Die Fleischindustrie gehört zu Deutschlands wichtigsten Wirtschaftszweigen. Das zeigt auch der Umsatz, der im Schlachterei- und Fleischverarbeitungsgewerbe erzielt wurde. Denn dieser lag bei rund 45,7 Milliarden Euro.
Fleischverarbeitung in Deutschland ist wichtiger Wirtschaftssektor
Der Umsatz allein in der Fleischverarbeitung in Deutschland lag im Jahr 2019 bei 23 Milliarden. Der Rest des Gesamtumsatzes in der Fleischindustrie fällt auf das Schlachtereigewerbe. Hier macht besonders ein Riese der Fleischindustrie das Rennen. Tönnies erzielte einen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro mit etwa 17 Millionen geschlachteten Schweinen jährlich. Das ist das Ergebnis aktueller Zahlen, die statista bekannt gegeben hat.
Heimische Fleischindustrie übersteigt den Bedarf
Deutschlands beliebtestes Fleisch ist das vom Schwein. Schinken, Braten und vor allem Steaks und Grillwürstchen im Sommer landen regenmäßig auf den Tellern. Der Durchschnittsverbraucher isst rund 35 Kilogramm Schweinefleisch pro Jahr. Die heimische Fleischindustrie übersteigt bei weitem den Bedarf. Daher ist Deutschland auf Importe aus dem Ausland angewiesen.
Der Umsatz für Betriebe der Fleischverarbeitung in Deutschland stieg im Jahr 2019 an. Er lag bei rund 21,5 Milliarden Euro, was ein Plus von einer Milliarde Euro im Vergleich zu 2018 bedeutet. Das ist das Ergebnis des Umsatzrankings von fleischwirtschaft.de. Das zeigt deutlich, dass Fleisch nach wie vor ein zentrales Lebensmittel ist, trotz des Hypes um vegetarische und vegane Ernährung.
Monat | Umsatz |
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Apr. 2019 | 3,4 Mrd. € |
Mai. 2019 | 3,3 Mrd. € |
Jun. 2019 | 3,3 Mrd. € |
Jul. 2019 | 3,2 Mrd. € |
Aug. 2019 | 3,3 Mrd. € |
Sep. 2019 | 3,4 Mrd. € |
Okt. 2019 | 3,5 Mrd. € |
Nov. 2019 | 3,5 Mrd. € |
Dez. 2019 | 3,7 Mrd. € |
Jan. 2020 | 3,6 Mrd. € |
Feb. 2020 | 3,3 Mrd. € |
Mrz. 2020 | 3,9 Mrd. € |
Die Top 10 der Fleischverarbeitung in Deutschland
Tönnies steht bei dem Ranking der Fleischverarbeitung mit einem Umsatz von 7,3 Milliarden Euro im Jahr 2019 an der Spitze der Top 10 in der Fleischverarbeitung in Deutschland. Auf Platz zwei folgt Vion Food Germany mit einem Gesamtumsatz von 2,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr 2018 lag dieser allerdings mit 2,9 Milliarden Euro deutlich höher. Der Konzern Westfleisch dagegen legte im Vergleich stark zu und erwirtschaftet im Jahr 2019 ganze 2,79 Milliarden Euro.
Die PHW-Gruppe, zu der auch Wiesenhof gehört, erzielt einen Umsatz von 2,68 Milliarden Euro. Platz fünf des Rankings belegt Heristo mit einem Umsatz von 1,33 Milliarden Euro. Die Rothkötter-Gruppe aus Haren erwirtschaftete einen Umsatz von 1,18 Milliarden Euro. Das Unternehmen verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 5,3 Prozent. Platz sieben des Rankings belegt die Zur-Mühlen-Gruppe mit einem Umsatz von 825 Millionen Euro im Jahr 2019.
Die Müller-Gruppe landet mit einem Umsatz von 950 Millionen Euro auf Platz acht bei der Fleischverarbeitung. Sie betreibt neben ihrem Hauptsitz weitere drei Standorte in Deutschland. Der Verarbeiter Kaufland Fleischwaren, der zur Schwarz-Gruppe gehört, meldete keine Umsätze für das Jahr 2019, wie fleischwirtschaft.de berichtet. Nach deren Schätzung liegt der Umsatz allerdings bei rund 849 Millionen Euro. Den letzten Platz der Top 10 in der Fleischverarbeitung in Deutschland belegt die Sprehe-Gruppe mit einem Minus von 1,1 Prozent. Das Unternehmen erwirtschaftete einen Umsatz von 753,1 Millionen Euro. Im Vorjahr waren das noch 761,1 Millionen Euro.
Die 10 größten Fleischverarbeiter:
- Tönnies
- Vion Food Germany
- Westfleisch
- PHW-Gruppe
- Heristo
- Rothkötter-Gruppe
- Zur-Mühlen-Gruppe
- Müller-Gruppe
- Kaufland Fleischwaren
- Sprehe-Gruppe
China sorgt für hohe Exporte
Laut destatis gingen die Umsatzzahlen in der Fleischverarbeitung in Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern zwischen März 2020 und April 2020 um 12,1 Prozent zurück. Dennoch lag der erzielte Wert auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Im April entfiel über die Hälfte des Wertes auf die 390 Betriebe in der Fleischverarbeitung. In der Fleischindustrie arbeiteten zu diesem Zeitpunkt rund 100.000 Personen.
Der Grund für die stark gestiegenen Umsätze ist insbesondere die hohe Nachfrage aus China. Daraus resultierten zudem erhöhte Preise für die Fleischwaren. Die Afrikanische Schweinepest, die in China immer gravierender wird, gilt für Menschen zwar als ungefährlich, sorgt aber in diesem Land für wirtschaftlichen Schaden. Die Schweinebestände sind massiv zurückgegangen. Das Virus grassiert dort schon seit August 2018. Die Corona-Pandemie bremste zwar durch die Beschränkungen zu Jahresbeginn 2020 den Export, doch nach den Lockerungen stieg die Nachfrage erneut stark an.
Deutschland exportierte rund 158.000 Tonnen Schweinefleisch im Wert von 424 Millionen Euro nach China. Dadurch haben sich die exportierten Mengen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Der Wert der Fleischwaren hat sich sogar mehr als verdreifacht.
China kann den eigenen Bedarf nicht decken
Dennoch gilt China als das führende Erzeugerland für Fleisch. Das geht aus aktuellen Zahlen von statista hervor. Grund hierfür sind besonders die hohe Bevölkerungsgröße von mehr als acht Milliarden Menschen. China gehört zu den Top-Produzenten für Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch. Dennoch kann das Land den eigenen Bedarf nicht decken und ist auf Importe angewiesen.
In der Europäischen Union liegt die Selbstversorgung von Fleisch allerdings mit 122 Prozent deutlich höher. Die Verteilung ist allerdings nicht gleichmäßig, sodass Länder wie Dänemark etwa 400 Prozent ausmachen. Griechenland dagegen trägt hier nur mit 50 Prozent zum europäischen Wert bei.
Fleischverarbeitung weltweit
Weltweit ist Fleisch ein beliebtes Lebensmittel. Hier gibt es dennoch internationale Unterschiede. Denn bei Muslimen beispielsweise ist Schweinefleisch verboten. Andere Regionen ernähren sich überwiegend vegetarisch wie beispielsweise Indien. Die meistverzehrteste Fleischsorte ist Geflügel. An zweiter Stelle folgt Schweinefleisch. Rind- Und Kalbfleisch sowie Schaffleisch werden weniger häufig konsumiert. In Entwicklungsländern wird dabei eher weniger Fleisch verzehrt. In den Industrieländern lag der Pro-Kopf-Verbrauch zuletzt bei 69,5 Kilogramm im Jahr, in Entwicklungsländern nur bei 25,6 Kilogramm. Dort wird allerdings ein Anstieg des Fleischkonsums erwartet. Denn mit zunehmendem Wohlstand würde auch der Fleischverzehr steigen. So prognostizieren Experten für das Jahr 2029 einen durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 27,4 Kilogramm.
Daten weltweit:
- Pro-Kopf-Konsum: 33,7 Kilogramm
- Produktionsmenge: 333 Milionen Tonnen
- Rinderbestand: 999,7 Millionen Tiere
- Schweinebestand: 683,1 Millionen Tiere
Kritik an der der Fleischverarbeitung in Deutschland
Die Fleischindustrie ist allerdings häufig mit Vorwürfen konfrontiert. Nicht zuletzt, da es in Schlachthäusern und der Fleischverarbeitung häufig zu Skandalen kommt, wie dem Fall um Wilke im Jahr 2019. Hier waren Fleischwaren des Verarbeiters mit Listerien belastet. Wilke lieferte Fleischwaren unter anderem in Krankenhäuser. Drei Menschen sind durch diese Listeriosefälle verstorben.
Besonders kritisch sieht die Bundesregierung auch die Menge an Werkverträgen und Leiharbeitern. Hier sollen sieben von zehn Arbeitnehmern weder fest angestellt noch gut bezahlt sein. Zudem würde die Zahl der Beschäftigten aus dem Ausland wachsen.
Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen
Um Missstände in der Branche zu beseitigen, soll jetzt das Arbeitsschutzkontrollgesetz verabschiedet werden. Geplant sind hier unter anderem ein Verbot für Werkverträge und Leiharbeit. „Seit über 20 Jahren weisen wir auf die Missstände hin. Allerdings haben alle Selbstverpflichtungen und bisherigen Gesetze nicht dazu geführt, dass es für Betroffene in Werkvertrags- oder Leiharbeitsunternehmen besser geworden ist“, so Finn Petersen, stellvertretender Vorsitzender des NGG-Landesbezirks Nord. Die Gewerkschaft schätzt die Zahl der Werkverträge und Leiharbeiter in Schleswig-Holstein auf über 1.000.
Diese Zahl untermauert das in der Gesellschaft verbreitete Bild der Fleischbranche von schlecht bezahlten Mitarbeitern. In der Fleischverarbeitung und den Schlachthäusern gebe es keine Tarifstrukturen mehr urteilt die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung. Die Arbeitskosten lägen in Deutschland bei 32.000 Euro. Gegenüber Dänemark ist das gerade mal die Hälfte. Die Löhne für die Beschäftigten in der Fleischindustrie lagen im vergangenen Jahr ganze 36 Prozent unter dem Durchschnittseinkommen der Gesamtwirtschaft. Bei Frauen waren es sogar 38 Prozent.
Das Gesetz gegen Werkverträge und Leiharbeit sollte eigentlich zum Jahreswechsel in Kraft treten. Doch die CDU/CSU-Fraktion strich die Abstimmung von der Tagesordnung. Die Fraktion warnt vor einem strikten Verbot solcher Verträge ab 2021. CDU/CSU sind der Meinung, man könne dem Gesetz so nicht zustimmen. Denn so können bei besonders hoher Nachfrage nicht mehr ausreichende Mengen Fleisch produziert werden. Besonders sei hier die Grillsaison gemeint. Sorgen machen sich die Politiker um die 1.300 betroffenen Betriebe. Auch fürchten sie, dass sich das Gesetz auch auf andere Bereiche auswirken könnte. Die SPD wirft der Union Blockade vor. Sie sieht das als falsches Signal.