Die SHW Casting Technologies will mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung das Unternehmen wieder flüssig machen, denn an Aufträgen fehlt es der Gießerei nicht. Kann das funktionieren?
SHW Casting Technologies: Nach 2013 erneute Insolvenz
Die SHW Casting Technologies musste bereits im Frühling des Jahres 2013 Insolvenz beantragen, was große Einbußen nicht zuletzt auch für die Beschäftigten bedeutete. Damals dauerte es ganze zwei Jahre, bevor ein neuer Investor für das angeschlagene Unternehmen, das Gießformen herstellt, gefunden werden könnte: Mitte des Jahres 2015 kaufte der Geschäftsführer Markus Hüter das Unternehmen.
Heute steht die SHW Casting Technologies operativ relativ solide dar, es fehlt ihr jedoch an Liquidität. Dies soll sich durch die eigenverwaltete Insolvenz ändern. Ziel ist es die SHW Casting Technologies so aufzustellen, dass sie in Zukunft selbstständig wirtschaftlich erfolgreich ist.
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Die Insolvenzverwalter der SHW Casting Technologies
Auch eine in Eigenregie durchgeführte Insolvenz braucht einen Insolvenzverwalter. Im aktuellen Verfahren ist als Geschäftsführer der Sanierung Marcus Katholing von der Pluta Management GmbH eingesetzt worden. Unterstützt wird er von Prof. Dr. Martin Hörmann, der bei anchor Rechtsanwälte in diesem Bereich bereits viele Erfahrungen sammeln konnte. Auf Seiten der IG Metall überwacht das Insolvenzverfahren Roland Hamm als erster Bevollmächtigter.
Auch die Belegschaft in den beiden Werken der SHW Casting Technologies wurde über das aktuelle Verfahren und das weitere Vorgehen informiert. Als erstes Ziel des Insolvenzverfahrens wurde dabei genannt, dass man wieder Vertrauen bei den Kunden und Lieferanten der Eisengießerei aufbauen möchte, um das operative Geschäft nicht weiter zu gefährden.
Gute Aussichten für das operative Geschäft
Bei der SHW Casting Technologies sieht das operative Geschäft ganz gut aus. Zu Beginn des Jahres 2017 hatte man bereits ein Auftragsvolumen von 20 Millionen Euro für Gießformen im Handformverfahren und Maschinenguss erreicht. Gute Aussichten also, dass die Insolvenz in Eigenregie tatsächlich funktionieren kann.
Der meiste Umsatz wird dabei in den Sparten
- Maschinenbau
- Großmotorenbau
- Papierkalenderwalzen
- Verschleißguss
erzielt. Geplant und erhofft ist ein Umsatz der Gießerei für das Geschäftsjahr 2017 von insgesamt 50 Millionen Euro.
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Die Belegschaft ist mürrisch
Trotz der guten operativen Ausrichtung und den relativ guten bisherigen Zahlen, ist man bei der Belegschaft der Gießerei verärgert. Denn bereits bei der letzten Insolvenz im Jahr 2013 hatte man einige, teils schmerzhafte Eingeständnisse an die SHW Casting Technologies gemacht. 89 Mitarbeiter wurden im Laufe des letzten Insolvenzverfahrens entlassen und auch heute ist die Belegschaft am Werk in Königsbronn noch nicht auf die damalige Beschäftigtenzahl zurückkehrt.
Aber nicht nur das, auch die Arbeitnehmer, die noch weiter bei der SHW Casting Technologies beschäftigt sind, haben im Laufe der letzten Insolvenz einige Eingeständnisse an die Firma gemacht. Dazu wurden spezielle Ergänzungsverträge zu den bestehenden Arbeitsverträgen geschlossen, in denen der Verzicht der Belegschaft festgehalten wurde. Diese Verträge sind noch bis zum Ende des Jahres 2017 gültig und so sind die Arbeitnehmer umso verärgerter, dass nun ein erneutes Insolvenzverfahren läuft.
Die Arbeitnehmerschaft der Eisengießerei, sowie die IG Metall sind daher nicht mehr dazu bereit, noch weitere Zugeständnisse zu machen und auf noch mehr Lohn und Gehalt bei der Arbeit mit den Gussformen zu verzichten. Sie fordern als einen ersten Schritt ein klares Konzept der Führungsmannschaft der Eisengießerei, denn das Handformverfahren und der Maschinenformguss sind Wirtschaftszweige, die durchaus Potenzial haben.
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