Autoklav für neue Werkshalle: FACC auf dem Weg in die Zukunft

0

Mit dem Autoklav zur Produktion von Leichtbauteilen für die Aerospace-Industrie begann FACC im österreichischen Ried im Innkreis, die weichen für seine Zukunft zu stellen. Zwei Standorte werden mit neuer Autoklav-Technik ausgerüstet: Reichersberg und Ort im Innkreis.

Autoklav für Ausbau der FACC-Kapazitäten

Die neue Autoklav-Ausrüstung wurde bereits Ende 2017 installiert – und ist nur ein Teil des Investitionsprogramms, das die FACC umsetzt. Wie FACC-CEO Robert Machtlinger verlautbarte, reagierte FACC damit auf das zunehmende Wachstum im Flugverkehr. Auch auf neue Technologien und Trends soll FACC mit den getätigten Investitionen ausgerichtet werden.

Umsatzmilliarde in 2020/21

Dabei hat FACC viel vor. Die Umsätze liegen für das Jahr 2017 bei 700 Millionen Euro, für das Jahr 2018/19 erwartet man bereits 750-770 Millionen Euro. Diesen Wert will CEO Machtlinger bis zum Jahr 2020/21 noch auf eine Milliarde Euro steigern. Dazu beitragen soll das Investitionsprogramm, das zusätzliche Produktionsflächen von 6.400 Quadratmeter schaffen soll.

Autoklav für thermische Behandlung von Bauteilen im Überdruckbereich

Der neue Autoklav eröffnete für FACC neue Möglichkeiten in der Produktion. Der Autoklav ist mit einer Länge von 19,90m und seinem Durchmesser von 6,10m der größte eingesetzte Autoklav bei FACC. Die gasdicht verschließbaren Druckbehälter werden bei FACC zur thermischen Behandlung von Bauteilen im Überdruckbereich eingesetzt – so die Planung. Zwei Autoklav-Einheiten wurden für die beiden Standorte vorgesehen.

Aushärtung von Triebwerksverkleidungen im Autoklav im FACC Werk 4 in Reichersberg in Oberösterreich. (#1)

Aushärtung von Triebwerksverkleidungen im Autoklav im FACC Werk 4 in Reichersberg in Oberösterreich. (#1)

Transport der Autoklav-Einheiten: per Schiff und Tieflader

Die beiden Autoklav-Einheiten wurden von dem Coesfelder Maschinenbauer Scholz geliefert. Der Transport nach Oberösterreich erfolgte zunächst per Schiff. Nur 14 Tagen benötigte der Transport der Autoklaven vom Hafen Lüdinghausen nach Aschach an der Donau.

Den Transport vom Hafen in Aschach zu den Bestimmungsorten Reichersberg und Ort im Innkreis besorgten schließlich zwei 8- bzw. 12-achsige Tieflader. Ein Autoklav auf dem Tieflader brachte immerhin 160 bzw. 140 Tonnen Gewicht auf die Straße. Für den Zug des Schwertransports mussten 800 PS starke Zugmaschinen angespannt werden. Doch auch dann konnte der Transport der Autoklav-Einheiten nicht einfach losrollen. Vor dem Befahren der Strecke wurden die für dieses Gewicht zu schwachen Brückenbauwerke ertüchtigt. Aufgrund der Überbreite und -höhe des Schwertransports wurden Strom- und Telefonkabel angehoben und wurden Lichtmasten und Ampeln entfernt.

Auftragspolster für FACC

FACC investiert zum richtigen Zeitpunkt. Nach eigenen Angaben ist die Nachfrage der Luftfahrtindustrie außerordentlich hoch. Dies drückt sich für FACC in einem Auftragspolster von fünf Milliarden Dollar aus. Das lastet die Kapazitäten des oberösterreichischen Zulieferers FACC für die nächsten sieben Jahre aus.

Nach CEO Machtlinger kann die künftige Nachfrage sehr genau beziffert werden: „Bis zum Jahre 2036 werden Prognosen zufolge mehr als 41.000 neue Flugzeuge benötigt.“

Der Erfolg von FACC kommt nicht aus heiterem Himmel. In der Vergangenheit hatte FACC schon desöfteren mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. Doch bislang ist FACC jedes Mal stärker in den Ring zurückgekommen als man ihn verlassen hat.

Der Betrugsfall im Jahr 2016 zehrte gleich doppelt an den Kräften des Unternehmens. Eine betrügerische E-Mail veranlasste die Finanzchefin zu einer Überweisung in Höhe von 50 Millionen Euro. Der Absender der E-Mail war jedoch nicht wie vermutet der Gründer und damalige CEO Walther A. Stephan. Es handelte sich vielmehr um Cyber-Kriminelle, die mit ihrer Fake-E-Mail für Aufsehen – und Schaden sorgten.

Weit schwerer als der finanzielle Verlust war der Vertrauensverlust. Die Folge des Betrugsfalles war das Ausscheiden des CEO Walther A. Stephan. Der Betrug hatte den operativen Fehlbetrag des Unternehmens FACC von 4,5 im Vorjahr auf 23,4 Millionen Euro erhöht. Der derzeitige CEO Robert Machtlinger übernahm zunächst interim und dann ab Januar des Jahres 2017 das Amt des CEOs.

Der Autoklav als ersten Schritt in die Zukunft

Der beschaffte Autoklav dokumentiert die Geschäftsausweitung in den bestehenden Geschäftsfeldern der FACC – und die zielstrebige Planung durch CEO Machtlinger. FACC stellt sich für die Zukunft jedoch wesentlich breiter auf.

Während die europäische Wirtschaft die Entwicklungen in den USA rund um KI/Künstliche Intelligenz noch ungläubig und mehr kopfschüttelnd belächelt, setzt FACC die Technologie bereits ein. Gechipte Komponenten von FACC können mit Künstlicher Intelligenz Veränderungen in der Belastung erkennen lassen. Und dies ist nur ein Beispiel.

Die Zukunft der Mobilität ist das Feld auf dem FACC als einer der großen Player spielen wird. Diese Vision setzt CEO Machtlinger um. Eine Vision, die dem Autoklav als Sinnbild der steigenden Produktion in den klassischen Geschäftsfeldern etwas an Glanz raubt. Es kommuniziert aber auch ganz klar: „Egal wohin das Thema Mobilität driften wird: wir sind dabei und wir gestalten es mit!“.

Worbüber MObilitätsdenker auch noch diskutieren, sind Drohnentaxis, die sinnbildhaft für das autonome Fliegen stehen. Staaten am Golf und in Fernost sehen mittlerweile im autonomen Fliegen eine sehr gut mögliche Lösung für die Mobilitätsfragen der Gegenwart und der folgenden Jahrzehnte. Und genau im Bereich des autonomen Fliegens hat Machtlinger einen weiteren globalen Markt von 30 Milliarden USD erkannt. Die Drohnentaxis stehen hier für diesen neuen Geschäftsbereich. Diese Vision hat bei FACC sogar schon Gestalt angenommen. FACC richtet seinen Blick nach China und arbeitet dort eng mit dem chinesischen Technologieunternehmen EHang zusammen. Das Modell EHang 184 wurde bereits im Jahr 2016 als das erste autonome Luftfahrzeug auf der International Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellt. Hier befindet sich FACC bereits auf der Überholspur.

Die Aerospace-Industrie begleitet FACC seit nunmehr 20 Jahren und das Foto des Jahres 2017 mit den Autoklav-Einheiten verdeutlicht dies nur einmal mehr. Mit der Sparte Aerospace plant FACC ebenfalls eine Erweiterung. Hier will man gezielt das Feld Maintenance, ­Repair & Overhaul (MRO) betreten. Nach Schätzungen von CEO Machtlinger stehen dort Umsätze in Höhe von 100 Millionen US-Dollar zur Disposition. Und der Zeithorizont für die Erreichung dieses Zieles reicht nur bis 2022.

Bei der von CEO Machtlinger vorgelegten Innovationsgeschwindigkeit erscheint der Autoklav wie ein Relikt aus prähistorischer Zeit und die Umsatzmilliarde wie ein Nebenkriegsschauplatz.


Bildnachweis: © Titelbild FACC, #1 FACC/Bartsch

Lassen Sie eine Antwort hier