Hyperloop-Geschwindigkeit: Wenn Elon Musk zu langsam ist

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Es war einmal … So fangen Märchen an. Auch das von Elon Musk und seinem Hyperloop, der mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit von bis zu 1.200 km/h die Städte der Welt miteinander verbinden soll.

Und sie warten immer noch

Elon Musk hat der Welt schon oft genug gezeigt, wie sich teils surrealistische Pläne umsetzen lassen. Der Gründer von Paypal und SpaceX hat mit seinem Hyperloop-Projekt allerdings auch gezeigt, wie es nicht geht. Aktuell gehen die Diskussionen darüber wieder einmal voran, doch die Pläne für das Projekt sind bereits mehr als sieben Jahre alt.

Elon Musk ist zu langsam?

Eigentlich kann es Elon Musk nicht schnell genug gehen und die geplante Hyperloop-Geschwindigkeit von bis zu 1.200 km/h unterstreicht das noch einmal. Doch auch ein Elon Musk ist manchmal einfach zu langsam und übernimmt sich mit seinen futuristischen Ideen. So plauderte er einst im Jahr 2013 mit dem Wagniskapitalgeber Shervin Pishevar darüber, dass er von einem Hochgeschwindigkeitstransportsystem träume.

Hiermit sollten Güter und Personen so schnell wie nie befördert werden, wobei diese Idee nicht ganz neu war. Sogar im 19. Jahrhundert gab es schon ähnliche Ideen, die freilich nie umgesetzt wurden.

Gleichzeitig mit der Darstellung seiner Idee sagte Elon Musk seinem Gesprächspartner aber auch, dass er gar nicht die nötige Zeit dafür habe und das Projekt derzeit nicht umsetzen könne. Im Rahmen einer Pressekonferenz auf einer Tagung wurde Elon Musk dann dazu aufgefordert, doch einmal Stellung zu seinen Hyperloop-Plänen zu nehmen. Er präsentierte diese und sie waren fortan als Open Source zugänglich.

Musk sah wohl damals schon ein, dass er zu langsam sein würde. Und das bewahrheitet sich bis heute, denn das niederländische Start-up Hardt geht mit Hyperloop einen Schritt weiter und arbeitet daran, die theoretischen Pläne auch in die Tat umzusetzen.

Das folgende Video zeigt einen ersten Eindruck davon, wie Hyperloop einmal aussehen könnte:

Video: Der Traum vom Hyperloop | Projekt Zukunft

Das Start-up Hardt geht voran

Die Geschwindigkeit, mit der Elon Musk beim Thema Hyperloop unterwegs ist, war den Studenten der Technischen Universität in Delft viel zu langsam. Sie präsentierten Anfang 2017 ein Miniaturmodell des künftigen Hyperloops bzw. von einer Passagierkabine, die sogar fahrtauglich war.

Die Präsentation fand im Rahmen des SpaceX Wettbewerbs statt, an dem die Studenten regelmäßig teilnehmen, und jedes Mal in die Siegerrunde kamen. Am Ende konnten sie sich sogar mit Elon Musk über die weiteren Pläne austauschen, genaue Informationen darüber gelangten jedoch nicht an die Öffentlichkeit.

Im Jahr 2017 gewannen sie nun die „SpaceX Hyperloop Pod Competition“ und setzten sich dabei gegen 21 andere Teams durch. Teamchef war Tim Houter, ergründete zusammen mit Sascha Lamme und Mars Geuze die Hardt Hyperloop. Dieses junge Unternehmen hat es sich zum Ziel gemacht, die neue Technologie zur Marktreife zu bringen. Fraglich ist allerdings immer noch, ob die Welt wirklich schon so lange darauf gewartet hat, wie es die Techniker und Ingenieure gern sehen, oder ob die bisherigen Schnellverkehrssysteme nicht ausreichend sind.

Fakt ist aber, dass nicht nur die Geschwindigkeit für Hyperloop spricht:

  • Hyperloop soll sich selbst mit Energie versorgen (über Solaranlage)
  • hohe Geschwindigkeit zwischen 500 und 1.200 km/h möglich
  • sicherer als Fliegen
  • dadurch Verzicht auf Kurzstreckenflüge möglich

Kritiker sehen das freilich anders und zweifeln nicht nur die Pläne von Elon Musk an, sondern auch die aller anderen Teams, die dafür sorgen wollen, dass sich Europa in weniger als einer Stunde durchqueren lässt. Fragen gibt es hinsichtlich des Energieaufwands zur Erzeugung des Vakuums, welches wiederum für den Tunnel benötigt wird.

Dieses Vakuum auf einer so langen Strecke aufrechtzuerhalten, kostet Unmengen an Energie. Fraglich ist auch, was im Falle eines Unfalls passiert, welche Rettungsmöglichkeiten und Überlebenschancen es gibt. Die Tüftler rund um Hardt Hyperloop haben natürlich auf jede kritische Frage eine Antwort.

Die Arbeit an mehr Geschwindigkeit

Dass die Entwicklung des Hyperloop-Schnellzuges keine Sache von Tagen oder Monaten ist, dürfte jedem klar sein. Dass sie allerdings noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird, ist eben nicht jedem klar. Momentan sieht der große Rahmenplan vor, dass die ersten Güter im Jahr 2025 durch Europa transportiert werden sollen, die ersten Menschen dann erst drei Jahre später. Noch wird unter anderem daran getüftelt, wie das Reisen für die Menschen möglichst komfortabel werden kann. Das folgende Video zeigt einen Eindruck dessen:

Video: So könnte ein Hyperloop von innen aussehen | n-tv

Was wird derzeit getestet?

Um es der Geschwindigkeit von Elon Musk nicht gleich zu tun, wird nun mit Hochdruck daran gearbeitet, den Hyperloop weiterzuentwickeln. Es geht auf der einen Seite darum, der Welt zu zeigen, dass eine solche Kapsel durchaus funktionieren kann. Diese Kapsel verläuft in einem Tunnel, der wiederum auf Basis einer Magnetschwebebahn entwickelt worden ist.

Nun hat die Provinz Noord-Holland eine Studie in Auftrag gegeben, bei der der Bau eines Pipeline-Netzes begutachtet werden soll. Aktuell gehen Experten nämlich noch davon aus, dass der Bau oberirdischer Tunnel auf eine breite Ablehnung in der Bevölkerung stoßen würde, der Bau unterirdischer Tunnel hingegen zu teuer sein wird.

Die Studie befasst sich mit einem Netz, zu dem sich fünf Strecken zusammentun:

  1. Amsterdam nach Leiden und Den Haag
  2. Amsterdam nach Paris und Brüssel
  3. Amsterdam nach Duisburg
  4. Amsterdam nach Düsseldorf
  5. Amsterdam nach Almere, Lelystad, Zwolle und Groningen

Geplant ist dabei, dass eine Geschwindigkeit von bis zu 700 km/h erreicht werden soll, was im Vergleich zum Bahnfahren deutlich weniger wäre. So ließe sich Europa in einer Stunde komplett durchfahren! Als Faustregel wird hier angenommen, dass sich die einzelnen Strecken um das Dreifache verkürzen würden.

Damit Hardt Hyperloop im Wettbewerb überhaupt bestehen kann, braucht das junge Unternehmen Partnerschaften. Mittlerweile gibt es zahlreiche Investoren und Förderer, darunter ist auch der Autozulieferer Continental zu finden. Des Weiteren sind die Deutsche Bahn und Tata Steel (Stahlhersteller) unter den bekannten Namen zu finden.

Der Sinn dieser Sache ist, „das Rad nicht neu zu erfinden“, wie sich Hardt-CEO Heuter selbst ausdrückte. Man möchte auf bestehende Technologien aufbauen und die bisherigen Erkenntnisse für sich nutzen. Dies dürfte einen entscheidenden Vorteil bringen und die Geschwindigkeit von Elon Musk noch einmal deutlich zurücksetzen. Wie lange hier wer die Oberhand behält, ist noch offen.

Damit Hardt Hyperloop im Wettbewerb überhaupt bestehen kann, braucht das junge Unternehmen Partnerschaften. Mittlerweile gibt es zahlreiche Investoren und Förderer, darunter ist auch der Autozulieferer Continental zu finden. ( Foto: Shutterstock- Oleg Kozlovskyy)

Damit Hardt Hyperloop im Wettbewerb überhaupt bestehen kann, braucht das junge Unternehmen Partnerschaften. Mittlerweile gibt es zahlreiche Investoren und Förderer, darunter ist auch der Autozulieferer Continental zu finden. ( Foto: Shutterstock- Oleg Kozlovskyy)

Was haben die Deutschen damit zu tun?

Aktuell beherrscht Europa das Team von Hardt Hyperloop, das verschiedene Investoren für sich gewinnen konnte. Darunter finden sich BAM, ein niederländischer Baukonzern, ebenso wie InnoEnergy. Auch der in Deutschland bekannte Frank Thelen hat sich mit seiner Firma „Freigeist“ am Hyperloop-Projekt beteiligt, auch wenn das ein durchaus untypisches Engagement für ihn bedeutet.

Momentan wird davon ausgegangen, dass die Technologie frühestens in 15 bis 20 Jahren nutzbar sein wird. Dennoch: Die Investoren glauben ökologisch und wirtschaftlich an das Projekt und verbringen Stunde um Stunde damit, diese Zukunftsmusik zumindest finanziell zu unterstützen.

Um es der Geschwindigkeit von Elon Musk nicht gleich zu tun, wird nun mit Hochdruck daran gearbeitet, den Hyperloop weiterzuentwickeln. ( Foto: Shutterstock- Sundry Photography )

Um es der Geschwindigkeit von Elon Musk nicht gleich zu tun, wird nun mit Hochdruck daran gearbeitet, den Hyperloop weiterzuentwickeln. ( Foto: Shutterstock- Sundry Photography )

Dabei treten auch die Studenten der TU München auf den Plan. Auch wenn sie sich nicht als Unternehmen beteiligen, sondern eher als Mitentwickler der neuen Technologie, sind sie dennoch wichtig für das Gelingen des Projekts. Sie haben beim oben genannten SpaceX Wettbewerb einen Rekord aufgestellt und eine neue Geschwindigkeit als Maßstab angelegt. Auf der zu fahrenden Strecke erreichte die kleine Kapsel der Studenten aus München ganz 467 km/h, was sogar noch deutlich schneller war als im Jahr zuvor – als das Team aus München ebenfalls gewann.

Nun geht die TU München noch einen Schritt weiter und plant den Bau einer eigenen Strecke, die zum Testen genutzt werden soll. Nicht ganz einen halben Kilometer (400 Meter) soll sie lang sein und die Stärken und Schwächen der Kapsel zeigen. Damit ist die Uni nun auch offiziell in die Entwicklung einer neuen Geschwindigkeit im Transportwesen involviert. Leider musste der SpaceX-Wettbewerb in 2020 ausfallen, hier hielt Corona die Zügel in der Hand. Nun bleibt es abzuwarten, womit die TU München das nächste Mal überrascht.

Und noch ein Deutscher spielt mit: Dirk Ahlborn, der mittlerweile in Los Angeles lebt, ist ebenfalls gut dabei, wenn es um die Entwicklung der neuen Geschwindigkeit geht. Er lernte Paul J. Coleman und Andrew Quintoro kennen, sie alle gründete das Unternehmen „Jumpstarter“.

Hier sollten andere Menschen die Möglichkeit bekommen, Geld für eigene Projekte zu sammeln und außerdem mit anderen Leuten in Kontakt kommen. Von hier aus erreichte auch Ahlborn die Welt und legte zahlreiche Konzepte vor, wie sich Hyperloops künftig nutzen lassen würden.

Sein Traum entspricht ungefähr den Darstellungen in diesem Video:

Video: Der Traum vom Hyperloop | Projekt Zukunft

Seine Konzepte befassen sich schon lange mit der Integration der schnellen Züge und damit, wie sich Kilometer um Kilometer verkürzen lassen könnten. Seine Konzepte waren es, die sogar den Rückversicherer aus München überzeugen konnte: Die Münchener Rück hält seine Ideen für versicherungswürdig. Dies wiederum ist die Voraussetzung für alle weiteren Schritte, denn keine Regierung der Welt würde einem Bau von Hochgeschwindigkeitszügen zustimmen, wenn die Sache nicht versichert werden kann.

Das Risiko wäre einfach zu groß. Nun jedoch kann Ahlborn an die Regierungen herantreten und sie bitten, die regulatorischen Voraussetzungen für die Züge mit dieser Geschwindigkeit zu schaffen. Ahlborn selbst möchte allerdings eher Lizenzen vergeben und nicht selbst als Entwickler oder Konstrukteur in Erscheinung treten.

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