Fassadenreinigung, Kirchturmsanierung und Werbeflächenmontage – alle diese Arbeiten haben eines gemeinsam: Sie finden in luftiger Höhe statt und bergen ein hohes Arbeitsrisiko. Fassadenkletterer sind die mutigen Menschen, die diese und ähnliche Leistungen erbringen und damit zu den „Herren der Lüfte“ werden. Die Arbeit ist gefährlich und dennoch möchten professionelle Dienstleister ihren Job um nichts in der Welt tauschen.
Herausforderung Höhenklettern
Vor allem gewerbliche Gebäude stehen im Fokus der Fassadenkletterer, die hier natürlich nicht zum Spaß unterwegs sind. Vielmehr sorgen sie für saubere Fassaden von teilweise vielen Tausend Quadratmetern. Sie hängen an Seilen gesichert und müssen trotz aller Arbeitsfreude jedes Mal den inneren Schweinehund überlisten. Denn die Angst vor der Höhe ist immer noch vorhanden und das ist auch gut so. Denn das Risiko bei dieser Arbeit ist hoch und darf nicht bewusst durch Leichtsinn weiter erhöht werden.
Es hat ein wenig was vom Bergsteigen, wenn die Industriekletterer ihre Haken in das Mauerwerk schlagen, um sich daran nach oben arbeiten zu können. Gleichzeitig sind sie natürlich nie allein tätig, sondern sie werden von mehreren Mitarbeitern gesichert. Ein spektakuläres Beispiel der Tätigkeit stellt die abgeknickte Spitze des Adolfsturms in Friedberg dar. Hier mussten Mitarbeiter der PIGO Extremtechnik mit all ihrer Fachkenntnis dafür sorgen, dass diese Turmspitze ohne weitere Schäden nach unten gelassen werden konnte. Schuld an dem Dilemma war das Sturmtief „Xynthia“, das Ende Februar 2010 unter anderem in Friedberg gewütet hatte. Stück für Stück wurde die Turmspitze abgebaut und nach unten gelassen. Warum hier Industriekletterer geholt werden mussten? Weil nur diese die Situation retten konnten. Denn es gab nur wenige Firmen, die einen Kranwagen bieten konnten, der bis in 60 m Höhe arbeiten konnte.
Jedoch stellte sich ein weiteres Problem: das Burgtor. Die Kranwagen waren zu groß! Da auch ein Hubschrauber nicht infrage kam, fiel die Entscheidung schnell auf die Fachleute aus Mühlheim. Sie sicherten die Baustelle und demontierten den beschädigten Turm. Dies war nicht einmal an einem Tag möglich, denn die Stange musste getrennt von der Wetterfahne demontiert werden. Außerdem waren Steine des Kirchturms gelockert, auch diese sollten wieder befestigt werden. Anwohner zeigten sich beeindruckt von der Leistung der Industriekletterer, die hier einmal mehr unter Beweis stellten, dass es ohne sie in der Welt der Architektur schlecht aussähe. Wo moderne Technik an ihre Grenzen stößt, kommt es auf die menschliche Kraft an – Fassadenkletterer sorgen dafür, dass Gebäude in neuem Glanz erstrahlen und Reparatur- sowie Sanierungsarbeiten in großer Höhe möglich sind.
Arbeitsalltag der Mühlheimer Industriekletterer Wer Bauarbeiter auf ihren Gerüsten zuschaut, fragt sich vielleicht, wie mutig diese Herren – und manchmal auch Damen – sein mögen. Wie können sie dort oben einfach langspazieren, obwohl es neben dem schmalen Pfad aus Gerüstbrettern metertief hinuntergeht? Dabei ist das noch die bequeme und sichere Variante, denn ein Industriekletterer hat nichts, worauf er stehen kann. Er ist zwar mit Seilen gesichert, arbeitet dafür aber in Höhen, in die kein Gerüst reichen könnte.
Gleichzeitig ist die Höhenarbeit durch einen Kletterprofi um einiges kostengünstiger – ein entscheidendes Argument für viele Unternehmen, die sich mit dem Problem der Fassadenreinigung und –erneuerung oder mit Reparaturarbeiten beschäftigen müssen. Das Team Kletterprofis kann schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren und sorgt mit Fachkenntnis und Praxiserfahrung dafür, dass die Probleme an Gebäuden keine solchen bleiben müssen.
Das Industrieklettern stellt somit eine perfekte Alternative zum normalen Gerüstbau dar und kommt hauptsächlich im gewerblichen Bereich sowie zu Arbeiten an öffentlichen Gebäuden zum Einsatz. Dabei sind die Zahlen beeindruckend: Rund 100.000 Quadratmeter Fassadenfläche werden alljährlich durch die Mühlheimer gereinigt und gewartet. Auch bei exponierten Gebäuden sind die Arbeiten möglich und so werden Kirchtürme repariert oder Windräder gewartet. Blitzschutzanlagen können befestigt bzw. installiert werden, auch Betonsanierungen in luftiger Höhe zählen zum Portfolio der Industriekletterer.
Industriekletterer werden
Niemand kann einfach sagen, er würde nun als Industriekletterer arbeiten, denn dafür sind einige Voraussetzungen zu erbringen. So wird in der Regel eine abgeschlossene handwerkliche Ausbildung erwartet, auch einige Praxiszeit in dem erlernten Beruf sollte mitgebracht werden. Das stellt sicher, dass die Betreffenden bei einem Einsatz ihrem Gewerk entsprechend handeln und Reparaturmaßnahmen durchführen können. Des Weiteren gilt als Voraussetzung, dass der angehende Industriekletterer mindestens 18 Jahre alt ist und natürlich körperlich und geistig fit sein muss. Bei diesem Job handelt es sich nicht um einen Bürojob, der auch dann ausgeübt werden kann, wenn es dem Mitarbeiter einmal weniger gut geht – beim Industrieklettern ist an jedem Tag volle Leistung gefragt.
Schwindelfreiheit in der Höhe gilt als selbstverständlich und soll nur der Vollständigkeit halber an dieser Stelle als Voraussetzung erwähnt werden. In der Ausbildung, die an verschiedenen Instituten und Einrichtungen in Deutschland durchgeführt werden kann, geht es um die richtige Anwendung von Sicherungsmaßnahmen, um die Techniken des seilgestützten Arbeitens und um die Höhenarbeit im Allgemeinen. Bei einem Fachunternehmen kommen nur Profis zum Einsatz, die die theoretische und praktische Ausbildung absolviert haben und auf eine handwerkliche Ausbildung blicken können. Dies sichert die Qualität der Arbeit ebenso wie die Sicherheit der Mitarbeiter, die sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen können müssen.
Besonderes Projekt: My Zeil in Frankfurt Die Einkaufsgalerie „My Zeil“ in Frankfurt zeigt sich überaus beeindruckend mit ihrer riesigen Glasfassade. Doch diese muss natürlich regelmäßig gereinigt werden. Ein normaler Fensterputzer müsste hier rasch aufstecken, denn die Fassade ist zu hoch, um einfach per Gerüst gereinigt zu werden. Auch hier bedarf es des Know-hows der Mühlheimer Fassadenkletterer. Sie brauchen rund vier Wochen, um die gesamten 12.000 Quadratmeter zu reinigen, wobei die Arbeiten hier eine ganz besondere Herausforderung darstellen.
Denn es ist nicht einfach, immer wieder nach oben zu gelangen – jedes Mal, wenn die Mitarbeiter unten sind und oben weitermachen wollen, müssen sie sich wieder emporhangeln und nach oben klettern. Eine anstrengende Angelegenheit, die nur durch das Bewusstsein, diesem Gebäude wieder zu einer tollen Fassade verholfen zu haben, gemindert wird. Wobei die Fassade sogar zweimal gereinigt werden muss. Einmal wird die Vorwäsche durchgeführt, bei der mit Schwamm und Schrubber sowie Neutralreiniger gearbeitet wird. Danach folgt ein spezielles Osmoseverfahren, bei dem gereinigtes Wasser durch eine Düse läuft und der Fassade den letzten Schliff verpasst. Dadurch, dass das Wasser von Kalk befreit ist, entstehen auch keine Kalkflecke beim Trocknen.
Einsatz in der ganzen Welt
Überall auf der Welt gibt es eine große Nachfrage nach den deutschen Industriekletterern, die in luftiger Höhe für Sauberkeit und reparierte Gebäude sorgen. Gerade die immer mehr in die Höhe strebenden Industriebauten verlangen nach den Profis, die sich an Seilen herablassen und so weit oben arbeiten können, dass hier kein Gerüst der Welt heranreichen könnte. Ob in Frankreich oder Aserbaidschan – die Extremkletterer waren schon in vielen Ländern zugange. Dass sich die Kletterfreude dabei nicht nur auf die Arbeit beschränkt, ist fast selbstverständlich und so sind keine Klettergebiete der Welt vor den Industriekletterern der PIGO Extremtechnik sicher. Alle bieten unterschiedliche Kletterbedingungen, aber eines ist allen Klettergebieten gemeinsam: Sie lassen Erinnerungen wachsen, von den die Kletterer noch lange zehren. Leider nicht in jedem Fall nur gute Erinnerungen, denn bei Abstürzen sind Knochenbrüche nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich. Doch einen echten Kletterer hält so ein Erlebnis natürlich nicht ab und so verwundert es nicht, dass dieser schon bald wieder in den Seilen hängend zu beobachten ist.
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