Nach dem Poststreik, welcher sich über vier Wochen zog, droht dem Deutsche Post Chef Frank Appel nun der Verlust seiner gefrusteten Kunden und ein ramponiertes Image. Streik-Hintergrund war eine Senkung der Lohnkosten, indem der Konzern im Januar 2015 49 Regionalgesellschaften gründete und so den Zustellern 20 Prozent weniger Lohn zahlen konnte als den Kollegen, die nach Haustarif bezahlt werden. Doch lohnt sich der damit verbundene Image Schaden und Verlust der Kunden?
Image Schaden durch Arbeitskampf
2015 war das Jahr der Streiks: Erzieher, Lokführer, Piloten – sie alle sind dieses Jahr bereits in den Streik gezogen. Doch bei keiner der oben genannten Berufsgruppen erhielt der Kampf um mehr Lohn so viel Rückhalt aus der Bevölkerung wie der Streik der Postler. Obwohl vier Wochen lang gähnende Leere in den Briefkästen der Bundesbürger herrschte, zeigten dennoch 63 Prozent der Deutschen Verständnis für den Arbeitskampf.
Am Ende hatte die Post zwar Erfolg und die 49 Regionalgesellschaften namens Delivery-GmbH dürfen bestehen bleiben, doch dafür droht nun eine immense Schädigung des Images und der Verlust der Kunden. In Zukunft spart die Post rund 20 Prozent der Lohnkosten für die in den Regionalgesellschaften beschäftigten Mitarbeiter im Vergleich mit dem hauseigenen Logistiktarif.
Verdi konnte für die Konzernmitarbeiter lediglich ein Schutzpaket aushandeln: eine Lohnerhöhung von geringen 2,7 Prozent sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro. Das ist für die Gewerkschaft nach Durchhalten eines vierwöchigen Streiks eine enttäuschende Ausbeute. Hat sich am Ende das Beharren auf die Regionalgesellschaften seitens der Deutschen Post nun tatsächlich gelohnt?
Wie viele Kunden zu anderen Dienstleistern gewechselt sind und wie hoch der tatsächliche monetäre Verlust ist, wird sich erst nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen im August herausstellen. Doch eines ist bereits jetzt sicher: Die Post hat ihre Kunden verärgert und dafür einen gewaltigen Reputationsschaden in Kauf genommen – und die Konkurrenz freut sich!
Post Kunden wechseln zu anderen Dienstleistern
Der Streik hat dem Bonner Postkonzern immer wieder schlechte Schlagzeilen eingebracht. So wurde seitens Verdi die Frage laut, warum ein Konzern mit einem Jahresumsatz von mehr als 56 Milliarden Euro sowie einen Gewinn in 2014 von etwa drei Milliarden Euro unbedingt am Lohn der Mitarbeiter sparen möchte und dafür die Kunden verärgert und sein Image einbüßt. Die Antwort der Post: Um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Besonders durch die Beschäftigung von ausländischen Leiharbeitern und von Beamten hagelte es heftige Kritik. Der eigentliche Zweck – die Kunden zufriedenzustellen und die Folgen des Streiks abzumildern – geriet in den Hintergrund. Denn Videos und Beweis-Fotos dokumentierten die stetig wachsenden Stapel an Paketen und Briefen. Mitarbeiter berichteten gar von weggeworfenen Prospekten, doch die Post bestritt alle Vorwürfe.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Kunden fühlten sich nicht ausreichend informiert und wussten nicht, ob sie selber direkt vom Streik betroffen waren und was mit ihrer dringend erwarteten Sendung passieren würde. Vor allem mittelständische Unternehmen erhielten tagelang die für sie so wichtige Geschäftskorrespondenz nicht. Daher zogen die ersten Kunden entsprechende Konsequenzen: Rund 26 Prozent der Befragten Betriebe planen, künftig einen anderen Dienstleister einzusetzen.
Der Hamburger Paketdienstleister Hermes freut sich über ein Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent. Auch die Mitbewerber DPD, UPS oder der Briefdienstleister Pin AG berichten von höheren Umsätzen und Anfragen. Um im Geschäft zu bleiben wird die Deutsche Post AG nun einiges unternehmen müssen. Dabei geht es ihr vorrangig darum, die Kunden, die zu Hermes & Co. gewechselt sind, wieder zurückzuerhalten. Wie schnell und ob überhaupt jedoch das Image wiederhergestellt werden kann, ist fraglich.
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