Kritiker sagen, dass in einer Welt ohne Münzen und Scheine die Geldpolitik besser wirken kann. Doch der Bundesbank-Präsident Jens Weidmann widerspricht: er hält von einer Abschaffung des Bargeldes nichts. Auf einem Bundesbank-Symposium in Frankfurt wandte er sich gegen die Argumente von Wirtschafts-Ökonomen, die mit der Abschaffung von Bargeld die Konjunktur ankurbeln möchten. Jens Weidmann betont, dass jeder so bezahlen können muss, wie er es persönlich bevorzugt.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält am Bargeld fest
Trotz der fortschreitenden Digitalisierung und technischen Innovation hat sich der Präsident der deutschen Bundesbank – Jens Weidmann – dafür ausgesprochen, Bargeld auch weiterhin einzusetzen. Denn es habe trotz des Fortschritts immer noch eine sehr wichtige Funktion im Zahlungsverkehr. Jens Weidmann äußerte sich im Zahlungsverkehrssymposium der Notenbank in Frankfurt zu dem Thema wie folgt: „Die Bundesbank hält nichts davon, das Bargeld abzuschaffen“, so Jens Weidmann. Jedem Bundesbürger solle auch weiterhin freistehen, so zu bezahlen, wie er möchte. Ob die Zahlung dann bar oder unbar erfolgt, sei alleine die eigene Entscheidung der Verbraucher. Außerdem würden gemäß Jens Weidmann auch andere Argumente, die in Diskussionen gegen das Festhalten am deutschen Bargeld vorgebracht wurden, nur „auf tönernen Füßen stehen“.
Eine weitere zweite Begründung für sein Festhalten am Bargeld liefert Jens Weidmann ebenfalls. Er geht damit auf das häufig seitens der Bargeld-Kritiker vorgebrachte Argument ein, dass in einer bargeldlosen Welt die Geldpolitik besser wirke. Hinter diesen Gedankengang verbirgt sich die Idee, dass Sparer immer Geld von ihren Konten abziehen und lieber in Form von Bargeld festhalten, sobald die Zentral- und Geschäftsbanken Negativzinsen veröffentlichen. Die Kritiker bringen an, dass es ohne Bargeld auch keine entsprechende Reaktion seitens der Sparer geben würde, da sie ihr Geld dann nicht abheben könnten. Stattdessen würden sie mehr investieren und konsumieren – und das wiederum würde die Wirtschaft stimulieren. Diese These vertreten einige Volkswirte, wie zum Beispiel der US-Ökonom Kenneth Rogoff und der Wirtschaftsweise Peter Bofinger.
Dieser Argumentation widersprach Jens Weidmann scharf. Denn einerseits würde ein Negativzinssatz nicht immer auch zwangsläufig dazu führen, dass Sparer die Flucht in Bargeld suchen. Und noch viel wichtiger sei zum anderen, dass die um die Abschaffung von Bargeld geführte Diskussion am eigentlichen Problem vorbeigehen würde. Derzeit seien die Leit- und Kapitalmarktzinsen wegen verhaltenen Wachstumsaussichten sowie eines gedämpften Inflationsdrucks auf absehbare Zeit auf niedrigem Niveau. Die kritisierte Geldpolitik der Zentralbanken sei eine Reaktion auf das verhaltene Wirtschaftswachstum.
Daher sei es viel wichtiger, zunächst einmal die Ursache im Euroraum für das verhaltene Wachstum anzugehen. Jens Weidmann dazu: „Wenn also die Wachstumsschwäche den Kern des Problems darstellt, dann gilt es, diese Schwäche zu überwinden, anstatt kühne Akrobatik in der Form zu betreiben, das Bargeld abschaffen zu wollen, damit die Geldpolitik noch expansiver wirken und langfristige Strukturprobleme kurzfristig mit billigem Geld überdecken kann“.
Jens Weidmann: Hohe Staats- und Privatverschuldung ist schuld
Zudem nannte Jens Weidmann noch weitere Faktoren, warum mit einer expansiv ausgerichteten Geldpolitik die Probleme nicht beseitigt werden können: Schuld sei beispielsweise in der Euro-Zone auch die hohe Staatsverschuldung sowie die daraus resultierende starke Steuerbelastung. Jens Weidmann: „Hinzu kommt sicherlich in vielen Euro-Ländern auch die hohe private Verschuldung„. Bereits früher hatte sich die Bundesbank zu Überlegungen, das Bargeld abzuschaffen, kritisch geäußert. Auch ist sie gegen eine Regelung, die die Bargeldhaltung über bestimmte Vorschriften beschränkt.
Den Stein ins Rollen brachte unter anderem, dass sich das Versenden von Geld über Zahldienstleister wie PayPal einer stetig wachsenden Beliebtheit unter den Bürgern erfreut. Auf den Zug springen jetzt auch einige etablierte Banken auf. So kooperiert zum Beispiel die Deutsche Kreditbank (DKB) mit dem Start-up Cringle, die eine App entwickelt hat. Auch PayPal bietet seit Juli 2015 das Geldversenden über eine Applikation in Deutschland an. In anderen europäischen Ländern werden diese Bezahlsysteme allerdings noch wenig genutzt.
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