Wassily Kandinsky: 150 Jahre der Synästhesie

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Der Name Kandinsky dürfte den meisten Menschen bekannt sein – seine Werke der modernen Kunst bereichern viele private Sammlungen und Museen. Sie sind zeitlos und frei interpretierbar, jeder Mensch sieht etwas anderes in den scheinbar wahllos dahingeklecksten Strichen, Tupfern und Schnörkeln. Im Jahr 2016 würde Wassily Kandinsky seinen 150. Geburtstag feiern – Grund genug, bereits jetzt mit den Vorbereitungen in Museen und Rückblicken auf sein Leben zu beginnen.

Wassily Kandinsky: Abstrakte Kunst für Generationen

Um 1910 liegt die Geburtsstunde der abstrakten Malerei, zu der Kandinsky maßgeblich beigetragen hat. Er wählte die schönsten und leuchtendsten Farben, tupfte und malte diese auf Aquarellpapier in Form von Strichen, Kringeln und Klecksen. Die Gemälde sahen zum Teil heftig aus, waren Abbild der stürmischen Zeiten, die über die Welt hereinbrechen sollten. Dabei sagt man Kandinsky nach, dass er die Gabe der Synästhesie besaß. Er wäre damit in der Lage gewesen, die Bilder auch zu riechen, ihre Geräusche zu hören und sie zu schmecken. Was für einen normalen Menschen gänzlich undenkbar erscheint, könnte für Wassily Kandinsky daher völlig normal gewesen sein. Heute wird Kandinsky mit der Avantgarde gleichgesetzt – jeder Farbfleck, jeder Klecks und jeder Strich entsprach einer Komposition. Und auch heute noch gilt Wassily Kandinsky als Künstler der Avantgarde, der heute beispielhaft für junge Maler ist, die sich bemühen, immer neue Seiten an den Bildern von Kandinsky zu finden. Neue Künstler beklecksen ihre Leinwände und schlagen damit eine Brücke zur Zeit des Wassily Kandinsky vor 150 Jahren.

Kandinsky: Leben und Schaffen

Am 4. Dezember 1866 wird Wassily Kandinsky in Moskau geboren und studiert zwanzig Jahre später an der Universität dort. Seine Studienfächer waren Jura und Volkswirtschaft und hatten so gar nichts mit der Kunst zu tun. 1893 promoviert Kandinsky sogar in diesen Fächern – sein Berufsziel wird aber ein ganz anderes. Nach dem Abschluss der Universität wird er Maler und geht nach München. Dort besucht er die Anton Azbé Kunstschule, danach geht er zur Akademie von Franz von Stuck. Ab 1901 gehört er zu „Phalanx“, einer Künstlervereinigung, die eine Schule angeschlossen hatte. An dieser Kunstschule gab Kandinsky Unterricht und fand Gabriele Münter, die seine Geliebte wurde. Sie gehen gemeinsam auf Reisen und sind in ganz Europa unterwegs. Erst 1907 kehren sie nach München zurück, nachdem sie zuvor ein Jahr lang in Paris gewesen sind. In ihrem Haus in Murnau empfangen sie Künstler wie August Macke oder Franz Marc.

Schon ab 1909, als die „Neue Künstlervereinigung“ gegründet wird, hat Kandinsky viele Ideen für eine neue Kunstform, bei der sich Farben und Formen frei einsetzen lassen sollen. So entstand 1911 die „Komposition V“, ein abstraktes Gemälde, das allerdings so fortschrittlich war, dass es nicht einmal zu einer Ausstellung zugelassen wurde. Danach wurde aus Protest die Vereinigung des Blauen Reiters gegründet, was Wassily Kandinsky zusammen mit Franz Marc vornahm. Parallel dazu wurde die erste Ausstellung des Blauen Reiters in München organisiert. Kandinsky veröffentlichte daraufhin zahlreiche Schriften, in denen er seine Ideen festhielt. Er arbeitete mit Franz Marc am Almanach des Blauen Reiters, veröffentlichte die Schrift „Über das Geistige in der Kunst“ und kehrt 1914 nach Moskau zurück. Die Beziehung zu Gabriele Münter zerbricht. Die nächsten Stationen sind Berlin und Weimar in den Jahren 1921 und 1922, ab 1926 gibt es gemeinsam mit Paul Klee, Alexej von Jawlensky und Lyonel Feininger die Blauen Vier. Das nach Dessau gezogene Bauhaus schließt im Jahr 1932 und Wassily Kandinsky geht ein Jahr darauf nach Neuilly-sur-Seine in der Nähe von Paris. Dort beginnt er eine neue Phase seines Schaffens, die internationale Künstlerszene isoliert ihn aber. Kandinsky stirbt in Neuilly-sur-Seine am 13.12.1944.

Kandinsky heute: Guggenheim und Ausstellungen in Museen in aller Welt

Die folgende Übersicht zeigt, wie bedeutend das Werk von Kandinsky heute immer noch ist. Zahlreiche Museen – neben dem bekannten Guggenheim Museum – zeigen die Werke des Künstlers, der unbestritten einer der wichtigsten der modernen Kunst ist. Wenn er nicht sogar die bedeutendste Person überhaupt ist, denn immerhin brachte Kandinsky die Kunst auf gänzlich neue Wege.

Niederlande Amsterdam Stedelijk Museum
Rotterdam Museum Boijmans van Beuningen
Aserbaidschan Baku Nationales Kunstmuseum von Aserbaidschan
Schweiz Basel Fondation Beyeler
Bern Kunstmuseum Bern
Serbien Belgrad Serbisches Nationalmuseum
USA Chicago Art Institute of Chicago
Minneapolis Minneapolis Institute of Arts
Walker Art Center
New York Guggenheim Museum
Pasadena Norton Simon Museum
Philadelphia Philadelphia Museum of Arts
San Francisco San Francisco Museum of Modern Arts
Deutschland Düsseldorf Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Museum Kunstpalast
Hamburg Kunsthalle Hamburg
Köln Museum Ludwig
München Lenbachhaus Galerie
Stuttgart Staatsgalerie Stuttgart
Großbritannien London Christie
Spanien Madrid Thyssen-Bornemisza-Museum
Russland Moskau The State Tretyakov Gallery
Nizhny Novgorod Nizhny Novgorod State Art Museum
Sankt Petersburg Hermitage Museum
Das Russische Museum
Frankreich Nantes Musée des Beaux-Arts de Nantes
Paris Centre Pompidou
Italien Venedig Peggy Guggenheim Collection
Österreich Wien Albertina

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bildern von Kandinsky sind überall auf der Welt zu finden und neben den genannten Museen gibt es eine Vielzahl weiterer, die sich auf die Ausstellung der Bilder von Kandinsky spezialisiert haben.

Durch die Menge an Museen, die die Werke des Kandinsky auch heute noch führen, wird die Bedeutung des Künstlers sehr deutlich. Die Menschen interessieren sich nicht nur für seine Werke, sie identifizieren sich damit teilweise. Menschen, die in keinen Rahmen passen wollen, die einzigartig und nicht unbedingt angepasst sind, finden sich in den Bildern wieder. Sie sind Vorbild für heutige Künstler, die versuchen, an die Kunst von Kandinsky anzuknüpfen und daraus eine eigene Linie zu entwickeln. Somit steht Kandinsky nicht nur für ein neues Kunstbild in seiner Zeit, sondern auch für die Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeit heute.


Bildnachweis: Fotografie © schwarzer.de

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