80 Prozent der Deutschen sind laut der ARD/ZDF Online-Studie 2015 bereits online. Das Internet ist in den vergangenen Jahren zur Universalplattform geworden, die die Menschen nicht mehr nur zur Unterhaltung oder zum Netzwerken, sondern vor allem auch zum Arbeiten oder zum Einkaufen nutzen. Das heißt, der Online-Handel boomt und bekannte Unternehmen ergänzen ihre „Offline-Läden“ gern durch sogenannte Online Shops. Aber auch zahlreiche Gründer nutzen den Zeitgeist und machen sich mit einem eigenen Online Shop selbstständig. Worauf sie achten müssen haben wir im Folgenden zusammengefasst.
Welche Produkte eignen sich für einen Online Shop?
E-Commerce kennt mittlerweile jedes Kind, wobei die Welt des Internets in diesem Zusammenhang nicht selten von Mythen umgeben ist. Unglaubliche Erfolgsgeschichten suggerieren Gründungswilligen, dass sich mit E-Commerce quasi alles verkaufen lässt und vor allem, dass man ohne viel Aufwand über Nacht reich wird. Die Ernüchterung kommt in der Regel recht schnell und so ist es ratsam, sich bereits im Vorfeld einer Existenzgründung mit den verschiedenen Aspekten des Online Handels auseinanderzusetzen.
Zunächst ist es wichtig, sich zu überlegen, was man in seinem Online Shop anbieten will. Verschiedene Produkte wie Bücher, Textilien, Elektronik oder auch Selbstgemachtes eignen sich hervorragend für den Onlinevertrieb, während zum Beispiel frische Lebensmittel oder Waren für den täglichen Bedarf wie einfache Deos nicht wirklich erfolgversprechend sind.
Ist eine passende Produktidee gefunden, müssen im Folgenden sowohl der Markt, als auch die Konkurrenz sowie die Preisbildung und die potenziellen Kunden genauer untersucht werden
Wie lässt sich ein Online Shop finanzieren?
Hat die Analyse ergeben, dass der Markt für das gewählte Produkt noch ausreichend Potential bietet, die notwendige Nachfrage vorhanden ist und dass nach Abzug aller Kosten auch noch genug Geld zum Leben übrigbleiben würde, dann kann der nächste Schritt erfolgen: die Finanzierung.
Zunächst müssen zukünftige Händler also überlegen, welche Arbeitsmittel sie für die Eröffnung eines Shops benötigen. Dazu gehört natürlich in der Regel ein Computer und die passende Software sowie ein ausreichender Lagerbestand mit den Produkten, die verkauft werden sollen. Da kommen schnell mehrere Tausend Euro zusammen, die die wenigsten Gründer zur Verfügung haben.
Damit sich der Traum von der Selbständigkeit nicht bereits an dieser Stelle auflöst, bieten zahlreiche Banken sowie der Bund und die Länder verschiedene Kredite und Fördermöglichkeiten an. Bekannt sind vor allem die Förderkredite der deutschen Förderbank KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Sie vergibt Kredite zu günstigen Konditionen, auch wenn – wie es bei Existenzgründern häufig der Fall ist – kaum Sicherheiten zur Verfügung stehen.
Folgende Förderprodukte hat die KfW im Angebot:
- ERP Gründerkredit – StartGeld, bis zu 100.000 €, kein Eigenkapital notwendig
- ERP-Kapital für Gründung, bis zu 500.000 €, keine Sicherheiten notwendig
- ERP-Gründerkredit – Universell, bis zu 25 Mio. €, fester Zinssatz für gesamte Laufzeit
Die Angebote richten sich an verschiedene Zielgruppen und unterscheiden sich vor allem durch die jeweiligen Konditionen wie Laufzeit, Höhe der Zinsen und die maximale Kreditsumme. Insgesamt gibt es sowohl beim Bund und bei den Ländern als auch auf EU-Ebene rund 2.000 verschiedene Programme für Fördermittel und Bezuschussungen, mit denen Existenzgründer und Unternehmen unterstützt werden sollen.
Wie bekommen Selbständige und Existenzgründer einen Online-Kredit?
Aber trotz der Vielzahl an Möglichkeiten kommt nicht immer ein Förderprogramm in Frage und gerade für Gründer und junge Unternehmen ist es oftmals schwierig, einen klassischen Kredit über die Hausbank zu erhalten. Ist das der Fall, bietet auch hier das Internet neue Wege und künftige Online-Händler können online zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten finden.
Dazu gehören unter anderem das sogenannte Crowdlending, bei dem private Geldgeber aushelfen oder Online Kredite, die direkt am Computer online angefragt werden können. Die Beantragung ist im Vergleich mit einem klassischen Kredit der Hausbank in der Regel unkompliziert und zudem schnell. Verschiedene Internetportale bieten Vergleichsmöglichkeiten an und Gründer erfahren nach der Eingabe ihrer Daten meist innerhalb weniger Sekunden, wie hoch die Auszahlungswahrscheinlichkeit ist.
Ein weiterer Vorteil der Onlineplattformen ist die Kredithöhe: Da die Anbieter deutlich weniger Bearbeitungsaufwand haben, werden nicht selten bereits kleinere Summen finanziert. Ebenso sind die Konditionen verglichen mit klassischen Krediten oftmals attraktiver und die Raten sind auch für Gründer realistisch.
Welche rechtlichen Aspekte sind zu beachten?
Sind die inhaltlichen und finanziellen Aspekte der Shop-Gründung geklärt, muss auch noch die rechtliche Seite stimmen. Während der Händler für sein Unternehmen eine geeignete Rechtsform festlegen muss, benötigt er für seinen Shop die bekannten „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“. Diese müssen den Kunden unter anderem über eine mögliche Rückgabe der Waren oder über die Fristen der Garantie informieren. Zudem muss auf der Webseite des Shops die sogenannte Widerrufsbelehrung auffindbar sein.
Wer sich unsicher ist, kann dafür eine entsprechende Mustervorlage vom Internethandelsverband nutzen.
Im Hinblick auf die Rechtsform spielen verschiedene Kriterien wie die Anzahl der Gesellschafter, die Besteuerung, ob ein Eintrag ins Handelsregister erfolgen soll, das Haftungsrisiko oder auch das Ansehen der Rechtsform eine Rolle. Die Wahl kann ebenso davon abhängen, wie unproblematisch neuen Investoren einsteigen können sollen.
Da das Thema für Laien nicht immer leicht verständlich ist und viele Fallstricke in sich birgt, raten Experten Existenzgründern sich, bereits bevor sie sich für eine Rechtsform entscheiden, mit einem Steuer- oder Unternehmensberater zusammenzusetzen und sich ausführlich beraten zu lassen. Laut der Ecommerce-Studie 2013, in deren Rahmen mehr als 1.000 Online Shops nach verschiedenen Kriterien unter die Lupe genommen wurden, ist die häufigste Rechtsform im deutschen Online-Handel mit 39 Prozent die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und danach folgt mit 33 Prozent die Einzelunternehmung.
Welche Faktoren führen zum Erfolg?
Auf die Frage nach den Erfolgskriterien für einen Online Shop werden sowohl von bereits erfolgreichen Händlern als auch von Kunden folgende Kriterien genannt:
- Bezahlverfahren
- schneller und sicherer Checkout-Prozess
- Mobile Commerce
Wie beschrieben boomt der Handel im Internet und die Möglichkeiten der Bezahlung wachsen quasi mit und in vielen Webshops haben die Kunden Qual der Wahl. Angefangen bei der Kreditkarte und PayPal über den klassischen Rechnungskauf und das Sofortbezahlen bis hin zur sogenannten Kryptowährung Bitcoin ist alles dabei. Und eine Studie hat gezeigt, dass es gut und wichtig ist, möglichst viele verschiedene Varianten anzubieten – denn über 70 Prozent der Käufer brechen ihren Einkauf ab, wenn der Anbieter ihr bevorzugtes Bezahlverfahren nicht anbietet.
Video:Firmengründung Kosten – Wie teuer ist es, ein eigenes Business zu starten?
Wer mit seinem Online Shop erfolgreich sein will, sollte mindestens die vier beliebtesten Systeme – PayPal, Kauf auf Rechnung, Lastschrift und Kreditkarte – zur Verfügung stellen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der sichere Checkout. Das bedeutet, dass der Händler seine Kunden im Rahmen des Zahlungsverfahrens zum Beispiel auf sichere Verschlüsselungstechnologien hinweist, die er benutzt. Ebenso strahlen Gütesiegel mit Käuferschutz Vertrauen und Sicherheit aus.Außerdem müssen Online Shops heute für den Mobile Commerce ausgelegt sein.
Gerade deutsche Kunden greifen immer mehr zum Telefon und nutzen zum Beispiel die Bahnfahrt zur Oma zum entspannten Shoppen oder überbrücken unerwartete Wartezeiten mit einer Einkaufstour im Netz. Laut einer Studie generiert die Hälfte befragten Online-Händler bereits heute rund 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Mobile Commerce.
Mehr Tipps zum Erstellen eines Online Shops findet man hier.
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