Es könnte ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden: Elon Musk und das niederländische Start-up Hardt konkurrieren um Hyperloop und darum, wer am Ende die höchste Geschwindigkeit und die damit die kürzesten Fahrzeiten erreicht.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Das Zukunftsprojekt Hyperloop: Rasend schnell in andere Städte
Schon bald soll es soweit sein und der Hyperloop soll Wirklichkeit werden. Von den einstigen Plänen, die Elon Musk im Jahr 2013 vorstellte und nach denen die ersten Strecken bereits im Jahr 2020 freigegeben werden sollten, dürfte nicht allzu viel übrig sein. Die letzten Monate des Jahres werden wohl kaum ausreichend für derart ambitionierte Vorhaben sein.
Was ist Hyperloop?
Hyperloop arbeitet auf der Basis von Magneten und Elektromagneten, denn beide zusammen arbeiten besonders stark. Der Hyperloop soll elektrisch angetrieben werden und braucht dafür angeblich nur eine Energiemenge, die auch zum Einschalter einer Glühbirne ausreichend ist.
Der Elektromotor bringt den Hyperloop auf die gewünschte Geschwindigkeit, die je nach Verlautbarungen zwischen 700 und 1.200 km/h betragen soll. Danach braucht es nur noch einen Bruchteil der vorherigen Energie, um das Tempo zu halten.
Das Geheimnis daran: Die Hyperloops sind eine Art Kapsel, die sich in einer Röhre befindet. Der Luftwiderstand ist damit völlig zu vernachlässigen. Eine Vakuumpumpe sorgt dabei dafür, dass Levitation und nicht vorhandener Luftwiderstand zusammenarbeiten können.
Wichtig: Dank aufgebrachter Solaranlagen soll der Zug sogar mehr Energie produzieren, als er verbraucht, außerdem soll er einzig mit der selbst hergestellten Solarenergie fahren können.
Wie schnell ist der Hyperloop?
Der Hyperloop ist bis zu 1.200 km/h schnell. Das bringt ihn dazu, in nur 45 Minuten von Hamburg nach München zu fahren. Was macht den Hyperloop so schnell? Es ist der fehlende Luftwiderstand. Ohne diesen fährt der Hyperloop quasi ungebremst. Was viele Menschen verwundert hat: der Hyperloop soll mehr Energie erzeugen, als er verbraucht. Damit wäre der Hyperloop tatsächlich eine zukunftsweisende Entwicklung.
Wie funktioniert der Hyperloop?
Die Kapseln, in denen die Passagiere sitzen, sind von außen nicht zusehen, denn die Röhren sind äußerlich geschlossen. Damit die Reise besonders komfortabel ist, soll das Dach Wetter und Tageszeit anzeigen, das Oberlicht in den Kapseln sorgt für eine erweiterte Wahrnehmung des Tunnels.
Eine Vereinfachung der Erklärung: Es handelt sich um eine Art menschlicher Rohrpost!
Im Prinzip gab der Transrapid die ersten Ideen für den Hyperloop, auch wenn das seitens Elon Musk gern bestritten wird.
In dem folgenden Video wird dargestellt, welche Möglichkeiten es gibt, um die Fahrt im Hochgeschwindigkeitszug für die bis zu 6000 Passagiere angenehmer werden zu lassen:
Video: 700 mph in a tube: The Hyperloop experience
Wie fing alles an?
Das Ziel, die Hyperloop Geschwindigkeit immer weiter nach oben zu schrauben, begann mit den ersten Schritten. Man schrieb das Jahr 2013, als Elon Musk über seine Vision sprach, den Hyperloop zu entwickeln und damit die Menschen energiesparender und schneller von A nach B zu bringen.
Der Gründer von Paypal, der auch mit Tesla immer wieder für Schlagzeilen sorgt, sah darin sein neues Projekt, das die Menschheit auf ein neues Level heben sollte. Doch er hatte nicht mit der Konkurrenz gerechnet und schon bald gab es auch Hyperloop One.
Hyperloop One wurde im Jahr 2014 gegründet und hat auch als US-amerikanisches Unternehmen nichts mit Musk zu tun. Die Tunnel, die für Hyperloop One gebaut werden sollen, sind das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Elon Musk und Shervin Pishevar, der als Wagniskapitalgeber bekannt ist.
Beide flogen im Jahr 2012 nach Kuba und unterhielten sich über das Thema Hochgeschwindigkeitstransporte. Musk wollte Personen befördern, Pishevar auch Güter. Doch Musk war durch SpaceX und Tesla derart eingespannt, dass er kein weiteres Projekt aufgreifen wollte. Im Rahmen der AllThingsD-Konferenz im Mai 2013 wurde Musk durch Pishevar aufgefordert, sein Konzept vorzustellen, was dieser widerwillig tat.
Fortan war das Konzept als Open Source verfügbar. Pishevar, Josh Giegel und Brogan BamBrogan griffen die Idee auf und gründeten Hyperloop Technologies, aus der Virgin Hyperloop One hervorging, im Jahr 2014. Inzwischen gibt es mehrere Firmen, die sich mit Hyperloop befassen, doch nur einige wenige sind wirklich nennenswert.
Zwei weitere Entwickler sorgen für mehr Hyperloop Geschwindigkeit
Angesichts dessen, dass er bei Tesla und SpaceX so stark eingebunden ist und sein Projekt nicht selbst in Angriff nehmen konnte, sind die Bemühungen des Elon Musk für andere Ingenieure zugänglich geworden und haben sie dazu angeregt, selbst aktiv zu werden.
So auch der Gründer Tim Houter, der sich gemeinsam mit Mars Geuze und Sascha Lamme für die Gründung von Hardt Hyperloop entschied. Sie gewannen einst die „SpaceX Hyperloop Pod Competition“ und setzten sich dabei gegen 21 andere Teams durch.
Wie weit ist das Start-up Hardt Hyperloop?
Laut dem Start-up Hardt aus den Niederlanden soll die Beschleunigung des Hyperloops künftig ruckelfrei und frei von „Achterbahn-Gefühlen“ sein, sie soll sich auf eine längere Strecke verteilen. Geschwindigkeiten von mehr als 1000 km/h könnten zwar erreicht werden, je nach Strecke werden es jedoch teilweise nur zwischen 500 und 700 km/h sein.
Das erklärte Ziel ist es, bis zum Jahr 2028 eine Hyperloop-Strecke befahren zu können, die nicht nur zu Testzwecken genutzt, sondern mit kommerziellem Zweck betrieben wird. Davon ist man heute noch ein Stück weit entfernt, denn noch sind die Tests längst nicht abgeschlossen. Die Testrecke selbst misst drei Kilometer, die Hyperloop Geschwindigkeit muss noch erprobt werden. Hierbei geht es auch darum, dass die Züge in der Lage sind, bei hohen Geschwindigkeiten die Spur zu wechseln.
Daneben gibt es noch weitere Konzerne, die an Hyperloop-Zügen forschen: Die Hyperloop Transportation Technologies ist neben TransPod aus Frankreich ein Beispiel für weitere Firmen, die dank Wagniskapital und ungebremsten Forscherdrang auf der Überholspur sind und Elon Musk schon bald hinter sich lassen werden.
Auch in Dubai forschen verschiedene Teams an Hyperloops:
Video: So könnte ein Hyperloop von innen aussehen | n-tv
Wie geht es bei Hardt weiter?
Wenn erst einmal der neue Tunnel fertig ist, will man bei Hardt die mögliche Hyperloop Geschwindigkeit testen und den Passagieren die Möglichkeit geben, die ersten Eindrücke einer realen Fahrt zu sammeln.
Bis 2040 sollen fünf Strecken voll ausgelastet werden, wobei die erste Strecke von Amsterdam nach Leiden und dann nach Den Haag führt. Die zweite Strecke führt nach Paris und Brüssel, die dritte soll Duisburg und Düsseldorf anbinden.
Nur 30 Minuten soll die Fahrt durch den Tunnel dauern, wenn der Fahrgast in Amsterdam einsteigt und in Düsseldorf den Zug verlässt. Eine fünfte Strecke ist ebenfalls in Planung und wird Amsterdam mit Almere, Lelystad, Zwolle und Groningen verbinden.
Auch daran wird bei Hardt gearbeitet:
- Test der gesamten Technologie ab 2022 auf der eigenen Strecke in Groningen
- Gütertransport ab 2025
- Personentransport ab 2028
- zahlreiche Tests zur Sicherheit: Erdbebensicherheit, Unfallverhalten etc.
Was macht der Deutsche Dirk Ahlborn?
Der Deutsche Dirk Ahlborn ist am Hyperloop-Projekt beteiligt und gilt mittlerweile als deutsche Version des Elon Musk. Er war bereits mit zahlreichen Politikern auf Fotos zu sehen und wird mitentscheiden, wie es mit Hyperloop weitergeht. Er war einst einer derjenigen, die nach der oben genannten Veröffentlichung des Elon Musk das Open Source Paper näher ansahen und sich umgehend an die Arbeit machten.
Ahlborn ging mit 20 Jahren aus Deutschland weg, nachdem er eine Banklehre abgeschlossen hatte. Es zog ihn der Liebe wegen nach Kalifornien, machte dafür aber einen Umweg über Italien, wo er am Aufbau mehrerer Firmen im Bereich alternativer Energien beteiligt war.
Dann traf ihn die Finanzkrise und Ahlborn begann wieder von vorn. Kellner, Manager im Sushi-Restaurant und dann erst auf der Suche nach Geldgebern für sein Start-up.
Dirk Ahlborn gilt als deutsche Beteiligung am Fortschritt, vor allem, nachdem er Paul J. Coleman und Andrew Quintoro kennenlernte und „Jumpstarter“ gründete. Über diese Plattform sollten Menschen die Möglichkeit haben, Geld für ihre Projekte zu sammeln und per Internet mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten.
Als dann Elon Musk sein Projekt vorstellte und kundtat, dass er sich nicht selbst darum kümmern wolle, schlug Ahlborns Stunde. Inzwischen sind zahlreiche Konzepte zur Nutzung und Integration der Hyperloops geschrieben worden und es wurden Pläne entwickelt, wie das Fahren für die Passagiere so angenehm wie möglich werden soll. Außerdem hat Ahlborn einen Trumpf in der Hand, denn die Müncher Rück hält als größter Rückversicherer der Welt sein Projekt für versicherungsfähig.
Nur damit ist es möglich, an Regierungen heranzutreten und um die regulatorischen Voraussetzungen für die Entwicklung der Hyperloops zu bitten. Nun kann Werbung gemacht werden! Dabei sieht Ahlborn seine Firma aber als Lizenzgeber und nicht als Erbauer oder Betreiber der Hyperloops.
Welche Bedenken gibt es bei dem System?
Kritiker auf der ganzen Welt sind sich einig: Auch wenn die Werbung viel verspricht, so ist es doch noch ein langer Weg bis zur Umsetzung und Nutzung der Hyperloops. So mancher SpaceX Wettbewerb scheint zwar dafür gemacht, diese Bedenken zu zerstreuen und das Projekt voranzutreiben.
Doch seit dem letzten diesbezüglichen Wettbewerb in 2017, als die Wissenschaftler der TU München die Nase vorn hatten und ihren Zug mit einer Geschwindigkeit von 324 km/h präsentieren konnten, ist die Entwicklung nicht allzu weit fortgeschritten.
Erst in jüngster Zeit geht es wieder voran und solche Videos wie das folgende, in dem auf die Möglichkeiten durch Hyperloops hingewiesen wird, tragen dazu bei, die Idee erneut bekannter werden zu lassen:
Video: Der Traum vom Hyperloop | Projekt Zukunft
Allerdings haben Kritiker nicht ganz unrecht, wenn sie der Meinung sind, dass es doch bereits Schnellzüge gäbe und dass es daher nur eine eingeschränkte Akzeptanz zu den Hyperloops geben werde. Sie gehen zudem davon aus, dass sich die Bevölkerung gegen oberirdische Tunnel wehren würde. Unterirdische Tunnel hingegen seien viel zu teuer, wobei das Problem der Kosten überall zutage träte.
Manche Zweifler halten das ganze Projekt für unrealistisch und haben ihre Zweifel an der Umsetzbarkeit. Ein Problem besteht zum Beispiel darin, dass die Röhren Hunderte Kilometer lang sein müssten und dementsprechend hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt wären. Diese würden wiederum dazu führen, dass sich das Material zusammenzöge und ausdehne. Physiker halten eine Kompensation dieses Problems für lösbar, jedoch kostentechnisch für nicht sinnvoll.
Außerdem sehen Kritiker die Gefahr von Unfällen und Sabotageakten. Die Forscher hingegen halten dagegen, denn im geschützten Umfeld des Tunnels gäbe es keine Störfaktoren wie Vögel, andere Fahrzeuge oder Wetterkapriolen.
Das Arbeiten des Materials könnte ähnlich wie bei Erdgaspipelines in den Griff zu bekommen sein, Sensoren müssten für die nötige Sicherheit sorgen. Bleibt abzuwarten, was auf welche Weise umsetzbar wird.