Auf industriellem Level ist Energiesparen wie in Privathaushalten oft nicht möglich: Mit etwas Dämmung hier, ein wenig Licht-Abschalten dort stehen und fallen auch viele Prozesse. Dennoch sind Einsparungen durchaus machbar– auch ohne umfangreichste Investitionen.
Alljährlich blicken Entscheider, wenn das Thermometer wieder in den Keller geht, auch auf die Finanzen: Hier eine Lagerhalle, die – weil hoch – aufwändig geheizt werden muss, damit die dort sortierten Waren nicht durch die Kälte beschädigt werden. Dort die Notwendigkeit, alle paar Minuten große Tore in der Außenwand für Stapler, Personal und LKW zu öffnen – um an besagte Waren heranzukommen. Klassische Energiespargrundsätze wie „Türen und Fenster geschlossen halten“, sind in diesem Umfeld naturgemäß schlicht nicht anwendbar. Umdenken ist dennoch möglich. Wie, das zeigt der folgende Text.
Die Realität großer Hallen
Kommt es ans Thema Heizenergie, dann liegt das größte Problem an einfachen Realitäten:
- Lager- und sonstige Industriehallen müssen so hoch sein, um Platz für Regale, zu haben
- Warme Luft steigt nach oben und sammelt sich unter der Hallendecke, während es unten merklich kühler ist
- Weniger oder gar nicht heizen ist auch bei nicht-frostgefährdetem Halleninhalt nicht möglich, denn das würde zu Korrosionsschäden durch Kondenswasser führen
Damit steht also fest: Es muss geheizt werden. Entscheidend für den Kostenfaktor ist jedoch das Wie und Wie viel, denn zum einen existieren auch in der Industrie unterschiedlichste Heizformen, zum anderen gibt es auch in bestehenden Hallen Tricks, die Heizlast zu reduzieren, ohne den Arbeitsablauf zu stören oder sich dem Risiko der Korrosion auszusetzen.
Schritt 1: Wie viel?
Der erste Schritt besteht deshalb aus einem umfangreichen Energiemonitoring. Also herauszufinden, wie hoch der Energieverbrauch insgesamt ist. Dazu werden im ersten Schritt sämtliche Energiekosten nach ihren Verursachern aufgeschlüsselt. Im zweiten Schritt erfolgt die Kontrolle der Auswirkungen von Veränderungen.
Würde beispielsweise die Heizungsanlage einer Halle nur um ein oder zwei Grad Celsius heruntergedreht, würde sich das schnell im Verbrauch an Heizmaterialpositiv bemerkbar machen – hier lassen sich durchaus Querverbindungen zu einem Privathaushalt ziehen. Allerdings: Temperaturabsenkungen nur zu bestimmten Tageszeiten (etwa nachts) bringen erfahrungsgemäß wenig bis gar nichts, weil dann bei Tag mehr Energie verbraucht wird, um wieder auf die ursprüngliche Wärme zu gelangen.
Schritt 2: Planen
Als nächstes sind die Ablauf-Planer des Unternehmens gefordert. Ziel muss es sein, zu prüfen, in wie weit sich die Täglichen Abläufe abändern lassen, sodass beispielsweise Tore seltener geöffnet werden müssen. Jedoch ohne dass:
- Dadurch die beruflichen Abläufe verlangsamt werden
- Die Effizienz insgesamt leidet
- Sicherheitsrisiken entstehen
- An anderer Stelle Kosten erhöht werden
Zwar keine leichte Aufgabe, aber wenn sie optimal gelöst wird, kann bereits Energie gespart werden,ohne einen einzigen Cent zu investieren.
Schritt 3: Umbauen
Je nachdem, welche Einsparpotenziale im zweiten Schritt erkannt wurden, wird in der nächsten Phase dafür gesorgt, dass diese umgesetzt werden. Und zwar in einem Maß, das den Betriebsablauf so wenig wie möglich stört – wie dies vonstattengeht, ist natürlich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und sollte immer in den Phasen der geringsten Arbeitsbelastung durchgeführt werden.
Eine der Maßnahmen, um Heizkosten in Hallen abzusenken, ist es, eine effizientere Aufteilung vorzunehmen. So sollten Anlagen und gelagerte Waren, die wenig oder keine Heizung benötigen, in abgeschottete Bereiche umdisponiert werden. Damit sinkt bereits der Rauminhalt, der beheizt werden muss. Diese unbeheizten Räume sollten jedoch zusätzlich mit korrosionshemmenden Anstrichen versehen werden, um künftige Probleme aus Kondensation zu vermeiden.
Als nächstes muss die erwärmte Luft in den zu beheizenden Bereichen wieder dorthin gebracht werden, wo sie benötigt wird, nach unten.
Dazu empfehlen sich folgende Maßnahmen:
- Abhängen von Decken, wo möglich, um die Gesamthöhe zu reduzieren
- Installation von Umluft-Anlagen wie Deckenventilatoren, die die Warmluft nach unten drücken
- Nachrüsten bzw. Nachjustieren von automatisierten Tür- und Torschließsystemen, um die Phasen von Offenheit maximal zu reduzieren
Bis zu diesem Punkt sollten sich die Investitionen in einem eng begrenzten Rahmen gehalten haben. Soll jedoch noch mehr Energie gespart werden, ist es unumgänglich, größere Umbauten vorzunehmen.
Schritt 4: Investition
Dieser Schritt ist vielleicht der Umfangreichste, sicher aber der, der in den meisten Fällen den Arbeitsablauf lahmlegen, zumindest aber erheblich stören wird. Es geht darum, durch weitere Maßnahmen sicherzustellen, dass der künftige Energieverbrauch massiv gesenkt werden kann.
Dazu gehört unter anderem:
- Die Installation umfangreicher Dämmsysteme im gesamten Bereich der Halle
- Die Isolation von kritischen Bereichen
- Der Austausch der gesamten Heizungsanlage
- Einbau von Systemen zur Wärmerückgewinnung aus der Abluft
Mit diesen Maßnahmen sollten auch umfangreiche Industrieanlagen nachhaltig ihren Wärmebedarf senken können. Doch es geht noch weiter
Schritt 5: Elektrik
Beim Strom herrschen prinzipiell die gleichen Realitäten wie bei der Heizung: So ist es beispielsweise einfach zwingend nötig, zu beleuchten. Doch auch hier sind die Möglichkeiten vielfältig:
- Einbau von Photovoltaik auf dem Hallendach
- Austausch der gesamten Leuchtmittel gegen verbrauchsärmere Alternativen
- Installation von automatisierten Systemen (Bewegungsmeldern)
- Nutzung von stromerzeugenden Abwärme-Wandlern
- Einsatz von mechanischer statt elektrischer Flüssigkeitstrennung
Doch bereits bevor zu solchen (meist teuren) Maßnahmen gegriffen wird, existieren auch hier einige Möglichkeiten unterhalb dieser Kostenschwelle:
- Abdichtung von Druckluftanlagen, um unnötiges Arbeiten von Kompressoren zu vermeiden
- Reinigung von Lüftungsanlagen, damit diese gegen weniger Widerstand arbeiten können
- Zusammenfassung von Beleuchtungsanlagen zu einzeln schaltbaren Gruppen – so können bestimmte Bereiche, etwa nahe an Fenstern, bei Tag getrennt vom Rest abgeschaltet werden.
- Regelmäßige Reinigung von Lampenreflektoren, um die Lichtausbeute gleich groß zu halten – in stark schmutzenden Industrien kann die Ausbeute schon nach 3000 Stunden um 20% abnehmen
Eine weitere, völlig kostenlose Option besteht zudem darin, schlicht die eigenen Mitarbeiter zu schulen. Ihnen muss vermittelt werden, dass Energiesparen ihnen auf der Arbeit ebenso zugutekommt wie zuhause. Das geht am besten über den Hinweis auf die Kosten und das Belohnungsprinzip. Wer hier kreativ arbeitet, spornt die Belegschaft zu Spar-Höchstleistungen an.
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