Wer ein Haustier in sein Herz lässt, der hat einen Freund für das Leben gefunden. Vor allem Hunde und Katzen haben es ihren Haltern angetan, aber auch Kleintiere erfreuen sich großer Beliebtheit. Für die Haustierindustrie ist das besonders praktisch.
Die Haustierindustrie als Branche
Auf der Suche nach einer Marktlücke orientieren sich Unternehmen heute immer mehr in Richtung Haustiere. Wer sich als Anbieter auf diesen Bereich spezialisiert, der hat gute Chancen, Erfolg zu haben. Allerdings ist die Konkurrenz bei der Haustierindustrie auch sehr groß, denn immerhin hat sich hier in den letzten Jahren viel entwickelt. Waren Halter in früheren Zeiten noch sehr pragmatisch veranlagt, sind sie heute bereit, ihren Tieren einen gewissen Luxus zu ermöglichen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass vom Hundekissen bis zum luxuriösen Kratzbaum alles einen Abnehmer findet.
Inzwischen wird bei der Haustierindustrie sogar davon gesprochen, dass es einen gewissen Wellnessfaktor gibt. Das dürften auch Anbieter, wie Hundesalons, bemerken. Der Vierbeiner soll sich wohlfühlen und wenn dabei eine Massage oder auch ein Bad durch professionelle Hände helfen können, dann wird dies eben gebucht.
Haustiere gegen die Einsamkeit: Darum tun Tiere so gut
Zu beobachten ist der Trend, dass Haustiere in immer mehr Single-Haushalten einen Platz finden. Das ist sowohl für den Halter, als auch für die Haustierindustrie interessant. Wer etwas gegen seine Einsamkeit tun möchte, kann sich ein Haustier anschaffen. Das Wissen, zu Hause erwartet zu werden, ist für viele Menschen eine echte Beruhigung. Auch die Tiere profitieren natürlich, denn sie erhalten viel Aufmerksamkeit.
Dadurch bekommen die Haustiere jedoch auch einen anderen Stellenwert und die Halter sind bereit, deutlich mehr Geld zu investieren. Das beginnt schon bei der Ausstattung. Wer sich früher einen Hund angeschafft hat, der brauchte Näpfe, eine Leine und eine Decke.
Heute ist die Liste deutlich länger:
- Näpfe in verschiedenen Farben und Formen
- Hundekissen und Hundekörbe
- Hundebox
- Spielzeug
- Pflegeprodukte, wie Kamm und Shampoo
Dies ist nur die Grundausstattung. Durch das große Angebot an verschiedenen Produkten, die von der Haustierindustrie zur Verfügung gestellt werden, haben Haustiere oft ähnlich viel Spielzeug, wie es Kinder haben.
Die Haustierindustrie als ein Milliardengeschäft
Wie groß die Haustierindustrie wirklich geworden ist, zeigt das Beispiel des Unternehmens Mars. Das US-Unternehmen hat bereits im Jahr 2014 einen großen Teil von Procter & Gamble aus der Sparte rund um das Tierfutter erworben. Hier hat sich die Firma nicht lumpen lassen, denn immerhin 2,2 Milliarden Euro wurden investiert. Wie ein Unternehmen, das Süßwaren herstellt, eigentlich zum Kauf einer Tierfuttersparte kommt? Dies lässt sich durch die Marktentwicklung begründen, denn mit Tierfutter lässt sich heute viel Geld machen. Viele Halter wissen gar nicht, hinter welchen Futtermarken das Unternehmen Mars steht. So wird unter anderem Frolic und auch Whiskas durch Mars hergestellt.
Ein neuer Rekord für die Haustierindustrie wurde im Jahr 2015 aufgestellt. Hunde und Katzen leben in Millionenhöhe in deutschen Haushalten und allein im Jahr 2015 wurden durch die Halter rund 1,5 Milliarden Euro nur für Katzenfutter ausgegeben. Für den gesamten Heimtierbedarf lagen die Ausgaben bei mehr als 4 Milliarden Euro. Die Tendenz ist dabei steigend.
Der Wunsch nach hochwertigem Futter als Pluspunkt für die Haustierindustrie
Allein wenn man einen genauen Blick auf die Entwicklung im Bereich des Hundefutters wirft, zeigt sich, dass sich hier viel getan hat. Halter kaufen viel bewusster ein, denn sie möchten, dass ihre Hunde gesund bleiben und artgerecht ernährt werden. Inzwischen werden die Inhaltsstoffe genau gelesen und Wert darauf gelegt, dass ein großer Anteil an Fleisch in dem Futter enthalten ist. Dafür greifen die Halter auch gerne tiefer in die Tasche. Hunde und Katzen profitieren, denn durch die gesündere Ernährung glänzt das Fell und die Tiere werden deutlich älter.
Aber natürlich wirkt sich dies auch auf die Haustierindustrie aus. Zahlreiche Hersteller, wie RINTI und Wolfsblut, greifen das Interesse der Halter auf und werben mit einem hochwertigen Futter mit hohem Fleischanteil und ohne Konservierungsstoffe.
Aber: Auch wenn Tierhalter davon ausgehen, dass sie hochwertiges Futter kaufen, muss sich die Haustierindustrie teilweise mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen. So gab es unter anderem rund um RINTI und PLATINUM einen Skandal, da Plastik in Hundefutter gefunden wurde. Für die Halter natürlich ein Grund, an den Herstellern zu zweifeln und sich nach Alternativen umzusehen.
Profit auch im Pharma-Bereich: Wie die Haustierindustrie hier profitiert
Die Haustierindustrie beschreibt jedoch nicht nur das Angebot an Produkten und Futter rund um Katze, Hund und Kanarienvogel. Auch der Pharma-Bereich ist nicht zu unterschätzen. Die Gesundheit des Tieres ist ein wichtiges Gut und Halter wünschen sich natürlich, dass der Begleiter möglichst lange an ihrer Seite bleibt. Die Sparte der Tierarznei kommt der Haustierindustrie und dem Tierarzt zugute. Oft ist es Unwissenheit der Halter, dass sie bereit sind, viel Geld in Medikamente zu investieren, die vielleicht gar nicht notwendig wären.
Die Problematik bei der Sache ist, dass Tierärzte einen Gewinn machen möchten und daher zusammen mit der Tierfutter- und Tierarzneiindustrie arbeiten. Ihr Anteil an der Vermittlung von Produkten darf dabei nicht unterschätzt werden.
Nicht zu unterschätzen: Die lange Kette der Haustierindustrie
Oft wird die Haustierindustrie tatsächlich vor allem mit großen Anbietern, wie Zoofachgeschäften, in Verbindung gebracht. Dass diese Kette aber noch viel länger ist, darf dabei nicht vergessen werden. So gibt es inzwischen zahlreiche Portale, über die ein Hundesitter gesucht werden kann. Wer seinem Vierbeiner ausreichend Auslauf gewähren möchte, dabei aber nicht immer selbst die Zeit hat, der engagiert einfach jemanden. Egal ob Krankheit, Urlaub oder tägliche Arbeit – meist findet sich in der Nähe ein Hundesitter der einspringt und den Vierbeiner ausführt oder auch den Tag über betreut. Betreuungskosten für den Hund können dabei schnell im dreistelligen Bereich für mehrere Tage liegen. Wer jedoch weiß, dass sein Hund gut aufgehoben ist, der zahlt den Betrag gerne.
Für die Erziehung der Tiere wird ebenfalls tief in die Tasche gegriffen. Tier-Trainer kommen nach Hause oder bieten Kurse in der Tier-Schule vor Ort an. Einige Halter gehen regelmäßig über Jahre hinweg in die Kurse und lassen viel Geld bei der Ausbildung der Tiere.
Die Liste der außergewöhnlichen Angebote im Zusammenhang mit Haustieren ist lang. So gibt es beispielsweise auch Bäcker, die eine Vielzahl an verschiedenen Hundekuchen anbieten oder Online-Shops, in denen Barf-Fleisch bestellt werden kann. Selbst Eventmanager, die sich auf die Organisation für Partys für Haustiere spezialisiert haben, gibt es.
Streit ums Tier: Auch Juristen haben viel Arbeit mit den Haustieren
Die Haustierindustrie wird sogar noch erweitert und zwar durch Juristen und auch durch Versicherungen. Man mag es kaum glauben, doch Gerichte beschäftigen sich mit zahlreichen Fällen, bei denen das Tier einen Streitpunkt darstellt. Gerade bei Trennungen wird heftig darum gestritten, bei wem der Vierbeiner wohnen darf. Der Anwalt für Tierrecht hat hier viel zu tun und damit wird er zu einem Teil der Haustierindustrie.
Seine Aufgaben sind es unter anderem Rechtsberatungen zu folgenden Punkten:
- Leinenpflicht
- Maulkorbzwang
- Hundegesetze
- Haustiergesetze
- Haustiere im Mietrecht
- Haustiere bei der Trennung
- Richtlinien für die artgerechte Tierhaltung
Versicherungen werden für das Haustier vor allem abgeschlossen, um bei Krankheiten gut abgesichert zu sein. Da die Kosten für den Tierarzt durch den Halter selbst übernommen werden müssen, holt er sich Unterstützung durch eine Versicherung. In der Haustierindustrie sind daher Tierkrankenversicherung hoch im Kurs. Absichern lassen sich unter anderem Alterskrankheiten sowie Zuchtkrankheiten. Was die Versicherung übernimmt, ist jedoch von dem jeweiligen Vertrag abhängig.
Waren für Tiere: Die Haustierindustrie und ihre Entwicklung in der Zukunft
Wie genau sich die Haustierindustrie weiter entwickeln wird, lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Ein Blick auf die Statistiken der letzten Jahre kann dabei jedoch helfen. Rund 30 Millionen Haustiere haben im Jahr 2015 in deutschen Haushalten gelebt. Davon waren ein großer Teil Hunde und Katzen. 2012 waren es noch 22 Millionen. Das heißt, die Anschaffung von Haustieren ist in den Jahren gestiegen und damit auch der Bedarf an Produkten aus der Haustierindustrie. Kein Wunder, dass hier ein Anstieg der Einnahmen zu verzeichnen ist.
Das Bewusstsein der Halter verändert sich. Sie sind heute viel mehr dazu bereit, sich ausführlich zu informieren und ihren Tieren eine artgerechte Umgebung zu schaffen. Doch nicht nur die gewünschte artgerechte Haltung sorgt für einen Anstieg der Einnahmen bei der Haustierindustrie. Viele Tiere haben einen ähnlichen Stellenwert, wie ein Mensch und erhalten ein eigenes Sofa, Kleidung und sogar einen eigenen Wagen, in dem sie durch die Gegend gefahren werden. So lange der Bedarf an diesen Produkten vorhanden ist, wird sich auch die Haustierindustrie weiter entwickeln.
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