden, wie beispielsweise Autobahnen, Rüstungsgüter oder Polizeiuniformen. Darüber hinaus existiert noch die Differenzierung des natürlichen Monopols, welches dann vorliegt, wenn die Gesamtkosten für ein Produkt bzw. die Bereitstellung einer Dienstleistung geringer sind, wenn nur ein Anbieter vorhanden ist. Dies ist in erster Linie dann der Fall, wenn die Bereitstellung sehr hohe Fixkosten erfordert, wie das beispielsweise bei einem Hafen oder Schienennetz der Fall ist. Zudem kann ein solcher Alleinanbieter die Höhe der Preise für die Güter bestimmen, die er auf dem Markt anbietet. - Marktform: Definition Polypol
Das Polypol ist neben dem Monopol eine weitere Form eines Marktes auf dem sich, im Gegensatz zum oben beschrieben Monopol, sehr viele Anbieter befinden, dich auf ebenso viele Nachfrager treffen. In diesem Fall können nicht die Anbieter den Preis bestimmen, sondern stattdessen wird dieser durch den Markt selbst reguliert. Der Polypol ist in vielen Branchen anzutreffen, wie beispielsweise dem Gebrauchtwagenmarkt oder auch dem Immobilienmarkt. In beiden Fällen treffen eine große Anzahl von Anbietern auf viele Nachfrager. - Marktform: Das Oligopol
Bei einem sogenannten Oligopol teilen sich einige wenige Anbieter eine bestimmte Branche. Die Nachfrage auf einem solchen Markt ist groß; kein Unternehmen stellt hierbei ein Monopol dar. Ein oligopolistischer Markt zeichnet sich dadurch aus, dass die Unternehmen vor allem bei der Festlegung der Preise stark voneinander abhängig sind, da sowohl die Konkurrenten als auch Konsumenten gleichfalls berücksichtigt werden müssen. Ein Beispiel hierfür sind die weltweit lediglich vier bestehenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, welche auf dem Markt für Abschlussprüfungen den größten Anteil des Marktvolumens beherrschen. Hierbei reguliert die Nachfrage die Anzahl der Menge. Weitere Beispiele finden sich in der deutschen Wirtschaft: so handelt es sich bei der Mineralölwirtschaft um einen oligopolistischen Markt. Für neue Anbieter ist es sehr schwer, in diesen Markt einzutreten, was in erster Linie an festgesetzten Bestimmungen wie Patenten, Lizenzen, Lieferanten und Abnehmern liegt.
Der monopolistische Wettbewerb: eine Mischform verschiedener Marktmodelle Diese Definitionen helfen uns nun dabei, den monopolistischen Wettbewerb besser einordnen zu können: bei dieser Form handelt es sich um eine Mischung verschiedener Marktmodelle, in erster Linie des Monopols sowie Oligopols. Zwar nehmen die Teilnehmer auf diesem Markt nur eine schwache monopolistische Stellung ein und können in einer gewissen Spannbreite dadurch den Preis ihrer Güter eigenständig regulieren, auf der anderen Seite beeinflussen sich hierbei auch immer die unterschiedlichen Anbieter gegenseitig. Es handelt sich aus diesem Grund um eine Marktform zwischen dem reinen Monopol und der vollständigen Konkurrenz. Der große Vorteil des monopolistischen Wettbewerbs ist die Produktvielfalt für den Verbraucher, welche aus der Produktdifferenzierung der jeweiligen Anbieter erfolgt.
Die Produktdifferenzierung im monopolistischen Wettbewerb
Auf einem Markt mit monopolistischem Konkurrenzkampf treffen sich immer einige wenige Unternehmen einer Branche, die ähnliche Produkte anbieten. Doch auch wenn die Güter vergleichbar sind, so verfügen sie dennoch immer über erkennbare Unterschiede. Man spricht aus diesem Grund von sogenannten unvollkommenen Substituten, da die Produkte für den gleichen Zweck verwendet werden können und sich dennoch voneinander in einer bestimmten Art und Weise unterscheiden. Diese Differenzen sind häufig ausschließlich für den Kunden erkennbar, der in erster Linie über Markenverbundenheit sowie Preis- und Qualitätsunterschiede konsumiert.
Durch diese Art der Produktdifferenzierung ist es jedem einzelnen Anbieter innerhalb eines solchen Marktes möglich, den Preis und die Menge seiner Güter festzulegen. Je höher dabei der Grad der Produktdifferenzierung ist, desto unabhängiger kann die Preisgestaltung erfolgen. Die dort geltende Gewinnmaximierungsregel lautet Grenzerlös, welche sich aus dem Verkauf einer zusätzlichen Einheit ergibt, ist gleich Grenzkosten (diese ergeben sich durch die Produktion einer zusätzlichen Mengeneinheit eines bestimmten Produktes).
An diese Regel sollte sich der Anbieter halten, denn verlässt er diesen Spielraum, wird der Preis, wie beim Polypol, nicht mehr durch das Unternehmen selbst, sondern den Markt festgelegt mit der Folge, dass Nachfrager bei höheren Preisen an die Konkurrenz verloren gehen. Die Preisgestaltung erfolgt in erster Linie durch Programme, die auf spezielle Kundengruppen zugeschnitten sind, wie Studententarife oder Rabattaktionen.
Erzielt ein Produkt eine sehr hohe Nachfrage und liegt gleichzeitig der Preis für ein ähnliches Produkt der Konkurrenten sehr hoch, so steigt der Absatz. Im Gegensatz dazu sinkt der Absatz, wenn die Anzahl an Unternehmen in einem monopolistischen Markt steigt. Dies ist jederzeit möglich, da der Markteintritt frei ist und Gewinne somit jederzeit erzielt werden können. Es existieren somit keine Markteintrittsbarrieren, welche den Zutritt für potentielle neue Unternehmen verhindern könnten.
Beispiele für den monopolistischen Wettbewerb
Tatsächlich existiert diese Marktform nur in einigen wenigen Branchen, bevorzugt handelt es sich dabei um Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Dazu gehört zum einen die europäische Automobilindustrie, die durch eine vielfältige und dennoch begrenzte Anzahl an Herstellern geprägt ist, wie Ford, Peugeot, Volkswagen etc. Diese Branche ist durch eine sehr hohe Produktdifferenzierung gekennzeichnet, die sich in unterschiedlichen Ausstattungsmöglichkeiten sowie verschiedenen Fahrzeugklassen und –modellen äußert. Auch die Branchen Einzelhandel, Waschmittel- und Kaffeemarkt zählen zum monopolistischen Wettbewerb.
Die Beschreibung, dass die einzelnen Unternehmen in dieser Mischform unterschiedlicher Marktmodelle monopolistisch agieren, dient der vereinfachten Darstellung. Tatsächlich sind sich die Unternehmen über ihre gegenseitige Einflussnahme bewusst. Innerhalb eines solchen Wettbewerbs entsteht ein dynamischer Prozess, welcher durch ein Wechselspiel von Aktion und Reaktion gekennzeichnet ist. Dabei möchte jeder Anbieter durch Anwendung bestimmter Strategien erreichen, seine Produkte zum besten Preis zu verkaufen und die Verbraucher möglichst stark an sich zu binden. Dies wiederum verursacht immer auch eine Gegenmaßnahme der Konkurrenten.
Von diesem Konkurrenzverhalten profitiert in erster Linie der Konsument: durch die gegenseitige Leistungssteigerung besteht eine größere Auswahlmöglichkeit, werden Qualitätsverbesserungen erzielt und es kommt zu Preissenkungen. Dies setzt voraus, dass zum einen keine Absprachen zwischen den Anbietern erfolgen, was wiederum negative Konsequenzen für den Konsumenten hätte (dies erfolgt entweder durch Verträge oder Koordinationsstrategien) sowie keine Marktschranken errichtet werden, die potentielle Konkurrenten von einem Markteintritt abhalten könnten. Die Unternehmen begegnen sich auf diese Weise auf einer symmetrischen Augenhöhe, da sie alle die gleiche Nachfragen- und Kostenfunktionen haben.
Wie bereits erwähnt, sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine monopolistische Konkurrenz ähnliche, aber hochgradig differenzierte Produkte. Des Weiteren besteht auf einem solchen Markt ein freier Marktein- und austritt – Barrieren in dieser Hinsicht existieren somit nicht. Doch wie verändert sich ein monopolistischer Wettbewerbsmarkt auf lange Sicht gesehen? Um dies zu veranschaulichen, schauen wir uns die Zahnpasta-Branche an. In diesem Wirtschaftszweig ist der Konzern Procter & Gamble der alleinige Hersteller von Blendax-Produkten. Konsumenten können diese Güter aus unterschiedlichen Eigenschaften bevorzugen, sei es der Wirksamkeit, des Geschmacks wegen oder aufgrund der Reputation der Produkte.
Generell gilt: je höher ein Produkt differenziert ist, desto höher kann der Preis festgelegt werden. Erzielt ein Unternehmen, wie beispielsweise Procter & Gamble, in einer Sparte besonders hohe Gewinne, ist dies für andere Anbieter an Anreiz, ebenfalls in den Markt einzutreten. Dies ist, wie bereits erwähnt, aufgrund der fehlenden Zugangsbarrieren jederzeit möglich. Treten neue Unternehmen in den Markt ein und bieten ihre Produkte zu einem Preis an, der sich auf ähnlicher Höhe wie der seiner Konkurrenten befindet, sinkt wiederum die Nachfrage der „alten“ Unternehmen. Folglich wird die Preis-Absatz-Funktion der bisherigen Anbieter auf den Ursprung verschoben.
Der monopolistische Wettbewerb im internationalen Handel
Durch die Ausweitung der nationalen Märkte vergrößerten sich diese zu Weltmärkten, welche neue Möglichkeiten für Unternehmen offen hielten: zum einen ist die Produktionsmenge nahezu unbegrenzt, des Weiteren erweitert sich die Vielfalt an Gütern enorm. Auch der Spielraum der Preisgestaltung verändert sich durch das Entstehen globaler Märkte, da Unternehmen länderspezifisch mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen konfrontiert sind. Dies ist vor allem anhand der bestehenden und stark differierenden Produktionskosten sichtbar. Auf einem globalen Markt haben generell mehr Unternehmen Platz; zudem kann ein höherer Absatz erzielt werden.
Von einem solchen Weltmarkt profitieren vor allem die Konsumenten, da dieser niedrige Preise sowie eine hohe Produktvielfalt reproduziert. Zudem kann ein solcher Alleinanbieter die Höhe der Preise für die Güter bestimmen, die er auf dem Markt anbietet.
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