Nachhaltige Unternehmensführung ist die Antwort der Konzerne auf den demografischen Wandel und den stetig steigenden Anteil älterer Arbeitnehmer an den Bewerbern auf offene Stellen. Hier erfahren Sie, wie nachhaltige Unternehmensführung gelingt und warum ältere Mitarbeiter für Konzerne so wichtig sind.
Nachhaltige Unternehmensführung als Antwort auf den demografischen Wandel
Der demografische Wandel ist in Deutschland in vollem Gange und zeigt sich nicht nur als Herausforderung für die Rentenkassen. Vielmehr beginnt die Herausforderung schon bei den in Deutschland ansässigen Konzernen. Sie reagieren auf das steigende Durchschnittsalter der Bewerber auf offene Stellen, indem sie die nachhaltige Unternehmensführung in den Mittelpunkt stellen.
Mit Nachhaltigkeit ist in diesem Fall nicht gemeint, dass Unternehmensführung nach den Aspekten des Schutzes der Umwelt ausgerichtet wird. Vielmehr geht es um nachhaltige Herangehensweisen beim Personalmanagement. Nachhaltig ist dabei, dass Mitarbeiter möglichst fest an den Konzern gebunden werden sollen, um dadurch die Suche nach neuen Fachkräften so gering wie möglich zu halten. Diese Fachkräfte sind in einigen Branchen in Deutschland bereits jetzt nicht mehr in ausreichender Anzahl zu finden. Durch die niedrige Geburtenrate und den wachsenden Anteil der Personen über 50 an der deutschen Bevölkerung wird sich dieses Problem perspektivisch verstärken.
Einer Berechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nach sinkt die Zahl der Arbeitnehmer perspektivisch gesehen in den nächsten Jahrzehnten. Die Studie geht davon aus, dass im Jahr 2060 etwa 6,9 Millionen Arbeitnehmer weniger für den deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, als es derzeit der Fall ist. In diese Studie ist bereits eingeflossen, dass es eine jährliche Zuwanderung von durchschnittlich 200.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter und mit entsprechender Ausbildung gibt.
Das bedeutet für Konzerne und die Wirtschaft, dass Fachwissen gezielt gefördert und im Unternehmen gehalten werden muss. Je weniger Arbeitskräfte auf dem Markt zur Verfügung stehen, desto erbitterter wird der Kampf unter den Konzernen um die vorhandenen Fachkräfte. Das Alter der jeweiligen Bewerber wird nach Meinung der Experten dabei zukünftig kein Hindernis sondern ein Vorteil sein. Schließlich bedeutet ein höheres Lebensalter mehr Berufserfahrung, einen sichereren Umgang mit Kunden und Kollegen.
Welches Potential haben Mitarbeiter über 50?
Lange Zeit galten Arbeitnehmer im Alter über 50 als Risiko für eine Firma. Höhere Krankenstände, eine geringere Belastbarkeit und der baldige Eintritt in die Rente waren die Hauptgründe für diese Ansicht. Inzwischen findet bei vielen Firmen jedoch ein Umdenken in Richtung nachhaltige Unternehmensführung statt und die Wertschätzung älterer Angestellter steigt wieder.
Ihr Potential liegt klar auf der Hand:
- Umfangreiches Fachwissen in ihrem Beruf
- jahrelange Arbeitserfahrung
- Kenntnis der komplexen Arbeitsabläufe im Konzern
- Führungsqualität gegenüber jüngeren Mitarbeitern
Die nachhaltige Unternehmensführung setzt genau auf diese Stärken ihrer älteren Belegschaft und macht sie sich zu Nutze. Die enorme Arbeitserfahrung eines Angestellten, der seit 30 Jahren oder länger in seinem Beruf arbeitet, zahlt sich für Arbeitgeber aus. Gerade bei komplexen Sachverhalten oder besonders schwierigen Aufgaben ist Arbeitserfahrung ein Garant für eine effiziente Problemlösung.
Ebenso liegt ein großes Potential im Hinblick auf die Mitarbeiterführung in älteren Beschäftigten. Sie haben nicht selten Freude daran, ihr Fachwissen an jüngere Kollegen weiterzugeben. Das führt auf lange Sicht dazu, das Fachwissen im Firmen breiter verteilt wird und auch beim Ausscheiden einzelner Mitarbeiter aus dem Berufsleben weiterhin besteht. Informationen werden gezielt von einer Generation zur nächsten weitergegeben und breit gestreut. Das Resultat ist eine hohe fachliche Qualifikation der Belegschaft.
Ältere Arbeitnehmer als hervorragende Ausbilder
Ebenfalls eine effiziente Strategie, um dem Fachkräftemangel im eigenen Konzern vorzubeugen, ist die Ausbildung von neuen Fachkräften. Auch dabei spielen Mitarbeiter ab 50 eine wichtige Rolle. Die Azubis werden von ihren erfahrenen Kollegen bereits auf einem sehr hohen Niveau an die Arbeiten herangeführt und fachkundig über die Dauer der gesamten Ausbildung begleitet.
Ausbilder mit hohem Lebensalter sind nicht nur fachlich kompetente Lehrmeister, sondern dienen den jungen Auszubildenden als Vorbild und Mentor. Immer komplexere Anforderungen im Beruf fordern nicht nur fachlich viel von den Azubis. Sie benötigen auch eine starke Persönlichkeit, Teamfähigkeit und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung. All das lernen sie von ihren erfahrenen Ausbildern.
So kann altersgerechte Arbeitsgestaltung aussehen
Um als Arbeitgeber für die Berufsgruppe ab 50 interessant zu sein, sollten Firmen eine gewisse Flexibilität und entsprechende Infrastruktur aufweisen. Nur dadurch ist nachhaltige Unternehmensführung auf lange Sicht umsetzbar. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters solcher Arbeitnehmer nimmt die körperliche Belastbarkeit im Arbeitsalltag ab.
Ein Schritt in Richtung nachhaltige Unternehmensführung ist daher das Modell der Altersteilzeit. Bei ihr haben Mitarbeiter ab einem bestimmten Lebensalter die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit zu verkürzen. In einigen Unternehmen wird das dadurch wegfallende Gehalt teilweise sogar durch den Arbeitgeber aufgefangen. Die etwas kürzere Wochenarbeitszeit ist für viele Arbeitnehmer über 50 interessant und dient auch als Motivation und fördert die Mitarbeiterbindung. Wichtig ist, dass ein solches Modell der Altersteilzeit nicht nur im Unternehmen eingeführt wird, sondern dass die Informationen darüber auch allen älteren Mitarbeitern zugänglich sind.
Eine andere Möglichkeit zur altersgerechten Arbeitsgestaltung ist die Anpassung des Arbeitsplatzes. Möglicherweise ist ein Wechsel von einer stehenden in eine sitzende Tätigkeit oder von einer ausführenden hin zu einer anleitenden Position sinnvoll.
Besondere Angebote für ältere Angestellte wie etwa Fitnesskurse zur Stärkung des Rückens oder Kurse zur Entwicklung von Entspannungstechniken tragen ebenfalls zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Das gilt selbstverständlich nicht nur für den älteren Teil der Belegschaft. Auch können Zuschüsse zur Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr eine Entlastung für ältere Arbeitnehmer darstellen. Der tägliche Weg zur Arbeit kann dann zur Entspannung genutzt werden und ist eine deutlich niedrigere Belastung, als die tägliche Fahrt mit dem eigenen PKW zur Arbeitsstelle.
Wer als Arbeitgeber davon ausgeht, dass sich Weiterbildungen nur bei jungen Mitarbeitern lohnen, der verschenkt das Potential der erfahrenen Belegschaft. Auch sie zeigt durchaus Bereitschaft und Interesse an Weiterbildungen und kann dadurch zur Ergänzung der Berufserfahrung neue Fähigkeiten erlangen. Daher lohnt sich im Rahmen nachhaltiger Unternehmensführung auch die Investition in Schulungen und Weiterbildungen von Mitarbeitern über 50 Jahren. Das gilt besonders dann, wenn die Arbeitsbedingungen des Mitarbeiters passend zu seinem Alter geändert werden sollen und er möglicherweise ein neues Tätigkeitsfeld übernimmt.
Video: Nachhaltige Unternehmensführung mit Herz, TimeToDo.ch 05.05.17 Eliane Zimmermann
Flexi-Rente für mehr Nachhaltigkeit im Personalmanagement
Im Jahr 2016 wurde die Flexi-Rente für Angestellte verabschiedet. Sie bietet all jenen eine Möglichkeit zur längeren Arbeit, die nicht im regulären Rentenalter von heute auf morgen komplett aus dem Berufsleben ausscheiden wollen. Die erfahrenen Mitarbeiter haben dadurch die Möglichkeit, ihre Erfahrung, die erlangen Informationen und das Fachwissen an jüngere Kollegen weiterzugeben und gleichzeitig in einem deutlich reduzierten Umfang noch Teil des Berufslebens zu sein.
Das Modell der Flexi-Rente sieht vor, dass Angestellte ab einem Alter von 63 Jahren nach mindestens 35 Jahren Berufstätigkeit vorzeitig Rente beziehen, jedoch gleichzeitig in geringerem Umfang arbeiten. Bis zu einem Verdient von derzeit 6.300 Euro pro Jahr wird das Einkommen nicht mit der Rente verrechnet. Darüber liegende Beträge werden hingegen nur zu 40 Prozent auf die Rentenhöhe angerechnet.
Für Arbeitnehmer bietet sich der Vorteil, dass sie weiter Teil der Berufswelt sind und einen geregelten Tagesablauf, soziale Kontakte und berufliche Herausforderungen haben. Gleichzeitig ist die Arbeitsbelastung durch die verkürzte Arbeitszeit jedoch geringer. Außerdem kann vom Gehalt auch weiterhin in die Rentenkasse eingezahlt werden, um so auf lange Sicht die Rentenhöhe zu steigern.
Der Vorteil für das Management der Personalabteilung besteht darin, dass erfahrene Mitarbeiter durch die Flexi-Rente nicht von heute auf morgen komplett mitsamt ihrem Fachwissen und der Erfahrung aus dem Konzern ausscheiden. Stattdessen kann die Übergangszeit genutzt werden, um das erlangte Wissen an Kollegen weiterzugeben. Außerdem wird dadurch der Fachkräftemangel einiger Branchen etwas aufgefangen und die Suche nach einem Nachfolger ist weniger zeitkritisch. Sobald dieser gefunden ist, kann er noch vom Angestellten in Altersteilzeit eingearbeitet werden. Dadurch geht das firmenspezifische Fachwissen nicht verloren, sondern wird von einer Generation an die nächste übergeben.
Fazit: nachhaltige Unternehmensführung als Chance
Die nachhaltige Führung eines national oder international agierenden Konzerns legt also ein großes Augenmerk auf die möglichst langfristige Beschäftigung erfahrener und älterer Mitarbeiter und spart dadurch Kosten für die Personalsuche, die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und die Weitergabe von Kompetenzen. Nachhaltig ist dabei auch die Investition in erfahrene Mitarbeiter, die ihre Kompetenzen später an jüngere Kollegen weitergeben und dem Management der Personalabteilung die Arbeit erleichtern. Für den älteren Arbeitnehmer bietet sich der Vorteil einer verantwortungsvollen und auf das eigene Lebensalter und die individuelle Leistungsfähigkeit abgestimmten Tätigkeit.
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